Melun mit seinen beiden Eisenbahnbrücken über die Seine.
Nutzungsänderung des ehemaligen Bahnhofgebäudes von Villabé zum Haus der Vereine, 2016.
Obwohl schon Mitte der 1840er Jahre eine Konzession für die Strecke Corbeil–Melun ermöglicht wurde,[2] nahm sie erst mit dem Freycinet-Plan Gestalt an, und wurde am 26. Mai 1883 in die Verantwortung der Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (PLM) gelegt. Damit erhielt sie auch eine strategische Funktion.[3] Nach einer Eventualkonzession vom 26. Mai 1883 erklärte man am 22. Juli 1889 die Vereinbarung durch ein Gesetz für endgültig.[4] Die Inbetriebnahme erfolgte am 1. Juni 1897, die offizielle Einweihung vier Wochen später am 27. Juni 1897.[3] Dieser Anlass wurde auch dazu genutzt, einige örtliche Honoratioren mit dem Orden Pour le Mérite auszuzeichnen.[5]
Zu den bereits bestehenden Knotenbahnhöfen in Corbeil, Melun und Montereau wurden mit der Streckeneröffnung dreizehn neue Bahnhöfe eingeweiht. Drei weitere Bahnhöfe in Essonnes-Robinson, Boissise-le-Roi (beide 1955) und Le Plessis-Chenet (1965) kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu.
Diese neue Trasse musste sich in bereits bestehende Infrastruktur einpassen, was eine Vielzahl von Veränderungen im bestehenden System notwendig machte. Insbesondere rund um den wichtigsten Unterwegshalt Melun wurde durch die Brücke über die Avenue Thiers, der ehemaligen N 6, am westlichen Bahnhofseingang eine völlige Umgestaltung notwendig. Größtes Einzelbauwerk war die 147 m lange Stahlbrücke über die Seine, die im Sommer 1940 wegen der vorrückenden deutschen Armee von französischer Seite gesprengt und wenige Monate später wieder aufgebaut wurde. Die Deutschen sprengten sie bei ihrem Rückzug nach Osten im August 1944 ebenfalls, bevor sie nach dem Krieg wieder errichtet und am 1. Februar 1946 für den Verkehr freigegeben werden konnte.[6]
Während der nördliche Abschnitt bis Melun auch von Pariser Vorortzügen RER D und Güterzügen befahren wird, ist der südliche Teil eher für den Fernverkehr bestimmt. Nur wenige Pendlerzüge verkehren hier. Außerdem dient dieser Abschnitt zur Verkehrslenkung, wenn es auf der Parallelstrecke zu Störungen kommt.
Corbeil-Essonnes: Chemin de Fer de Grande Banlieue (CGB). Teil eines umfangreichen Netzes von Nebenbahnen. Diese Strecke wurde von 1891 bis 1908 bedient,[7] nach anderer Quelle von 1912 bis 1949.[8]
Melun: Tramway de Melun. 1898–1930,[7] wohl auch Tramway Melun Verneuil-l’Etang über die N 36 ins 19 km entfernte Verneuil-l’Etang mit einer Betriebszeit von 1901 bis 1938.[9]
Melun: Tramways Sud-Seine-et-Marne (TSSM) nach Milly-la-Forêt, Betriebszeit 1899–1952; dazu gab es ein Vorprojekt von Melun nach Barbizon (1895–1913).[7] Eine andere Quelle spricht von der TSM mit 22 km langer Strecke und einer Betriebszeit von 1910 bis 1938.[10] sowie von einer weiteren, 12 km langen Strecke nach Barbizon, die zwischen 1899 und 1938 in Betrieb gewesen war.[11][12]
Vulaines-sur-Seine: Tramways de Fontainebleau à Valvins fuhr zunächst nur von Fontainebleau nach Valvins, später verlängert über die Seinebrücke zum Bahnhof von Vulaines-sur-Seine. Streckenlänge: 2978 m, Betriebszeit 1894–1934.[7][13]
Montereau: Compagnie de chemins de fer départementaux fuhr auf 52 km nach Château-Landon in dem Zeitraum 1888/1889 bis 1959.[14][12]
↑René-Charles Plancke: Histoire du Chemin de Fer de Seine-et-Marne. Amatteis 1991, S. 378.
↑ abcdHenri Zuber: Guide des sources de l’histoire des transports publics urbains à Paris et en Ile-de-France XIXe-XXe siècles. Sorbonne 1998, S. 265–266.
↑Corbeil Etampes. Archéologie ferroviaire (v2), Atlas des lignes de chemins de fer disparues.
↑Melun Verneuil-l’Etang. Archéologie ferroviaire (v2), Atlas des lignes de chemins de fer disparues.