Entwaldung in römischer ZeitDie Entwaldung in römischer Zeit war ein Ergebnis des Ausgreifens des Römischen Reichs und des damit einhergehenden Bevölkerungswachstums, der intensiven Landwirtschaft und beispielloser wirtschaftlicher Entwicklung. Die römische Periode markiert den Übergang des Mittelmeerraums von der Vorgeschichte (ab etwa 1000 v. Chr.) zur historischen Periode ab etwa 500 v. Chr. Vor etwa 8 000 Jahren zeigte die Erde noch einen weitgehend unberührten Charakter und wurde nur von einigen Millionen Menschen bevölkert[1]. Mit der Expansion des Römischen Reiches kam es zu einer großflächigen Entwaldung im Mittelmeerraum.[2] UrsachenHausbauDie grundlegende Quelle für den Häuserbau in antiker Zeit war Holz. Während viele Außenmauern aus Ziegeln und Stein bestanden, wurde bei Dachstühlen und deren Bedeckung oft auf Holz zurückgegriffen.[3] In seinen Hochzeiten umfasste das Römische Reich Schätzungen zufolge etwa 60 Millionen Menschen, davon etwa eine Million in der Hauptstadt, eine Größenordnung, die erst im neuzeitlichen London des 19. Jahrhunderts wieder erreicht wurde. Durch diese Bevölkerungsexplosion, gepaart mit einem aufwendigen Lebensstil in den Metropolen des Reiches, intensivierte sich die Ressourcennutzung beachtlich. HeizmaterialHolz war das grundlegende Heizmaterial der römischen Welt und wurde in großen Mengen für die bereits existierende Industrie benötigt. Etwa 90 Prozent des verheizten Materials war Holz, wodurch eine große Nachfrage nach diesem Rohstoff entstand. Besonders benötigt wurde es in Bergwerken, beim Schmelzen und in der Keramikproduktion.[4] Diese Industrien sorgten wegen der andauernden Verbrennungen für eine hohe Luftverschmutzung, nicht zuletzt mit Schwermetallen. Holz und Holzkohle waren außerdem das grundlegende Heizmaterial römischer Haushalte und der Bäder. Waldgebiete um Zentren des Bergbaus wurden zuerst gerodet. Nachdem alle Ressourcen in unmittelbarer Nähe der Industrien verbraucht waren, wurde das Holz auf See- und Landwegen importiert. Nach einer gewissen Zeitspanne wurden die Produktionszentren in andere Gebiete des römischen Reiches verlegt, um den Kreislauf aus Produktion und Ressourcenkonsum aufrechterhalten und die stetig wachsende Bevölkerung versorgen zu können. LandwirtschaftLandwirtschaft war die wirtschaftliche Grundlage des Römischen Reiches. Deshalb ist die Landgewinnung für Nutzpflanzen als primärer Faktor für die Entwaldung anzusehen. Dabei wurde die menschliche Arbeitskraft schrittweise von eisernen Pflügen, die von Arbeitstieren gezogen wurden, verdrängt.[5] Die von Sklaven bewirtschafteten Latifundien der klassischen Zeit waren das Rückgrat der römischen Lebensmittelindustrie. In einem 111 v. Chr. publizierten römischen Gesetz wurde jedem, der öffentliches Land in Besitz genommen hatte, explizit dessen Fortbesitz gestattet, vorausgesetzt, er benutzte es für agrikulturelle Zwecke.[6] Die Größenordnung der Landwirtschaft verdeutlicht, dass nicht nur für den Heimatmarkt, sondern auch für den Export produziert wurde. Im 5. Kapitel „Roman Soil Erosion“ des Buches „Reconstruction by Way of the Soil“ von Guy Theodore Wrench beschreibt der Autor die Auswirkungen des Getreidebedarfs auf die römischen Provinzen:
– G. T. Wrench: Reconstruction by Way of the Soil Nutztiere und ÜberweidungEine wichtige Ursache der Umweltzerstörung war das Weiden von Nutztieren. Das Abfressen von Pflanzen, die sich an Hügel klammern, sowie von jungen Bäumen führte zu Erosion, wodurch die Erdböden sich verflüchtigten und der nackte Stein darunter offenbar wurde. Zusätzlich wurden Kies und Schluff von den Hängen gewaschen, was zu weiteren Problemen wie Flut, Verschlammung und der Bildung von Marschen führte.[7] MilitärEin starkes Heer war für das ressourcenhungrige Rom von großer Wichtigkeit. So stellte der Reichtum an Ressourcen einer zu erobernden Provinz nicht selten ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung zur Eingliederung dar. Da nicht selten Bauern zur Teilnahme an Kriegszügen gezwungen wurden, lag das Land längere Zeit brach. Die Größe des stehenden römischen Heeres betrug etwa 300.000 Soldaten mit einer Steigerung auf bis zu 600.000 in spätrömischer Zeit.[8] Marschierende römische Legionen entwaldeten oft ganze Gegenden, um Holz für den Lagerbau zu gewinnen oder Feinden die Möglichkeit von Hinterhalten zu nehmen. SchiffbauSchiffe waren das grundlegende Mittel zur Integration der Mittelmeerländer in das römische Weltreich, und eine Flotte war das Mittel zur Verteidigung dieser Handelswege und Aufrechterhaltung der Herrschaft. So hatte der Bau von Kriegsschiffen bei Ressourcenknappheit Vorrang vor Handelsschiffbau.[9] Etliche tausend Schiffe wurden in der klassischen Periode gebaut, hunderte konnten im Kriegsfall innerhalb weniger Monate gefertigt werden. War der Waldbestand im Umland der Schiffbauindustrien erschöpft, musste mit großem Aufwand Holz aus immer weiter entfernten Gegenden herangeschafft werden. UrbanisierungDer einsetzende Urbanisierungsprozess in den römischen Provinzen wurde bestimmt von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen. Bevorzugt wurden Flachgebiete mit schnellem Zugang zu einem Wassertransportweg. Mit dem zunehmenden Ausgreifen der römischen Industrien und Handelswege verlagerte sich die Kolonisierung auch auf ungünstigeres Terrain. Das Entstehen großer Metropolen trug zur Entwaldung einiges bei, da der beständige Bevölkerungsdruck die Einwohner zum Ausweichen in hügelige Randgebiete zwang.[8] Holz wurde auch in großen Mengen zur Errichtung und Erhaltung der typischen Monumente einer römischen Stadt benötigt. Einzelnachweise
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