Die Übertragung der Königreiche Neapel und Sizilien auf die spanischen Bourbonen erfolgte 1735 infolge des Wiener Präliminarfriedens, der den Polnischen Erbfolgekrieg (1733–1735/38) beendete. Der spanische Infant Karl, dritter Sohn von König Philipp V. (1683–1746) und ältester Sohn von dessen zweiter Gattin Elisabetta Farnese (1692–1766), herrschte von 1735 bis 1759 als Karl VII. im Königreich Neapel und als Karl V. im Königreich Sizilien, ehe er 1759 die Nachfolge seines Halbbruders Ferdinand VI. (1713–1759) als König von Spanien mit dem Namen Karl III. antrat.
Seine Nachfolge in Neapel und Sizilien übernahm sein Sohn Ferdinand, der als Ferdinand IV., König von Neapel (1759–1806), als Ferdinand III., König von Sizilien (1759–1815) und als Ferdinand I., König beider Sizilien (1815/16–1825) herrschte. 1768 heiratete er Maria Karolina von Österreich, eine Tochter von Maria Theresia, die bis zu ihrem Tode 1814 starken politischen Einfluss, insbesondere im Kampf gegen Napoleon, ausübte.
Per Dekret hob König Ferdinand im Jahr 1816 die Personalunion zwischen Sizilien und Neapel (Regno di Sicilia ulteriore) auf und vereinte beide Königreiche in einer Realunion. Der neu geschaffene Staat hieß „Königreich beider Sizilien“, Staatsoberhaupt blieb Ferdinand, als erster von vier aufeinander folgenden Monarchen. Der letzte, Franz II., wurde im Jahr 1861 im Zug der italienischen Einigung, des Risorgimento, als König beider Sizilien abgesetzt.
Könige
Name
Regierungszeit
Verwandtschaft
Anmerkungen
Könige des Hauses Bourbon-Sizilien
in Personalunion im Königreich Sizilien und im Königreich Neapel
Mit der Einigung Italiens (1860/61) und der Errichtung des Königreich Italien (1861–1946) verloren die Könige beider Sizilien ihren Thron. Alfons Maria von Neapel-Sizilien (1841–1934), ein Halbbruder des letzten Königs Franz II., folgte diesem als Familienoberhaupt und Thronprätendent. Gegen Ende seines Lebens söhnte er sich mit dem inzwischen regierenden italienischen Königshaus Savoyen aus, starb aber im Exil in Cannes.
Als Chef der Familie folgte ihm sein ältester Sohn Ferdinand von Bourbon-Sizilien (1869–1960), Herzog von Kalabrien, während der nächstjüngere, Carlos Maria de Bourbon (1870–1949), 1901 die Schwester des Königs Alfons XIII. von Spanien heiratete, Prinzessin María de las Mercedes de Borbón (1880–1904), seinerzeit Thronerbin ihres Bruders. Aufgrund der von Karl III. 1759 in einer Pragmatischen Sanktion verfügten Trennung der spanischen von der sizilianischen Krone verzichtete Carlos Maria daraufhin auf seine etwaigen sizilianischen Thronansprüche, erwarb die spanische Staatsangehörigkeit und nahm als „Don Carlos“, den Titel eines Infanten von Spanien an. Nachdem sein Schwager König Alfons XIII. jedoch noch Vater von sieben Kindern wurde und außerdem 1931 durch die Ausrufung der Republik seinen Thron verlor, entfiel der Grund für Carlos Marias sizilianischen Verzicht. Sein Sohn Alfons von Bourbon-Sizilien (1901–1964) beanspruchte daher 1960, nach dem Tod seines Onkels Ferdinand, der keine männlichen Nachfahren hatte, die Stellung als Chef des Hauses, in Konkurrenz zu seinem Onkel Ranieri, Herzog von Castro (1883–1973), dem durch den Verzicht von 1901 das Nachfolgerecht zugefallen war. Die Stellung eines Familienoberhaupts wird daher heute von zwei Vettern beansprucht: Pedro (* 1968), Herzog von Kalabrien, dem Sohn des 2015 verstorbenen Carlos von Bourbon-Sizilien, Infant von Spanien, und Carlo (* 1963), Herzog von Castro. Da Carlo zwei Töchter hat, dürfte der Mannesstamm des Hauses künftig von Pedros vier Söhnen fortgesetzt werden.