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Fahren (Pferd)

Zweispänner mit Marathonkumt, hinteres Gespann mit Brustblatt, Deutschland 2019
Ahmose I. beim Kampf gegen die Hyksos, um 1500 v. Chr.
Mittelalterlicher Viererzug: 2 Vorderpferde mit Brustblatt, 2 Stangenpferde mit Arbeitskumt, das linke Stangenpferd trägt einen Sattel, nur die Stangenpferde können aufhalten und tragen dazu Hintergeschirre, die Vorderwaage ist eine Spielwaage, die hintere Waage vermutlich ebenfalls
Pferdeschlitten, Montreal, 1896
Hochzeitskutsche, Berlin, 1987
Trabrennen, Norwegen, 2007

Als Fahren mit Pferden, Ponys, Maultieren oder Eseln bezeichnet man das Anspannen von Equiden vor einen Wagen, eine Kutsche, einen Karren, einen Schlitten oder ein anderes Fuhrwerk mit Hilfe eines Geschirrs.

Geschichte

Es gibt anthropologische Hinweise dafür, dass Pferde geritten, bevor sie angespannt wurden. Die eindeutigsten Beweise für die Domestikation des Pferdes sind die Sintaschta-Wagengräber im Südural von ungefähr 2000 v. Chr. In der Folgezeit verbreiteten sich domestizierte Pferde über ganz Europa. In den folgenden 500 Jahren finden sich Beweise für gefahrene Pferde in Griechenland, Ägypten und Mesopotamien. Weitere 500 Jahre später können von Pferden gezogene Wagen in China nachgewiesen werden.

Möglicherweise wurden Pferde auch schon früher angespannt. Die Standarte von Ur, aus dem alten Sumer, um 2500 v. Chr. zeigt vierspännige Eselwagen, die möglicherweise ein Joch trugen.[1]

Als die Hyksos in Ägypten um 1600 v. Chr. einbrachen, zogen Pferde mit Brustblattgeschirren die Streitwagen, die den Pferden eine freiere Bewegung erlaubten und die dadurch mehr Gewicht ziehen konnten.

Das Kumt wurde im 5. Jahrhundert in China (Südliche und Nördliche Dynastien) entwickelt. Es erlaubte schwerere Zuglasten durch eine bessere Druckverteilung auf die Schultern.[2] Das Kumt erreichte Europa im 9. Jahrhundert und wird seit dem 12. Jahrhundert flächendeckend eingesetzt. Das Marathongeschirr, welches den Druck auf Schulter und Brust, also auf eine noch größere Fläche verteilt, wurde im Zusammenhang mit der „Marathon“ genannten Geländefahrt der kombinierten Prüfungen nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Es ist leichter als das Arbeitskumt, das die Last ebenfalls gut verteilt.

Mit der Einführung der Eisenbahn, Automobilen, Traktoren und anderen motorisierten Fahrzeugen wurden die Pferde nach dem Ersten Weltkrieg und in großem Ausmaß nach dem Zweiten Weltkrieg schrittweise aus dem Verkehr verdrängt.

Zugpferde werden in entwickelten Ländern vorwiegend in der Freizeit und im Sport verwendet. In zahlreichen weniger entwickelten Ländern besteht weiterhin Bedarf an Zugpferden für Verkehr und Landwirtschaft.

Ausbildung

Ein Fahrpferd benötigt wie alle Pferde in menschlicher Obhut eine Grundausbildung. Wenn es mindestens zwei Jahre alt ist, kann mit dem Einfahren begonnen werden. Zur Fahrausbildung gehört das Longieren und das Fahren vom Boden.

Fahrweise

In Deutschland wird das Achenbach-Fahrsystem gelehrt. Das ist eine von Benno von Achenbach entwickelte Fahrlehre im Pferdesport, die sich in Mitteleuropa verbreitet hat und vor allem in Deutschland in Bezug auf Ausrüstung, Hilfengebung, Leinenführung, Lehre und Wettbewerbe zu einem Quasi-Standard geworden ist.

Einsatzgebiete

Pferde können als Zugtier in der Landwirtschaft beim Pflügen und andere landwirtschaftlichen Arbeiten zum Einsatz kommen. In autofreien Ferienorten ziehen sie Wagen, in anderen Weltgegenden auch Karren, Schiffe, landwirtschaftliche Geräte, oder als sanftes Betriebsmittel Baumstämme im naturnahen Waldbau. Pferde werden zu feierlichen Anlässe wie Hochzeiten, bei Militärparaden, beispielsweise dem britischen Trooping the Colour oder im Tourismus, beispielsweise vor Wattwagen gespannt.

Es gibt zahlreiche Wettbewerbe für Zugpferde. Bei Trabrennen ziehen sie leichtgewichtige Sulkys für eine Person. Am anderen Ende der Skala werden Zugleistungs-Wettbewerbe mit tonnenschwerer Zuglast veranstaltet. Das Spektrum der Prüfungen reicht vom Skijöring, über den Trabrennsport, Traditionsfahren, das in Frankreich beliebte Trec attelé bis zu internationalen kombinierten Prüfungen.

Anspannung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Anspannung. Bei Mehrspännern ziehen mehrere Pferde gemeinsam. Dabei können sie unterschiedlich angeordnet werden. Sie können mit oder ohne Ortscheite beziehungsweise Spielwaage ziehen. Sie können ein Brustblatt-, Marathon- oder Kumt-Geschirr tragen. Der Stil kann englisch, ungarisch, amerikanisch oder Arbeits-Anspannung sein.

Commons: Fahren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Edward Chamberlin: Horse: How the Horse Has Shaped Civilizations. Bluebridge, 2006, ISBN 0-9742405-9-1, S. 166–167.
  2. Joseph Needham: Science and Civilization in China. Volume 4: Physics and Physical Technology. Part 2: Mechanical Engineering. Caves Books, Taipei 1986, S. 317–322.
Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
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