Braubach liegt am rechten Ufer des Rheins etwa zehn Kilometer südlich von Koblenz, dort wo der Mühlbach als rechter Zufluss des Rheins zwei tiefe Täler in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnitten hat. Diese Täler sorgen zum einen dafür, dass hier Straßen vom Rhein zu den umliegenden Ortschaften im Taunus gebaut werden konnten, zum anderen umschließt eines dieser Täler fast von allen Seiten mit Steilhängen einen einzeln stehenden Berg südöstlich von Braubach, der somit für die Anlage einer Burg ideale Voraussetzungen bietet. Hier wurde die Marksburg errichtet.
Stadtgliederung
Zur Stadt Braubach gehört auch der Stadtteil Hinterwald mit dem Wohnplatz Zippenhainermühle, zur Kernstadt Braubach selbst die Wohnplätze Dinkholder, Hof Bissingen, Im Mühltal, Marksburg, Hof Molkenborn, Hof Königstiel und Rhein-Taunus-Krematorium.[3]
Geschichte
Die Kelten besiedelten den Marksburgberg bereits in der La-Tène-Zeit (ca. 400 bis 100 v. Chr.).
Die wahrscheinlich erste urkundliche Erwähnung des Dorfes „Briubach super fluvium Reni“ erfolgte am 28. Juli 692, als ein Helingarius (oder Helmgar) dem Abt Giso der Bonner „Basilika St. Cassius und Florentius“ (Vorgänger der heutigen Münsterkirche) zu seinem Seelenheil einen Weinberg schenkte.[4] Dies ist zugleich eines der ältesten schriftlichen Zeugnisse zum rechtsrheinischen Weinbau.
Vermutlich entstand mit dem Bau der Marksburg (erstmals 1231 urkundlich erwähnt) eine städtische Ansiedlung unterhalb der Burg im Bereich der heutigen Altstadt.
Nach dem frühen Tod des Landgrafen im Jahre 1583 schieden Braubach und Rhens aus dem politischen Verband der Niedergrafschaft Katzenelnbogen aus, denn Philipp hatte seiner Frau Anna Elisabeth, einer Tochter des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, diese beiden Städte als Witwengut auf Lebenszeit überschrieben. Aufgrund ihrer Neuvermählung im Jahr 1599 wurde das Wittum Braubach 1602 aufgelöst und fiel damit zunächst zu gleichen Teilen an die verbliebenen drei hessischen Linien Kassel, Marburg und Darmstadt. Da Ludwig IV. von Hessen-Marburg zugunsten seines Neffen Moritz von Hessen-Kassel auf sein Anteil verzichtet hatte, gehörten nunmehr zwei Drittel des Amtes Braubach und der Pfandschaft Rhens zu Hessen-Kassel und ein Drittel zu Hessen-Darmstadt. Weil um 1627 die gesamte Niedergrafschaft an Hessen-Darmstadt fiel, kehrte auch das Amt Braubach – nunmehr endgültig – zur lutherischen Konfession zurück und teilte damit ein letztes Mal die politische Zugehörigkeit der übrigen katzenelnbogischen Ämter.[6]
1643 schied Braubach jedoch erneut und diesmal endgültig aus dem politischen Verband der Niedergrafschaft aus, denn Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt übergab das Amt an seinen Bruder Johannes, dessen Herrschaft sich fortan Hessen-Braubach nannte. Als sich Hessen-Kassel im Herbst 1647 der Niedergrafschaft bemächtigte, blieb Johann von Hessen-Braubach neutral, weshalb sein Gebiet von der im hessischen Hauptrezess vom 14. April 1648 verfügten Rückgabe der übrigen Niedergrafschaft an Hessen-Kassel ausgenommen blieb. Dieser Vertrag bestätigte die Verpfändung des Amtes Braubach und des Kirchspiels Katzenelnbogen an den Landgrafen Johann und dessen leibliche Erben, räumte jedoch Hessen-Kassel einen anteiligen Erbanspruch ein, falls Landgraf Johann keine leiblichen Erben hinterlassen sollte. Dieser Fall trat 1651 ein, und die Herrschaft Hessen-Braubach fiel zurück an das Haus Hessen-Darmstadt.[6]
Zum Jahresende 2013 hatten 38,7 % die evangelische Konfession und 36,4 % Einwohner die katholische. 25 % gehörten anderen Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften an, waren ohne Angabe oder gemeinschaftslos.[8] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Ende Juli 2023 hatten 29,3 % der Einwohner die evangelische Konfession und 28,8 % die katholische. 41,9 % gehörten anderen Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften an, waren ohne Angabe oder gemeinschaftslos.[9]
