Schon vor tausenden Jahren gab es in dieser Region eine durchgehende Besiedlung. Grabungen, die im Zuge eines geplanten Straßenausbaues getätigt worden sind, brachten Reste aus der Jungsteinzeit zu Tage.[2]
Unter den Römern lag das heutige Bad Sauerbrunn dann in der Provinz Pannonia. 1923 wurde eine Probegrabung zwischen Pöttsching und Sauerbrunn vorgenommen und das Vorhandensein einer römerzeitlichen Villa rustica (eines Gutshofes) am linken Ufer des Edelbaches (Siebenwirteichbach) bestätigt. Münzfunde aus dem 4. Jahrhundert zeugen davon, dass es in diesem Raum noch in Spätantike und der beginnenden Zeit der Völkerwanderung reges wirtschaftliches Treiben gab.
Entstehung von Sauerbrunn
Die erste wissenschaftliche Erwähnung der Quellen findet sich in Johann Heinrich Cranz‘ Monographie von 1777 über die Heilquellen des Reiches.[3]
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist die heutige Ortschaft auf dem Gemeindegebiet von Pöttsching entstanden. Zu dieser Zeit begann die verstärkte Nutzung der Mineralwasserquelle, die dann auch als „Pöttschinger Sauerbrunn“ bekannt wurde.
1800 ließ Fürst Nikolaus Esterházy das Wasser untersuchen, die Quelle fassen und überdachen. In weiterer Folge wurde dann 1803 auch ein Gasthaus errichtet.
Der österreichische Beamte Matthias Franz Perth (1788–1856) hat in seinem umfassenden Tagebuch (über die Jahre 1803 bis 1856) auch einen Besuch von Mitte September 1814 aufgezeichnet.
Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden nur drei große Gebäude: Ein Gasthaus, die Station „Pöttschinger Sauerbrunn“ und das Badehaus von Dr. Fink.
Der Ort Sauerbrunn ist seit 1847 durch die Mattersburger Bahn erschlossen.
1852 erhielt der Wiener Neustädter Arzt Dr. Josef Fink die Erlaubnis, den Pöttschinger Sauerbrunnen zu Heilzwecken auf 50 Jahre zu nutzen, damit für den Ort durch die Errichtung von Trink- und Badeanstalten und der Versendung des Sauerwassers ein größerer Nutzen erreicht werden konnte. Der unentgeltliche Bezug des Mineralwassers für die Einwohner von Pöttsching und der Nachbarorte blieb bestehen. 1853 ließ Dr. Fink ein zweistöckiges Kurgebäude errichten; 1857 wurde das gutherrschaftliche Gasthaus aufgestockt, sodass weitere Zimmer angeboten werden konnten. Nach dem Tod des Arztes versuchten dessen Erben im Jahr 1861 Quelle und Grundstücke um das Kurhaus vergeblich als Eigentum zu erwerben; die Esterhàzysche Gutsverwaltung vergab weiterhin nur Pachtverträge.
Bad Sauerbrunn erhielt 1901 die Erlaubnis, den Titel Kurbad zu führen.
Der Ort entwickelte sich bald zum beliebten Sommerwohnsitz der Wiener, Budapester und Soproner Gesellschaft.
Die Errichtung eines Sanatoriums und einer Kuranstalt durch den Wiener Arzt Hermann Grimm, der als neuer Pächter der Badeanstalt nach Sauerbrunn kam, erhöhte den guten Ruf des Kurbades.
Die 1904 begonnenen Bemühungen, Sauerbrunn zur Gemeinde zu erheben, führten 1909 dazu, dass man den Status einer Kleingemeinde erlangte, deren amtlicher Name dann Savanyúkút lautete. Da sich der Ort so günstig weiterentwickelte, wurde die Kleingemeinde im Jahr 1911 zur Großgemeinde mit eigenem Notariat und Matrikelamt umgestaltet.
1908/09 wurde in der Postgasse ein E-Werk eröffnet, das mit einem 45-PS-Dieselmotor und einem 120-PS-Benzinmotor betrieben wurde.[4]
Der Erste Weltkrieg führte zur Errichtung einer Rekonvaleszenten-Station und in weiterer Folge wurde in den Villen Hartig und Neuhaus auch ein Spital eingerichtet.
Über die Zeit um 1919 berichtete Joseph Roth in der Wiener Tageszeitung Der neue Tag unter dem Titel Reise durchs Heanzenland. Sein Weg führte ihn damals von der Wiener Neustadt über Neudörfl, Bad Sauerbrunn und Zinkendorf nach Ödenburg.[5]
Am 31. März 1930 übersiedelte die Landesregierung endgültig nach Eisenstadt. Die Gemeindewiese wurde der Kurkommission zur Gestaltung eines Parks überlassen.
