Al-Māʾida![]() Al-Māʾida (arabisch المائدة ‚Der Tisch‘) ist die 5. Koransure. Sie umfasst 120 Verse und ist damit die zwölftlängste Sure. Offenbart wurde sie in Medina. In chronologischer Reihenfolge ist sie die 114. und damit letzte Sure des Korans. Der Titel der Sure bezieht sich auf ihren 114. Vers, in dem vermutlich auf die Wundersame Brotvermehrung und das Abendmahl Jesu Bezug genommen wird. In Sure 5:3[1] wird eine Beziehung zwischen dem Islam und dem arabischen Begriff Dīn hergestellt, der die Bedeutung von „Religion“ hat, allerdings auch die Konnotation von „Schuld“ besitzt: „Ich habe für euch den Islam als Religion erwählt“. Nach islamischer Tradition wurde dieser Vers bei der Abschiedswallfahrt Mohammeds in der Ebene ʿArafāt geoffenbart. Sure 5:6[2] enthält die Offenbarung der Reinheitsregeln. Diese sind im Rahmen von al-Mash ʿalā l-chuffain zwischen Sunniten und Schiiten umstritten. Erstere erlauben es, während letztere diese Praktik verbieten.[3] Der Koran erzählt in der Sure unter anderem die Geschichte von Kain und Abel ohne Namensnennung, wobei der unschätzbare Wert des menschlichen Lebens unterstrichen wird (Sure 5:27–31).[4][5][6] Vers 5:32 paraphrasiert und kommentiert den Traktat Sanhedrin der Mischna. Folgend ein Auszug des Originals aus dem Talmud:
– Talmud[7] Zum Vergleich der koranische Text:
– Rudi Paret: Sure 5:32
– Rudi Paret: Sure 5:33 Der islamische Theologe Abdullah Takim nutzte diesen Vers, um die Terroranschläge am 13. November 2015 in Paris zu verurteilen.[8] Anhänger des wahhabitischen und salafistischen Islams begründen ihre Doktrin Al-walāʾ wal-barāʾa ('Loyalität und Lossagung') unter anderem mit Sure 5:51.[9] Die Schweizer Koranexegeten Kerem Adigüzel und Ayman Teryaki hingegen sehen darin die Aufforderung, nicht mit Nicht-Muslimen gemeinsame Sache gegen Muslime zu machen.[10]
– Sure 5,51, Übersetzung Rudi Paret, seine Ergänzungen in Klammern Die saudi-arabische Übersetzung hingegen nutzt das Wort „Beschützer“ statt "Freunde":
Den Begriff auliyāʾ, der hier mit „Beschützen“ übersetzt wird, interpretieren Kerem Adigüzel und Ayman Teryaki ebenfalls so. Ihrer Auffassung nach habe dies mehr mit Verbündeter zu tun als mit Freund (صديق, DMG ṣādiq). Das Wort Freund (ṣadīq) komme an anderer Stelle vor, beispielsweise in 24:61[12] und 26:101.[10][13] Diese Interpretation lässt jedoch außer Acht, dass es durchaus den Begriff „Freund Gottes“ (walī Allāh) gibt, wo der den Singular von auliyāʾ verwendet wird.[14] Adigüzel und Teryaki zufolge sei es logischer, da Gott den Gläubigen doch nicht die Heirat mit Christen und Juden erlauben, die Freundschaft zu ihnen verbieten könne. Anders als Salafisten und Wahhabiten leiten die beiden daraus jedoch keine Lossagung von Christen und Juden ab, sondern verweisen auf andere Verse, in denen zur friedlichen Koexistenz aufgerufen wird. 5:51 sei lediglich in Bezug auf politische Gegebenheiten zu verstehen. Muslimen sei es folglich untersagt, sich mit Nicht-Muslimen gegen Muslime zu verbünden, wie dies beispielsweise im 19. Jahrhundert gegen das Osmanische Reich geschehen sei.[10] Vers 5:56[15] enthält den Begriff حزب الله, DMG ḥizb Allāh im Sinne von „Partei Gottes“. Ein Teil des Verses findet sich dementsprechend auf der Fahne der Hisbollah: فَإِنَّ حِزْبَ اللهِ هُمُ الْغَالِبُونَ: Die auf Gottes Seite stehen, werden Sieger sein. Sure 5:90-92[16] bezeichnet Wein und Glücksspiele als „Greuel von Satans Werk“. Das graduell eingeführte Alkoholverbot im Islam nimmt erst hier die vollständige Form an. Einzelnachweise
Information related to Al-Māʾida |