Günter Goß (CDU) wurde am 10. Juli 2024 Stadtbürgermeister von Braubach.[13] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich bei einer Wahlbeteiligung von 60,5 % mit 57,5 % der Stimmen gegen seinen einzigen Mitbewerber Holger Puttkammer (FBL) durch.[14]
Der Vorgänger von Günter Goß, Joachim Müller (CDU), hatte das Amt 15 Jahre ausgeübt.[13] Bei der Wahl 2024 trat Müller nicht mehr an.[15]
Ortsbezirk Hinterwald
Der Stadtteil Hinterwald ist der einzige ausgewiesene Ortsbezirk der Stadt Braubach. Auf die Bildung eines Ortsbeirats wurde verzichtet.[16]
Tobias von Tippelskirch (FBL) wurde am 10. Juli 2024 Ortsvorsteher von Hinterwald.[13] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit einem Stimmenanteil von mit 56,6 % gegen einen Mitbewerber durchgesetzt.[17]
Von Tippelkirchs Vorgänger Ulrich Pleimes (parteilos, unterstützt von der CDU) hatte das Amt seit 2011 ausgeübt. Zuletzt bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 73,75 % wiedergewählt worden.[18] Bei der Kommunalwahl 2024 trat er nicht erneut als Ortsvorsteherkandidat an.[19]
Die Symbole wurden 1581 erstmals in einem Siegel verwendet. Die Bedeutung oder Herkunft konnte nicht geklärt werden. 1935 wollte man den Stern verändern, weil er aufgrund seiner sechs Zacken als Davidsstern interpretiert wurde.
Bereits seit 1962 findet zwischen Braubach und Villeneuve-sur-Yonne ununterbrochen ein Schüleraustausch statt.[20]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt mit ihren engen Gassen ist noch heute geprägt durch zahlreiche Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.
Die Marksburg steht stellvertretend für den Burgenbau am Mittelrhein. Erst der Bau des Schlosses Philippsburg war Anlass, der Marksburg ihren Namen zu geben. Sie ist benannt nach dem Patron der Burgkapelle, dem Evangelisten Markus. Die Marksburg ist die einzige unzerstörte Höhenburg am Mittelrhein. Seit 1900 ist sie Eigentum des Vereins Deutsche Burgenvereinigung, der dort seit 1931 seinen Sitz hat.
St. Barbarakirche – ehemalige Pfarrkirche, 1276 unmittelbar an der Stadtmauer errichtet. Der Nordwest-Turm der Stadtbefestigung wurde später zum Glockenturm ausgebaut. Das markante Dach und die Turmhaube mit vier Gauben wurden 1688 aufgesetzt. Mit der Reformation wurde die St. Barbarakirche 1526 evangelisch und als Pfarrkirche bis 1901 genutzt. Im Laufe der Geschichte wurde die Kirche häufig verwüstet. Heute dient sie als evangelisches Gemeindezentrum. Vom ursprünglichen Bau sind noch der Turm und der Chor erhalten.
Die Evangelische Markuskirche wurde 1901 vom Kirchenbaumeister Ludwig Hofmann erbaut.
Martinskapelle – älteste Kirche in Braubach von 1242, Ersterwähnung um 1000
Obertor – östlichstes Tor der Stadtbefestigung
Kriegerdenkmal in den Rheinanlagen für die Gefallenen 1870/71 und 1914/18
Weinbau, Handwerk und Bergbau (1301 erstmals urkundlich erwähnt) sicherten den Haupterwerb der Braubacher Bevölkerung. Schon seit 1691 ist die Blei- und Silberhütte Braubach in Betrieb. Ein Erbe dieser Industrie war die schwere Umweltbelastung. Die Stadt Braubach wies eine der höchsten Bleibelastungen in Deutschland auf.[21] Bei der jüngsten umweltmedizinischen Untersuchung wurden bei der Bevölkerung keine gesundheitlich bedenklichen Werte mehr erreicht.[22]
Heute ist die ehemalige Blei- und Silberhütte, deren wegen des im Betrieb anfallenden Hüttenrauchs auf die Höhe führende Abgaskanäle in markanten Schornsteinen endeten, ein moderner Recyclingbetrieb (Berzelius Metall) für die Aufbereitung von Akkuschrott. Sie ist mehrfach ausgezeichnet für die Einhaltung strenger Umweltauflagen beim Recycling von Altbatterien.[23]
Schon im 19. Jahrhundert wurde der vornehmlich von der Marksburg bestimmte Tourismus neben der Hütte zum wichtigen Wirtschaftsfaktor. In den 30er Jahren wurden große Hotels eröffnet. In den 70er Jahren brach der Rheintourismus ein. Einen Aufschwung gab es wieder durch das Unesco-Welterbe Mittelrheintal und den Rheinsteig.[23]
Daneben ist Braubach vom Weinbau geprägt. Bekannte Weinlagen sind der Braubacher Koppelstein[24], der Braubacher Marmorberg[25] und der Braubacher Mühlberg[26], die zum Bereich Loreley gehören.
