Die Familie Ephrussi ist eine jüdische Bank- und Öldynastie aus Odessa (damals Russisches Kaiserreich, heute Ukraine), die sich 1856 in Wien und ein Jahrzehnt später in Paris niedergelassen hat.
Der Stammvater der Familie Ephrussi war Karl Joachim Ephrussi (1792–1864) aus Berdytschiw in der Ukraine. Er machte ein Vermögen mit der Kontrolle des Getreidevertriebs im Freihafen von Odessa und kontrollierte später in großem Umfang die Ölvorkommen auf der Krim und im Kaukasus. Um 1860 war die Familie der weltweit größte Exporteur von Weizen. Er verließ Odessa, wo seine sechs Kinder sowie sechs Enkelkinder, alle Nachfahren aus seiner ersten Ehe, geboren wurden. Er starb jedoch wenige Zeit darauf in Wien.
Der älteste Sohn von Karl Joachim, Leonid (gestorben 1877), gründete eine Bank in Odessa, während sein Bruder Ignaz (1829–1899) in die österreichische Hauptstadt Wien zog, wo er 1856 das Bankhaus Ephrussi & Co. gründete; er wurde 1872 von Kaiser Franz Joseph I. in den Ritterstand erhoben. 1871 gründete Leonid Ephrussi zusammen mit seinen jüngeren Halbbrüdern Michel (1845–1914) und Maurice Ephrussi (1849–1916) eine Filiale in Paris, gefolgt von Niederlassungen in London und Athen.
Im 19. Jahrhundert verfügte die Familie über großen Reichtum und besaß zahlreiche Schlösser, Paläste und Ländereien in Europa. Die Familienmitglieder waren für ihren Stil, ihre intellektuellen Interessen und ihre umfangreichen Kunstsammlungen bekannt. Leonids Sohn Charles Ephrussi (1849–1905), ein bekannter Kunsthistoriker, Sammler und Herausgeber, wurde zum Vorbild für die Figur des Charles Swann in Marcel Prousts Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Die Wiener Bank und der österreichische Besitz der Familie wurden nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 von den Behörden beschlagnahmt.