1934 verloren die Sozialdemokraten ihre Sitze im Gemeinderat und in der Kurkommission.
Obwohl an die zwei Drittel aller Kurgäste Juden waren, ergab die sogenannte Volksabstimmung vom 10. April 1938 nur Ja-Stimmen für den Anschluss.
Auch in Sauerbrunn wurden nach dem Anschluss die jüdischen Mitbürger enteignet, vertrieben oder in Todeslager verbracht.
Durch den Zweiten Weltkrieg sowie durch die Vertreibung der Juden und der Systemgegner kam der Kurbetrieb völlig zum Erliegen. Die unbenützten Räumlichkeiten wurden in den letzten Kriegsjahren für Büros und Heime von Rüstungsbetrieben (Raxwerke) verwendet.
In der Zeit der NS-Herrschaft musste auch die Verwaltung der katholischen Administratur von Mattersburg nach Sauerbrunn verlegt werden.
Am 1. April 1945 marschierten Einheiten der Roten Armee ein und übernahmen die militärische und administrative Gewalt. Zu den Schäden, die Faschismus und Krieg hinterlassen hatten, kamen dann noch die harten Zeiten der Besetzung durch die Sowjetarmee.
Nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedererrichtung der Republik Österreich entstand auf Betreiben der UdSSR auch das Burgenland wieder als Bundesland.
Der gezielte, wenn auch langwierige Ausbau der Tourismus- und Kureinrichtungen, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden waren, sowie die hohe Qualität der Heilquellen führten zur Berechtigung, mit 1. Jänner 1987 den Gemeindenamen „Bad Sauerbrunn“ zu führen.[8] Als Vorarbeit wurde deswegen die Heilbad Betriebsgesellschaft gegründet und von 1982 bis 1985 ein neues Kurmittelhaus errichtet.
Im Juli 2006 wurde in der denkmalgeschützten, entsprechend adaptierten „Hartigvilla“ die „Waldklinik Bad Sauerbrunn“ als erste (und inzwischen wieder geschlossene) Schönheitsklinik des Burgenlandes eröffnet.[7][9]
2024 wurden die Bauarbeiten für ein neues Gemeindezentrum am Brunnenplatz begonnen.[10]
Bevölkerungsentwicklung
Die noch unter ungarischer Verwaltung durchgeführten Volkszählungen weisen für Bad Sauerbrunn einen Anteil magyarischer Bevölkerung von 21,8 % aus (sowohl 1910 als auch 1920), was den höchsten Anteilswert im Bezirk Mattersburg darstellt. Mit der Angliederung des Burgenlandes an Österreich änderte sich die Situation (1923: 4,8 %). 2001 zählten 1,6 % der Bewohner zur Volksgruppe der Burgenlandungarn (Wohnbevölkerung mit österreichischer Staatsbürgerschaft).
Auch die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung änderte sich: Die Zahl der Evangelischen stieg von 42 1910 (6,0 %) auf 185 im Jahre 1961 (11 %). Mit der Entwicklung Sauerbunns zum Kurort ist auch eine kleine, dauerhaft in Sauerbrunn ansässige jüdische Gemeinde entstanden, die eine Filiale der Kultusgemeinde von Mattersburg war. Diese umfasste 1920 80 Personen (6,8 %). Der Plan, aus dem Elektrizitätswerk eine Synagoge zu machen, konnte nicht mehr verwirklicht werden.[11] Es gab einen jüdischen Friedhof, der auch heute noch besteht. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurden auch die Sauerbrunner Juden vertrieben und mussten unter starkem Druck ihren Besitz verschleudern bzw. wurde dieser „arisiert“. Nur wenige kehrten als Überlebende der Shoah nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Bad Sauerbrunn zurück.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Gemeindequelle bringt einen Magnesium-Calcium-Natrium-Hydrogencarbonat-Sulfat-Säuerling zutage, der den höchsten Magnesiumgehalt Österreichs hat. Dieses natürliche Heilwasser wird für therapeutische Zwecke im Gesundheitszentrum und Kurzentrum verwendet.
Nebenan befindet sich die onkologische Rehabilitationsklinik „Der Sonnberghof“ (näheres unter Infrastruktur).
Kurpark mit Rosarium: Rosengarten mit mehr als 2000 Rosen
Badeanlage
Ehemalige Villa Paula
Villenanlage, Villa Hartig I, Villa Hartig II und Gartenhaus
Gemeindeamt
Aussichtsturm nahe dem Florianikreuz, 28 Meter hoher Baumstamm mit umlaufender Wendeltreppe. Politisch steht dieser Aussichtsturm schon auf dem Pöttschinger Hotter, der hier im Rosaliengebirge eine Exklave hat, er ist aber nur von Bad Sauerbrunn aus zu erreichen und wurde auch von der Gemeinde Bad.Sauerbrunn finanziert.
