Etelköz (auch Atelkuzu, ungarisch für „Land zwischen den Flüssen“) bezeichnet die letzte Heimat der Magyaren (Ungarn) kurz vor und vermutlich auch noch nach ihrer Einwanderung in das Karpatenbecken, etwa von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis um 895, aus der die Magyaren von den Bulgaren unter Zar Simeon I. – verbündet mit den Petschenegen – vertrieben wurden.
Die Bezeichnung geht offenbar auf den byzantinischen Kaiser Konstantin VII. zurück, der um 950 dieses Wohngebiet der Magyaren als „Zwischenstromland“ bezeichnete. Die genaue Lage von Etelköz ist nach wie vor umstritten. Da die Besiedlung von Etelköz aber die vorletzte Etappe in der Westwanderung der Magyaren markiert, dürfte das betreffende Areal nordwestlich des Schwarzen Meeres und östlich der Karpaten gelegen haben.
Die nomadische Lebensweise der Magyaren als großviehhaltendes Reitervolk legt es außerdem nahe, sich bei der Lokalisierung von Etelköz auf das Steppengebiet zu konzentrieren. Zusammengenommen mit der Bezeichnung selbst ergibt sich, dass Etelköz östlich mindestens durch die Wolga (alttürkischEtil), eher aber im Sinne der ungarischen Tradition durch den Unterlauf des Don, westlich mindestens durch den Unterlauf der Donau eingegrenzt werden kann. Es kann daher grob festgehalten werden, dass Etelköz im Gebiet der südlichen Ukraine, der Republik Moldau oder gegebenenfalls auch im nordöstlichen Rumänien zu lokalisieren ist.
Verschiedene Angaben ungarischer Historiker zur Lokalisierung von Etelköz:
In der ungarischen Literatur wurde Etelköz zuweilen als „Land des Glücks“ romantisch überhöht.
Auch bezog sich der ungarische Nationalismus wiederholt auf Etelköz, so etwa mit dem Namen der 1920 entstandenen romantisierenden Geheimgesellschaft „Bund von Etelköz“ (EKSZ = Etelközi Szövetség), die 1920 im Zusammenhang mit dem von Gyula Gömbös geführten „Ungarischen Landeswehrmachtsverband“ (MOVE = Magyar Országos Véderö Egyesülete) entstand.[2]
↑András Gergely: Geschichte Ungarns. In: Die Ungarn. Ihre Geschichte und Kultur. Akadémiai Kiadó, Budapest 1994, S. 85–202, hier S. 89 - Gergely referiert diese Lokalisierung nur.
↑Margit Szöllösi-Janze: Die Pfeilkreuzlerbewegung in Ungarn. Historischer Kontext, Entwicklung und Herrschaft. München 1989, ISBN 3-486-54711-9, S. 84 - Nach Szöllösi-Janze wird der Bund von Etelköz von der MOVE gegründet. Die Einschätzung „romantisierend“ entnommen aus Helmut Kuzmics / Sabine A. Haring: Emotion, Habitus und Erster Weltkrieg. Soziologische Studien zum Untergang der Habsburger Monarchie. Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0118-5, S. 34