Carroll Glenn wuchs in Chester (South Carolina) auf. Bereits ab dem vierten Lebensjahr wurde sie von ihrer Mutter an der Violine unterrichtet. Später war sie auch Schülerin von Felice de Horvath in Columbia.[1] Als 11-Jährige übersiedelte Glenn nach New York, wo sie an der dortigen Juilliard School bei Édouard Dethier studierte. Sie war bis dahin die jüngste Schülerin, die an dem renommierten Konservatorium Aufnahme fand.[2] Mit 15 Jahren schloss sie die musikalische Ausbildung an der Juilliard ab.[1]
Von 1943 bis zu ihrem Tod war sie mit dem US-amerikanischen Pianisten Eugene List (1918–1985) verheiratet. Aus der Ehe stammten zwei Töchter.[2] Das international auch unabhängig voneinander tätige Paar war in den 1960er-Jahren darauf bedacht, mindestens zehn Konzerte im Jahr gemeinsam zu spielen.[3]
Früh machte Glenn als talentierte Violinistin in ihrem Heimatland auf sich aufmerksam. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr hatte sie alle wichtigen US-amerikanischen Preise für Nachwuchsmusiker auf sich vereinen können – den Naumburg Prize (1938[1]), das Schubert Memorial sowie die Auszeichnungen der National Federation of Music Clubs und der New Yorker Town Hall (erster Auftritt dort am 7. November 1938, nach Gewinn des Naumburg Prize[1]).[2]
Ab 1941 trat Glenn als Solistin mit vielen US-amerikanischen Orchestern auf. Auch gab sie regelmäßig Konzerte mit ihrem Ehemann Eugene List.[1] Ab dem Zweiten Weltkrieg folgten auch regelmäßig Gastspielreisen der beiden nach Europa.[3] Glenns Spiel wurde als „kühn“ gelobt und sie bevorzugte die Werke amerikanischer Komponisten. Während ihrer Karriere arbeitete Glenn als Solistin weltweit mit den führenden Orchestern und Dirigenten zusammen, darunter Dimitri Mitropoulos, Pierre Monteux und Eugene Ormandy. Im Studio spielte sie alle Werke von Tschaikowski für Geige und Orchester sowie sämtliche Stücke von Richard Strauss für Streich- und Klavierinstrumente ein.[2] Eigenen Angaben zufolge wirkte sie für Westminster Records in Wien gemeinsam mit ihrem Ehemann auch an der ersten Aufnahme einer Ungarischen Rhapsodie mit, die Liszt einzig für die Violine komponiert hatte.[3] Ebenso nahm sie Werke des Komponisten Andrew Imbrie sowie frühe italienische Violinkonzerte auf.[2] Bei eigenen Konzerten war es ihr wichtig, selten gehörte Werke für das Publikum zur Aufführung zu bringen.[1]
Ihre letzte Tournee absolvierte Glenn im Sommer 1981 durch die Volksrepublik China. Dort spielte sie Recitals sowie mit Orchestern und lehrte an Konservatorien in Peking und Shanghai.[2]
↑ abcdefgKuhn, Laura (Hrsg.): Carroll Glenn. In: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians, Bd. 2. New York: Schirmer Reference, 2001. S. 593 (abgerufen via Datenbank Music Online von Alexander Street).
↑ abcdefghiEleanor Blau: Carroll Glenn, Concert Artist. In: The New York Times, 27. April 1983, Section D, S. 23.