Die Alte im WaldDie Alte im Wald ist ein Märchen (ATU 442). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 123 (KHM 123). InhaltEin armes Dienstmädchen überlebt als einziges einen Überfall bei einer Fahrt durch den Wald. Es weiß sich alleine nicht zu helfen. Da kommt ein weißes Täubchen und bringt ihm kleine goldene Schlüssel, um damit Bäume aufzuschließen, so dass es alles findet, was es braucht, wenn es essen, schlafen oder sich kleiden will. Schließlich bittet das Täubchen das Mädchen, in eine Hütte zu gehen, und ohne die alte Frau dort zu beachten einen schlichten Ring unter vielen prächtigen herauszusuchen und zu ihm zu bringen. Das Mädchen folgt dieser Aufforderung und findet den Ring im Schnabel eines Vogels im Käfig, den die Alte herauszutragen versucht. Als es draußen auf das Täubchen wartet, nimmt es der Königssohn in die Arme, der von der alten Hexe in einen Baum verwandelt war, und sie heiraten und werden glücklich. HerkunftGrimms Anmerkung notiert „aus dem Paderbörnischen“, vergleicht Jorinde und Joringel, die Hexe in Hänsel und Gretel, Circe und ein Lied von „Dürner (M. S. 2, 209a)“ mit einem sich belebenden Baum. Sie hörten das Märchen zwischen dem 23. und dem 26. Juli 1813 von Familie von Haxthausen in Bökendorf.[1] Es ähnelt sehr Jorinde und Joringel, das Märchenforscher Hans-Jörg Uther als direkte Vorlage vermutet.[2] In der Volksüberlieferung fand sich die Motivkombination kaum, obwohl ein eigener Märchentyp AaTh 442 eingerichtet wurde. Lutz Mackensen vermutete 1933 noch einen international verbreiteten Märchentyp mit Circe-Motiv in sonst germanoskandinavischer Motivkombination.[3] Ähnliche Märchen: KHM 3 Marienkind, KHM 21 Aschenputtel, KHM 47 Vom Machandelbaum, KHM 65 Allerleirauh, KHM 69 Jorinde und Joringel, KHM 88 Das singende springende Löweneckerchen, KHM 93 Die Rabe, KHM 127 Der Eisenofen, KHM 169 Das Waldhaus. Ludwig Tiecks Der blonde Eckbert. InterpretationWalter Scherf glaubt, dass das Mädchen den Geliebten aus einer dämonischen Sohn-Mutter-Bindung lösen muss, und vergleicht Cistl im Körbl in Zingerles Kinder- und Hausmärchen aus Tirol.[4] Der Vogel ist ein Bild der Seele oder des Heiligen Geistes. Man darf auch bedenken, unter welch missbräuchlichen Verhältnissen Dienstmädchen wirklich lebten. Hedwig von Beit deutet tiefenpsychologisch Baum und Taube als Aufspaltung des Prinzen in eine vegetierende und eine vergeistigte Hälfte infolge der Vorherrschaft der verschlingenden Mutter. Er kann nur befreit werden, indem das wahre Selbst (der schlichte Ring) auf eine Frau übertragen und so Gegensatz und Vereinigung zwischen Animus und Anima auf menschliche Ebene gehoben werden. Ulla Wittmann denkt an Märchen vom Tiergatten (Die Schöne und das Biest, KHM 88, 127), dem unbewussten Partner (Animus). Der Ring überwindet die Spaltung zwischen bewusst und unbewusst durch Transzendenz und Ganzheit. Es muss dem Unbewussten, hier einsame Alte, schweigend-meditativ entzogen werden. Zeichentrickserie
LiteraturPrimärliteratur
Nachschlagewerke
Tiefenpsychologische Deutungen
Einzelnachweise
WeblinksWikisource: Die Alte im Wald – Quellen und Volltexte
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