Die Forensische Biologie, die auch als Kriminalbiologie bezeichnet wird, beschäftigt sich mit den biologischen Aspekten der Forensik und Rechtsmedizin.
Hervorgegangen ist die Forensische Biologie aus der kriminalistischen Untersuchung von Textilspuren, deren ursprüngliche Ausgangsmaterialien meist Wolle und Baumwolle waren.
Im Wesentlichen wird die Forensische Biologie in folgende Bereiche unterteilt: Genetik, Serologie, Entomologie und Botanik, wobei jeweils die entsprechenden kriminalbiologischen und gerichtsmedizinischen Techniken zur Anwendung kommen. Die Toxikologie tierischer und pflanzlicher Gifte ist ebenfalls Teil der Disziplin. Die Forensische Entomologie und die Erstellung und Analyse genetischer Fingerabdrücke mittels DNA-Analyse können dabei das genetische Profil sämtlicher Lebewesen entschlüsseln. Somit können vom Tatort verbrachte biologische Spuren, wie Blätter oder eingeatmete Pollen von Pflanzen, bei der Aufklärung von Kriminalfällen aufschlussreich sein.[1]
Anwendungsbereiche
Hinweis auf verborgene Leichen
Um Tötungsdelikte zu verschleiern, versuchen Täter Leichen so zu verbergen, dass diese nicht oder erst deutlich später aufgefunden werden. Viele dieser Leichen werden im Boden vergraben, wo ihre Verwesung sich auf die Biogeochemie, in diesem Fall insbesondere auf die Nährstoffzusammensetzung des Bodens im direkten Umfeld auswirkt. Bei der Verwesung eines Körpers werden Substanzen frei gesetzt, die das Pflanzenwachstum anregen, darunter die Komponenten Stickstoff, Phosphor und Kalium. Im direkten Umfeld versteckter Gräber verändert sich das Mikroklima. Die Anwesenheit einer Leiche wirkt sich neben dem erhöhten Nährstoffangebot auch auf folgende Parameter aus: Bodenfeuchtigkeit und -temperatur, pH-Wert des Bodens und dessen Sauerstoffsättigung. In Versuchen konnte bestätigt werden, dass sich auch die Tiefe, in der ein Schweinekadaver begraben wurde, sich auf das Pflanzenwachstum auswirkt, welches nach über einem Jahr noch immer besonders üppig ausfiel und sich aus anderen Arten zusammensetzte als in der direkten Umgebung.[2][3]
Mit Hilfe von biologischen Methoden kann eine Eingrenzung des Todeszeitpunktes vorgenommen werden. Bei nicht vergrabenen Leichen ist hier insbesondere die Besiedelung durch Insekten sowie die Anwesenheit von deren Eiern und Larven ein entscheidendes Kriterium für die Liegezeit und hilft somit bei der Bestimmung des Todeszeitpunktes.[4]
Ausbildungsstätten
Ob Forensische Biologie als Teilbereich eines Studiums der Medizin, Rechtsmedizin oder innerhalb des Fachbereiches Biologie angeboten wird, hängt stark vom Studienort ab. Während es in den USA vierjährige Kurse gibt, sind in Europa Module im Wahlbereich oder Kurse, die zusätzlich belegt werden können üblich.
Deutschland
In Deutschland bieten u. a. folgenden Universitäten Forensische Biologie an:
In den USA hat die „American Academy of Forensic Sciences“ die universitären Ausbildungsstätten evaluiert und empfiehlt das Studium Forensischer Biologie an folgenden Universitäten (Auswahl).:[12]
Jürgen Thorwald: Spuren im Staub oder Etappen der forensischen Chemie und Biologie. In: Jürgen Thorwald: Die Stunde der Detektive. Werden und Welten der Kriminalistik. Droemer Knaur, Zürich und München 1966, S. 286–542.
Niamh Nic Daéid & Sue Black: Forensische Botanik In: Forensik in 30 Sekunden. Librero, 2023, S. 100–101. ISBN 978-94-6359-086-0
↑M. Cholewa, M. Bonar & M. Kadej (2022): Can plants indicate where a corpse is buried? Effects of buried animal tissues on plant chemistry: Preliminary study. Forensic Science International, Vol. 333, April 2022, 111208 doi:10.1016/j.forsciint.2022.111208