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Eckstein

Eckquaderung (regelmäßiges Kurz- und Langwerk), 1806

Mit den Begriffen Eckstein (auch Eckquader[1] oder Ortstein; lateinisch lapis angularis[2]; früher auch Eckband[3]) werden glatt oder grob behauene Werksteine in den Ecken eines Bauwerks bezeichnet.

Funktion und Gestaltung

Ecksteine wurden ursprünglich in Natursteinmauerwerken (vor allem Trocken- und Bruchsteinmauerwerk) als Verstärkung der Ecke eingebaut. Insbesondere an Gebäuden haben Ecksteine eine tragende Funktion, da sie durch die wechselweise Überlagerung der Schmal- und Breitseiten und ihr größeres Gewicht insgesamt stabilisierend wirken. Wegen dieser baustatischen Funktion sind Ecksteine meist größer und besser bearbeitet als die übrigen Steine des Gemäuers.[4]

Daneben werden Ecksteine als architektonisches Gestaltungsmittel und als Grundstein eines Gebäudes eingesetzt. Das häufigste Gestaltungsmittel ist der gleichmäßige Wechsel von Ecksteinen mit deren Schmal- und Breitseiten als sogenanntes Lang- und Kurzwerk.[5] Teilweise wurden die Ecksteine bzw. Eckquader in einer Putzfassade besonders herausgearbeitet gezeigt.

Wenn die Eckquaderung (auch Eckquadrierung genannt) ausschließlich der Gestaltung dient, kann sie als Ritzquaderung oder als Sgraffitotechnik ausgeführt sein. Ebenso ist das Aufmalen oder Aufputzen als Scheinarchitektur oder Trompe-l’œil möglich.

Geschichte

Die Anwendung von Eckquadern bei Bruchsteinmauerwerk war schon bei den Etruskern üblich.[6] An vielen Bruchstein- oder Feldsteinbauten der Antike und des Mittelalters sind Ecksteine die einzigen exakt behauenen Werksteine.

Symbolische Bedeutung

Eckstein als Grundstein mit Bronzerelief (Bonifatiuskirche Aachen)

Der Eckstein ist symbolisch auch der Grundstein.[7]

In der Bibel wird das Wort Eckstein im übertragenen Sinne verwendet. Im Psalm 118 wird das Heilswirken Gottes als Eckstein-Legung empfunden[2]:

Ich danke dir, dass du mich erhört hast; du bist für mich zum Retter geworden. Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. (Ps 118,21–25 EU)

Im Neuen Testament wird diese Psalmstelle von Jesus zitiert (Mt 21,42 EU, Mk 12,10 EU sowie Lk 20,17 EU) und auf ihn bezogen: 1 Petr 2,4–8 EU. Sie wird ebenfalls in der Apostelgeschichte des Lukas (Apg 4,11 EU) von Petrus gegenüber dem Hohen Rat zitiert.

Verwendung in einem Abzählreim

Beim Versteckspiel wird der Eckstein ebenfalls genannt. Bevor die Suche beginnt, gibt der Sucher mit dem Reim

Eins, zwei, drei, vier, Eckstein,
alles muss versteckt sein,
hinter mir, da gilt es nicht,
eins, zwei, drei, jetzt komme ich![8]

Gelegenheit, ein Versteck zu suchen.

Siehe auch

Literatur

Commons: Ecksteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. Juni 2024), S. 149: Eckquader.
  2. a b Joseph J. M. Timmers: Eckstein. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV, 1956, Sp. 708–712. (Abschrift auf rdklabor,de, abgerufen am 11. Juni 2024)
  3. Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 195: Eckband. (Digitalisat)
  4. a b Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3. Stuttgart / Leipzig 1906, S. 207: Eckstein. (Abschrift)
  5. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. Juni 2024), S. 306: Lang- und Kurzwerk.
  6. Steinverbände. In: Brockhaus Konversations-Lexikon. 14. Auflage. Band 15: Social – Türken. Brockhaus, Leipzig 1896, S. 306 (retrobibliothek.de).
  7. Günter Bandmann: Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger. Gebrüder Mann, Berlin 1951 (Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 9. Auflage 1990), S. 73.
  8. Eins zwei drei vier Eckstein. In: volksliederarchiv.de. Abgerufen am 4. August 2024.
  9. Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 2: C bis G. Leipzig 1882, S. 196: Eckstein. (Digitalisat)
Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
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