Bahnstrecke Neumünster–Bad Oldesloe
Die Bahnstrecke Neumünster–Bad Oldesloe ist eine etwa 45 Kilometer lange eingleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn. Sie verbindet das mittelholsteinische Neumünster mit Bad Oldesloe, der Kreisstadt des Kreises Stormarn. GeschichteDie Strecke wurde am 10. Dezember 1875[4] durch die damalige Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. 1884 wurde die Eisenbahngesellschaft verstaatlicht. Bis 1945 war die damals zweigleisige Strecke Teil der Kaiserbahn Neumünster–Hagenow Land in Mecklenburg. 1907 wurde die Strecke aus durchgehend zweigleisig ausgebaut.[4] Die Strecke hatte strategische Bedeutung[5] durch die Möglichkeit, Züge der Relation Neumünster–Hamburg über Bad Segeberg zu führen. Dies geschah meist im Güterverkehr. Die Strecke war Drehort für einige Szenen des Spielfilms Lockende Sterne aus dem Jahr 1952.[6] Aufgrund des zurückgegangenen Verkehrsaufkommens wurde das zweite Streckengleis 1958 und 1959 stillgelegt und bis 1962 zurückgebaut.[4] Die Grundstücksflächen des zweiten Gleises blieben in Bahneigentum.[7] Am 29. September 1984 wurde der Personenverkehr auf dem Teilstück Neumünster–Bad Segeberg eingestellt. Die Strecke wurde jedoch weiterhin teilweise im Güterverkehr bedient und betriebsfähig vorgehalten. Mit dem Personenverkehr wurde der Güterverkehr zwischen Rickling und Fahrenkrug aufgegeben, am 25. September 1988 auch zwischen Kleinkummerfeld und Rickling, am 30. Mai 1990 schließlich zwischen Neumünster und Kleinkummerfeld. Teile des 1984 stillgelegten Bahnhofs Kleinkummerfeld wurden vom Verein Eisenbahnfreunde Mittelholstein erworben. Dieser richtete dort das seit 1986 bestehende Verkehrsmuseum Eisenbahnmuseum Bahnhof Kleinkummerfeld ein. Der Bahnhof Kleinkummerfeld, der für die Bedienung des am 3. Juni 1956 eröffneten Anschlusses Rickling-Ölweiche notwendig war, wurde nicht wieder in Betrieb genommen. Die Anschlussstelle Rickling-Ölweiche konnte von Kleinkummerfeld nur mit geschobenen Zügen erreicht werden, da dort keine Umfahrungsmöglichkeit vorhanden war. Die Anschlussstelle wurde etwa 1983 vor der Betriebseinstellung zwischen Neumünster und Bad Segeberg aufgelassen. Der an der Anschlussstelle vorhandene Haltepunkt wurde am 30. Mai 1981 das letzte Mal bedient.[4] Der Haltepunkt Fresenburg wurde vor 2024 aufgewertet.[8] Zweigleisiger Ausbau und ElektrifizierungBereits um 2004 gab es Ideen zum zweigleisigen Ausbau.[7] Nach Verlautbarungen aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sollte die Strecke zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden.[9] Davon hätte sowohl der Güter- als auch der Personenverkehr profitieren sollen. 2010 wurde in einer Überprüfung des Bedarfsplans das Nutzen-Kosten-Verhältnis des ca. 300 Millionen Euro teuren Projektes mit einem Wert von 0,6 bewertet und darf daher nicht mehr mit Bundesmitteln finanziert werden. Dies resultiert aus einer geringeren Nachfrage im Güterverkehr als ursprünglich im Bedarfsplan angenommen, da für die Überprüfung die Umsetzung der festen Fehmarnbeltquerung angenommen wurde.[10] Im Koalitionsvertrag des Kabinetts Günther II setzte sich die schwarz-grüne Landesregierung das Ziel, den „zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung […] voranzutreiben“.[11] Zusammen mit der durchgehenden Zweigleisigkeit und der Elektrifizierung sieht der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein im Zielkonzept eine Erhöhung der Streckenhöchstgeschwindigkeit auf 160 Kilometer pro Stunde vor.[12] Neben dem Haltepunkt Bad Oldesloe Ost, für den 2023 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden ist[13] und der Baubeginn für 2025 ankündigt wurde,[14] sollen weitere Haltepunkte Bad Segeberg Hamburger Straße östlich des Bahnübergangs an der Hamburger Straße und Bad Segeberg Oldesloer Straße auf Höhe der Oldesloer Straße[15] sowie ein Betriebsbahnhof bei Willingrade[12] entstehen. Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein strebte Stand Juni 2024 den Abschluss des Vorplanung bis Ende 2024 oder Anfang 2025, die Entwurfsplanung bis 2026 und den Planfeststellungsbeschluss bis 2027 an.[8] In einer ersten Baustufe vor 2030 soll in ein bis eineinhalb Jahren der Ausbau erfolgen[8] und die Strecke abgesehen vom Bereich einiger Brücken, die umfangreichere Planungen erfordern wie der Straßenüberführung der Bundesstraße 205 bei Neumünster, für die ein Neubau notwendig ist,[16] wieder zweigleisig werden.[7] Die Kosten für den Ausbau sollen zu 75 Prozent vom Bund und 25 Prozent vom Land getragen werden.[8] StreckenbeschreibungDie 43 Kilometer lange Strecke zwischen Neumünster und Bad Oldesloe ist eingleisig und nicht elektrifiziert.[17] Die Streckenhöchstgeschwindigkeit liegt zwischen Neumünster und Bad Segeberg bei 120 km/h und zwischen Bad Segeberg und Bad Oldesloe bei 100 km/h.[8] Die Strecke wird unter der VzG-Streckennummer 1043 mit dem Streckenanfang in Neumünster (km 74,376) und dem Streckenende in Bad Oldesloe (km 119,886) geführt.
