Bill Ramsey, Sohn einer Lehrerin und eines Werbemanagers, sang bereits in seiner Jugend in einer College-Tanzband. Als er von 1949 bis 1951 an der Yale-Universität in New Haven ein Soziologie- und Wirtschaftsstudium begann, sang er nebenher Jazz, Swing und Blues. Zu seinen Vorbildern gehörten Count Basie, Nat King Cole, Duke Ellington und vor allem Louis Jordan.
Wehrdienst
Wegen des Koreakrieges wurde in den USA die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt und Ramsey musste seinen Dienst bei der United States Air Force in Deutschland ableisten. Auch in dieser Zeit trat er nebenbei in Clubs auf und wurde im damals berühmten und heute noch existierenden Jazzkeller in Frankfurt am Main von einem Angestellten des SoldatensendersAFN gesehen und als Mitarbeiter im Bereich der GI-Betreuung engagiert. Dort wurde Ramsey Chefproduzent und hatte, wenn auch noch immer in Diensten der Air Force, mehr Zeit für Auftritte bei Festivals.
1958 bot ihm der Produzent Heinz Gietz einen Plattenvertrag an, und noch im selben Jahr erschien Ramseys erste Single bei Polydor. Die darauf befindlichen Schlager wurden zu einem kleinen Achtungserfolg und legten damit den Stil fest, mit dem der „Mann mit der schwarzen Stimme“ fortan zahlreiche Verkaufserfolge und Ohrwürmer landen konnte. Mit Souvenirs eroberte Ramsey 1959 die Spitze der deutschen Hitparaden. 1960 erreichte er mit dem FoxtrottGina, Gina von Heinz Gietz Platz 39 in den Top 50 des Fachblattes Musikmarkt. Der nächste Nummer-eins-Hit gelang ihm 1961 mit Pigalle (Die große Mausefalle).
1962 wechselte Ramsey gemeinsam mit Produzent Gietz zum Columbia-Label der EMI Group, wo er seinen Erfolg zunächst fortsetzen konnte. Bis Mitte der 1960er Jahre, als die Beatmusik den Schlagermarkt deutlich verkleinerte, war Ramsey regelmäßig in den deutschen Singlecharts vertreten. Die Popularität verschaffte ihm außerdem zahlreiche Auftritte bei Film und Fernsehen, wo er als Sänger und in komischen Nebenrollen zu sehen war.
Ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre nahm Ramsey überwiegend englischsprachige Lieder auf und widmete sich in erster Linie wieder dem Jazz und dem Blues. In dem musikalisch abwechslungsreichen Jahrzehnt erschienen aber auch Operetten-, Musical- und Beattitel sowie eine LP mit Kinderliedern von Ramsey (mit Conny Froboess). 1966 wechselte Ramsey zu Heinz Gietz’ Plattenfirma Cornet und noch im selben Jahr wiederum zur Polydor. Seit den 1970er Jahren erschienen zahlreiche Neu- und Wiederveröffentlichungen Ramseys unter verschiedenen Labels. Er trat noch regelmäßig als Schlager- und Jazzsänger auf, u. a. im Duo mit dem Gitarristen Juraj Galan, mit dem er mehrere Platten vorlegte. Die LP des Duos Live im Unterhaus bekam den Preis der deutschen Schallplattenkritik. 2008 und 2009 war er u. a. mit Max Greger und Hugo Strasser als „Swing-Legenden“ auf Tournee. Ab 2005 absolvierte er jährlich ein Wochengastspiel im Wiener Jazzland – ständige Mitglieder seiner Band waren: Martin Breinschmidvib, Richard Oesterreicherhm, Gerd Bienertg und Herbert Swobodap & cl. Anlässlich seines 85. Geburtstags veröffentlichte Ramsey 2016 die Doppel-CD My Words.
Film, Radio und Fernsehen
Bill Ramsey spielte in etwa 30 Filmen mit, hatte unzählige Fernsehauftritte und Tourneen durch Europa, die USA und Nordafrika. Er moderierte unter anderem die Fernsehsendungen Schlager für Schlappohren (1971), Talentschuppen (1974 bis 1980) und Show ohne Schuh’ (1973 bis 1982).[2] Er war viele Jahre Dozent an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Ab Ende der 1980er Jahre moderierte er bei hr2 Kultur die Sendung Swingtime (als Nachfolger der Swingparty eine der ältesten Hörfunksendungen der ARD, die im Mai 2018 ihren 60. Geburtstag feierte). Autoren der Sendung bis 1999 waren abwechselnd Matthias Spindler und Werner Wunderlich. Ab dem Jahr 2000 zeichnete ausschließlich Matthias Spindler als Autor verantwortlich, der schon zuvor auch als Produzent der Sendung bis zu deren Einstellung tätig gewesen ist. Ab 1998 mit Unterbrechungen bis zur letzten Ausgabe war sein Toningenieur Niels Reckziegel, Tonmeister VDT. Am 1. März 2019 wurde deren letzte Ausgabe gesendet, weil Ramsey die Moderation aus Altersgründen aufgab.[3] Auch als Synchronsprecher und Hörspielsprecher war Bill Ramsey zu hören.
In den 1950er Jahren wohnte Ramsey in der Frankfurter Pension Noelle. Seine Zimmernachbarin war Rosemarie Nitribitt, die, seinen Erinnerungen zufolge, „ständig und stundenlang das Gemeinschaftsbad blockierte und den Kühlschrank leer aß“.[8][9] In Zusammenhang mit ihrem späteren Tod wurde auch Ramsey polizeilich befragt.[10]
William „Big Bill“ Ramsey (A-Seite) / Riverside Syncopators Jazz-Band (B-Seite) (Split-LP mit Live-Aufnahmen vom Jazz Festival Sopot 1957; Polskie Nagrania Muza)
Sing ein Lied mit Onkel Bill (Kinderparty bei Bill Ramsey; mit Conny Froboess, Paul Kuhn, Ralf Paulsen und den Westfälischen Nachtigallen; 1965; Electrola)
Bill Ramsey singt Lieder seiner Heimat – Songs from Home (1965; Electrola)
Ballads & Blues (mit Paul Kuhn; 1965; Electrola)
Got A New Direction (& The Jay Five; 1966; Cornet)