Wanderwege
Der Rheinsteig von Bonn nach Wiesbaden führt über die Marksburg und der Rhein-Camino (Jakobsweg) entlang des Rheines bis Straßburg und Basel geht durch den Ort.
Seit 1922 wird das Winzerfest gefeiert. Die Braubacher Winzer sahen eine Möglichkeit, ihre Weinkeller für die neue Ernte frei zu bekommen und dabei noch ein wenig zu verdienen.
Zunächst wurden dazu einfach ein paar Fässer auf die Straße gestellt und die Braubacher Bürger, die der Geselligkeit sehr aufgeschlossen gegenüberstehen, nutzten diesen Ausschank so rege, dass eine feste Einrichtung daraus wurde. Man einigte sich auf das erste Wochenende im Oktober, da dieser Termin in der Regel vor der jährlichen Traubenlese lag.
Damit hatte man auch gleichzeitig das letzte Winzerfest der Saison am Mittelrhein.
Weihnachtsmarkt
Der Braubacher Weihnachtsmarkt, bekannt für seine romantische Kulisse in der Altstadt und seine stimmungsvolle Atmosphäre, öffnet am zweiten Adventswochenende jeweils ab 14:00 Uhr seine Tore.
Von der Obermarktstraße über den historischen Marktplatz bis in die Schloßstraße erstrecken sich die Stände. Vorwiegend Hand- und Bastelarbeiten bestimmen das Angebot. Dieses reicht von Trockenfloristik, Filetstickereien, Patchworkarbeiten über selbst gemachte Uhren und Holzsachen bis hin zu Krippen mit Zubehör. Die Stadt Braubach als Veranstalter legt Wert auf die Auswahl der Stände. Bevorzugt werden Hobbykünstler und Waren, die zum Thema Advent und Weihnachten passen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Peter Braubach (≈1500–1567), ab dem Jahre 1536 erster Buchdrucker in der Reichsstadt Schwäbisch Hall
Bodo Heinrich Justus Ebhardt (* 5. Januar 1865 in Bremen; † 13. Februar 1945 auf der Marksburg bei Braubach) war ein deutscher Architekt, Architekturhistoriker, Burgenforscher, Gründer und langjähriger Präsident der Deutschen Burgenvereinigung.
Karl Heidelbach (* 26. März 1923 in Hanau; † 1993 in Köln) war ein deutscher Maler, der 1950–1967 in der Philippsburg zu Braubach lebte und arbeitete.[27]
Wolfgang David: Bergbau in Braubach. Eine Dokumentation mit 28 Abbildungen. Selbstverlag, Braubach 2001.
Karl Müller, Martina Kerber: Der Kräutergarten auf der Marksburg. Deutsche Burgenvereinigung e. V. 1996.
Hellmuth Gensicke: Geschichte der Stadt Braubach. Stadt Braubach, Braubach 1976.
David Lambert: Bergbau in Braubach, 138 Seiten, über 60 Abbildungen, Lahnbrück-Verlag, 2012.
Alexander Ritter: Konfession und Politik am hessischen Mittelrhein (1527–1685) (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 153), Darmstadt und Marburg 2007.
Klaus D. Schoch: Zwischen Rebenhügeln und großer Politik. Zur Geschichte der Stadt Braubach am Rhein im 20. Jahrhundert. 2 Bände, Edition DS, Braubach 2016.
↑ abcdefAlexander Ritter: Konfession und Politik am hessischen Mittelrhein (1527–1685). Darmstadt und Marburg 2007.
↑Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band393). Bad Ems März 2006, S.172 (PDF; 2,6 MB).Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.