Ernst Kantorowicz wurde als Sohn eines jüdischen Arztes geboren. Seine Familie übersiedelte mit ihm als Kleinkind 1894 nach Hannover, wo er bis zu seinem Abitur lebte.[3]
Kantorowicz kehrte 1919 für kurze Zeit nach Hannover zurück und war dort „[...] vermutlich Mitglied eines sogenannten Rates geistiger Arbeiter“. Im Februar desselben Jahres veröffentlichte er seine Bemerkungen über das öffentliche Musikleben Hannovers in der Zeitschrift Das Hohe Ufer,[3] ein spätexpressionistisches Monatsblatt, das im Umfeld der Kestnergesellschaft durch Ludwig Ey verlegt und von Hans Kaiser herausgegeben wurde.[4]
In den Niederlanden wurde Ernst Kantorowicz 1940 in Amsterdam ein weiteres Mal verhaftet und dann über das KZ Bergen-Belsen in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Dort weigerte er sich, auf Befehl der SS an der Selektion von Juden teilzunehmen, die für die Deportation in das KZ Auschwitz bestimmt werden sollten.[6] Aus diesem Grunde wurde Ernst Kantorowicz am 16. Oktober 1944 selbst nach Auschwitz deportiert.[3] Mit dem Todesdatum 18. Oktober 1944 wurde er für tot erklärt.[7] Ähnlich verlief das Schicksal seiner Frau Margarete (1903 – 10. April 1945) und das von Margaretes Tochter Marion Ellen aus erster Ehe (geborene Levita; 19. April 1928 – 10. April 1945), die beide in Bergen-Belsen während der Räumung des Lagers zu Tode kamen. Margaretes Sohn F. Levita (ebenfalls aus der ersten Ehe) überlebte den Holocaust.[8]
Methodologische Studie über den Zugangsbegriff (§ 130 BGB). Juristische Dissertation an der Universität Göttingen, Hannover: Helwingsche Verlagsbuchhandlung, 1917; Inhaltsverzeichnis
Bemerkungen über das öffentliche Musikleben Hannovers. In: Hans Kaiser (Hrsg.): Das Hohe Ufer, Hannover: Verlag Ludwig Ey, Ausgabe Februar 1919.
Leitfaden für Jugendämter und Jugendschöffen in der Jugendgerichtshilfe, hrsg. im Auftrag des Provinz Wohlfahrtsamtes für die Provinz Schleswig-Holstein mit Em. Altenloh, Argelandersche Verlagsbuchhandlung, Meldorf 1923.
Leitfaden für Jugendschöffen (= Schriftenreihe der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, Heft 73). Verlag A. Herbig, Berlin 1926, (Weitere Auflagen)
Mit Heinrich Webler u. a. Hrsg.: Jahrbuch des Jugendrechts. Carl Heymanns, Berlin. Ab 1930. (Das Jahrbuch wurde 1934 eingestellt)
Literatur
Gustav Radbruch: Den Unvergessenen. Opfer des Wahns 1933 bis 1945. Schneider Verlag, Heidelberg 1952, S. 76–80.
Ernst Simon (Philosoph): Aufbau im Untergang – Jüdische Erwachsenenbildung im nationalsozialistischen Deutschland als geistiger Widerstand (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo-Baeck-Instituts, Bd. 2). Mohr (Siebeck), Tübingen 1959, S. 43ff.
Ines Katenhusen: Kunst und Politik. Hannovers Auseinandersetzungen mit der Moderne in der Weimarer Republik (= Hannoversche Studien, Schriftenreihe des Stadtarchivs Hannover, Bd. 5; zugleich Dissertation an der Universität Hannover unter dem Titel Das Verständnis für eine Zeit gewinnt man vielleicht am besten aus ihrer Kunst). Hahnsche Verlagsbuchhandlung, Hannover 1998, ISBN 3-7752-4955-9, S. 578ff.
Kantorowicz, Ernst. In: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 183.
Horst Göppinger: Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“ 2., völlig neubearbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-33902-6, S. 249.
Ernst Kantorowicz, in: E. G. Lowenthal (Hrsg.): Bewährung im Untergang. Ein Gedenkbuch. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1965, S. 87–89.
Doris Neppert: Vom Aufbau des Jugendamtes der Stadt Kiel in der Weimarer Republik zur Ausbildung der jüdischen Sozialarbeiter*innen in Amsterdam – Prof. Dr. jur. Ernst Kantorowicz (geb. 1892 in Forst, ermordet 1944 in Auschwitz) als konsequenter Vertreter demokratischer Ideen in Erwachsenenbildung und Strafrecht. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 90 (2022), Heft 5, S. 257–280.
↑Ines Katenhusen: Hohe Ufer - Das H. U. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 305.
↑Siegfried Rambaum: Namensextrakt der Personen mit Geburtsorten in der Neumark (oder nahegelegenen Orten außerhalb davon) aus "Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933–45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen - Expatriation Lists as Published in the Reichsanzeiger 1933–45" München, New York, London, Paris; 1985; Transliteration (Memento vom 3. November 2015 im Internet Archive) auf der Seite des Vereins für Computergenealogie