FahrzeugeinsatzDie Deutsche Bundesbahn setzte vom Sommerfahrplan 1989 an Dieseltriebwagen der Baureihe 628 ein. Die Nordbahn Eisenbahngesellschaft setzte ab 2002 Dieseltriebwagen des Typs Alstom Coradia LINT 41 ein. Diese wurden ab dem 19. Februar 2024 bis Ende März 2024 durch Akkumulatortriebwagen des Typs Stadler Flirt Akku ersetzt.[18] VerkehrVon den späten 1950er bis zu den 1970er Jahren gab es einen Eilzug Flensburg–Neumünster–Bad Oldesloe–Hamburg, der die Strecke morgens befuhr. Nachdem das Bundesverkehrsministerium die von der Deutschen Bundesbahn beantragte Einstellung des Personenverkehrs auf der Reststrecke nicht genehmigt hatte, wurde auf dem verbliebenen Teilstück Bad Segeberg–Bad Oldesloe vom Sommerfahrplan 1989 an der Personennahverkehr im Stundentakt durchgeführt. Im Dezember 2002 wurde auf dem Abschnitt Neumünster–Bad Segeberg nach zahlreichen Verzögerungen der Personenverkehr wieder aufgenommen. Seitdem werden die Bahnhöfe Neumünster Süd AKN und Wahlstedt neu bedient. Seit Dezember 2002 wird die Strecke von der Nordbahn Eisenbahngesellschaft im Personenverkehr bedient. Die Strecke wird heute im Stundentakt von Regionalbahn-Zügen der Linie RB 82 befahren, für die Anschluss in Bad Oldesloe und Neumünster in alle Richtungen besteht.[17] Alle Züge befahren die gesamte Strecke und halten an allen Stationen, wobei es zwei Bedarfshalte – Altengörs und Fresenburg – gibt. Die Fahrzeit beträgt rund 45 Minuten. Sowohl das Land als Besteller der Fahrleistungen als auch die Betreibergesellschaft wurden von den hohen Fahrgastzahlen überrascht. Die Züge sind zu Stoßzeiten oft überfüllt. Als erste Maßnahme wurde ein Parallelverkehr mit Bussen eingeführt, da an einigen Stationen die Bahnsteige zu kurz für eine Doppeltraktion waren. Gleichwohl wurde ab dem 12. Dezember 2011 bei stark nachgefragten Verbindungen eine Doppeltraktion eingesetzt. Mit der Verlängerung der Bahnsteige in Fresenburg und Altengörs wurde ein Halt von Doppeltraktionen überall möglich. Die Strecke ist durch ihre geringe Kapazität tagsüber zu fast 100 % ausgelastet.[17] Daher kommt es bei Baustellen oder Umleitungen von Güterzügen über die Strecke immer wieder zu Ausfällen und Schienenersatzverkehr im Personennahverkehr.[8] Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein kündigte an, nach Abschluss der ersten Baustufe des Ausbaus 2030 zusätzlich zur Regionalbahn-Linie[7] über die Strecke eine stündliche Regional-Express-Linie Kiel–Bad Segeberg–Bad Oldesloe–Hamburg einzurichten und damit das Angebot auf zwei Züge pro Stunde und Richtung zu verdoppeln.[8] Langfristig sollen eine S-Bahn-Linie zwischen Kiel und Bad Segeberg sowie eine Regionalbahn-Linie zwischen Bad Segeberg und Hamburg eingeführt werden.[7][19] WeblinksCommons: Bahnstrecke Neumünster–Bad Oldesloe – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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