Bereits 1853 wurde von Dr. Josef Fink ein zweistöckiges Kurgebäude errichtet.
1903 wurde in Bad Sauerbrunn unter dem Pächter und Kurarzt Dr. Hermann Grimm ein Sanatorium und Kurinstitut erbaut.
Die 1967 gefundene Quelle, ein Magnesium-Calcium-Natrium-Hydrogencarbonat-Sulfat-Säuerling, zählt zu den magnesiumreichsten Quellen Österreichs.[12]
Für das heutige Gesundheitszentrum Bad Sauerbrunn wurde 1985 der Grundstein gelegt, die Thermal-Heilquelle wurde 1997 erschlossen.
Die onkologische Rehabilitationsklinik „Der Sonnberghof“ mit rund 121 Zimmer wurde 2010 eröffnet. Sie ist die größte und 2010 zudem die erste ausschließlich auf onkologische Rehabilitation spezialisierte Einrichtung im Osten Österreichs für die Rehabilitation von Menschen nach oder mit einer Krebserkrankung.[13]
Bad Sauerbrunn ist seit 1847 mittels der Mattersburger Bahn (Wiener Neustadt bis Sopron) und mit dem Bus an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Die Fahrzeiten mit der Bahn in die Bezirkshauptstadt Mattersburg und nach Wiener Neustadt betragen etwa 10 bis 12 Minuten (Verkehr tagsüber mindestens stündlich).
In Bad Sauerbrunn gibt es u. a. einen Lebensmittelmarkt (Adeg), mehrere gastronomische Betriebe, ein Freibad und außerhalb des Zentrums einen Badesee (Römersee).
Bürgermeister ist seit der Gemeinderatswahl 2002 Gerhard Hutter (LIBS). Bei der Bürgermeisterdirektwahl 2017 wurde er von 67,12 % der Wähler in seinem Amt bestätigt. Seine Mitbewerberinnen Petra Pahr-Gold (SPÖ) und Roland Hajos (FPÖ) kamen über 25,47 % bzw. 7,42 % nicht hinaus.[15] In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats wurde August Gruber (LIBS) zum Vizebürgermeister gewählt.[19]
Bei der Wahl 2022 wurde Gerhard Hutter mit 59,40 Prozent der Stimmen als Bürgermeister bestätigt.[14]
Blasonierung: „In blauem Schild unter einem seitlich und oben an die Schildränder anstoßenden silbernen Viadukt eine silberne Brunnenschale mit zwei blauen Streifen, aus der eine silberne Fontäne aufsteigt, die von silberumrahmten blauen Perlen begleitet wird.“
Gemeindepartnerschaften
Bad Sauerbrunn unterhält eine Partnerschaft mit der mittelfränkischen Stadt Spalt in Bayern.
Persönlichkeiten (Auswahl)
Walter Arlen (1920–2023), österreichischer und US-amerikanischer Musikkritiker der LA Times und Komponist, Ehrenbürger von Bad Sauerbrunn[21]
Kurt Balla (1923–1995), Politiker, Bürgermeister von Bad Sauerbrunn
Richard Berczeller (1902–1994), Arzt, Autor und Filmschauspieler, 1930–1938 Gemeindearzt von Mattersburg
Heinz Fahnler (1942–2008), FIFA-Schiedsrichter, Chefredakteur der Wiener Zeitung
Karl Hofer (* 1929), Autor, ehemaliger ORF-Landesintendant im Burgenland
Renate Kramer-Preisenhammer (1922–2023), Professorin für Klavier an der Universität für Musik Wien, lebte in Bad Sauerbrunn[22]
Johann Stockinger (1880–1962), Metallarbeiter und Politiker, Vizebürgermeister von Bad Sauerbrunn
Toni Stricker (1930–2022), Komponist und Geiger, Ehrenbürger von Bad Sauerbrunn
Literatur
Rudolf Balasko, Gertrude Kern, Robert Sommer: Bad Sauerbrunn: Ortschronik in drei Teilen. Gemeinde Bad Sauerbrunn, Bad Sauerbrunn 1999.[23]
↑Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band II, Residenz Verlag, Salzburg und Wien, 1983, S. 469
↑Christopher Meiller: Mit Joseph Roth ins jüdische Burgenland. In: Koschere Melange. Das Blog des Österreichischen Jüdischen Museums - ISSN 2410-6380. Österreichisches Jüdisches Museum, archiviert vom Original am 2. März 2021; abgerufen am 13. Januar 2024.