Frauenfußball in der DDRIn der DDR wurde seit Ende der 1950er Jahre Frauenfußball gespielt. Der Fußballverband integrierte die Frauenmannschaften ab 1968, die aber zunächst nur regionale Wettbewerbe (Bezirksebene) austrugen. Offizielle Wettbewerbe auf DDR-Ebene gab es seit Ende der 1970er Jahre. GeschichteDie ersten Veröffentlichungen über Frauenfußballspiele in der DDR gab es in den Jahren 1959[1] und 1960.[2] Aus dieser Zeit ist ein Spiel in Dresden überliefert, bei dem sich Mannschaften aus Dresden und Leipzig gegenüberstanden. Für die Jahre danach sind aber kaum Zeitzeugenberichte bekannt, vor allem, weil sich der Frauenfußball als Freizeitsport außerhalb des Punktspielbetriebs im Deutschen Fußball-Verband der DDR (DFV) abspielte. Die Verankerung des Frauenfußballmannschaft in der Organisationsstruktur des DFV erfolgte ab 1968. Der bulgarische Student Wladimir Zwetkov, der an der Technischen Universität studierte, wollte bei der BSG Empor Dresden-Mitte (heute Dresdner SC) seine Idee, Frauen auch offiziell Fußball spielen zu lassen, umsetzen. Damit stieß er in den Funktionärsetagen von Partei und Sportverbänden zwar auf Widerstand, erhielt aber nach einem langen Telefongespräch mit dem 1. Parteisekretär des Bezirks Dresden und einem Besuch bei der Leitung der BSG Empor Dresden-Mitte grünes Licht. Er gab eine Annonce in den Sächsischen Neuen Nachrichten auf, worauf sich viele Frauen zum Training meldeten. Unerwartete Hilfestellung erhielt der Bulgare überdies durch Heinz Florian Oertel. Während eines Besuchs beim DDR-Oberligisten Union Berlin konnte er den bekannten Sportreporter überreden, in der Halbzeitpause des Herrenspiels über Stadionlautsprecher das erste Frauenfußballspiel von Empor Dresden-Mitte anzukündigen.[3] Am 4. August 1969 fand dieses Spiel gegen Empor Possendorf vor 1.600 Zuschauern statt, Dresden-Mitte gewann mit 2:0. Wenig später war Zwetkov auch an der Gründung der Betriebssportgemeinschaften ZfK Rossendorf sowie Aufbau Dresden-Ost beteiligt. In einem Interview 2005 sagte Zwetkov zu seinen damaligen Trainingsmethoden: „Taktik, Technik und Gymnastik … Die Übungen, die Klinsmann jetzt mit den Amerikanern macht für die Nationalmannschaft, die hab ich schon damals mit den Frauen gemacht, z. B. diese Übungen mit Seilen, die um die Beine gebunden werden.“ Da Frauenfußball keine olympische Sportart war und damit auch kein staatliches Renommee in Aussicht stand, wurde er auch nicht als Leistungssport gefördert. Die verantwortlichen Funktionäre schoben den Frauenfußball in den Freizeit- und Erholungssport ab. An einem organisierten Spielbetrieb etwa auf Bezirksebene oder sogar landesweit bestand lange Zeit kein Interesse. Dennoch gelang es den Damenfußball-Pionieren in Dresden, zumindest auf Stadtebene, ab 1970 eine Liga mit acht Mannschaften einzurichten. Auch anderswo in der DDR gründeten sich Frauenfußballteams. In Leipzig wurde bereits am 5. November 1968 die BSG Chemie Leipzig ins Leben gerufen.[4] 1969 entstand die BSG Motor Mitte Karl-Marx-Stadt, 1970 die BSG Motor Halle.[5] Damenfußballteams entstanden in dieser Zeit außerdem in den DDR-Bezirken Karl-Marx-Stadt, Neubrandenburg und Rostock, so z. B. mit der BSG Post Rostock, Traktor Spornitz und der BSG Hydraulik Parchim. Vielfach stießen die Verantwortlichen aber auf Unverständnis oder Ablehnung. So handelte sich Jupp Pilz von der BSG Post Rostock bei den Gründungsvorbereitungen einer Damenfußballabteilung erst einmal 26 Absagen von Betriebssportgemeinschaften ein. Bis Ende 1971 spielten in der DDR dennoch insgesamt 150 Teams Damenfußball.[6] In Neubrandenburg wurde ab 1974 ein Spielbetrieb mit sechs Damenfußballteams etabliert. Teilnehmer waren die Betriebssportgemeinschaften von Motor Teterow, Ascobloc Neubrandenburg, Traktor Rosenow, Einheit Strasburg, Vorwärts Viereck und Traktor Neukölln. Die Spielordnung des DFV der DDR von 1971 sah vor, dass die Spielzeit 2 mal 30 Minuten beträgt, die Mädchen mindestens 16 Jahre alt sind und ein „einsatzfähiger weiblicher Schiedsrichter“ gestellt wird. Durch Beschluss legte der DFV weiterhin fest: „Der Wettspielbetrieb darf nicht über den Bezirksbereich hinausgehen.“ DDR-Meisterschaften wurden dadurch lange Zeit verhindert. „Die Einführung einer Damenfußball-Oberliga (…) halten wir für überstürzt“ hatte 1971 schon der stellvertretende Generalsekretär des DFV Hans Müller gesagt.[7] Ab 1979 wurde erstmals eine „Meisterschaft“ in Form einer Bestenermittlung ausgespielt. 1979 beschloss der VI. Verbandstag des DDR-Fußballverbandes DFV einen überregionalen Spielbetrieb. Die Funktionäre beschlossen: „Zur weiteren Belebung und Förderung des Frauenfußballs sind Bezirksbestenermittlungen durchzuführen und beginnend 1979 erstmals Turniere dieser Bezirksbesten bis zur Ermittlung der DDR-Besten-Frauenfußballmannschaft zu organisieren.“ Es entstand in der Folge eine Arbeitsgruppe Frauenfußball in der Kommission Freizeit- und Erholungssport, die mit der Organisation des Wettbewerbsbetriebes beauftragt wurde. Die Bestenermittlung am 6. Oktober 1979 in Templin kann als erstes größeres Ereignis des DDR-Frauenfußballs bezeichnet werden. 3.100 Zuschauer besuchten die Spiele im Templiner Stadion der Freundschaft, von denen 2.000 ihre Karten im Vorverkauf erworben hatten. Zudem war der stellvertretende Generalsekretär des DFV Hans Müller persönlich zugegen, um sich die Spiele anzuschauen und die Siegerehrung vorzunehmen. Die vier Endrundenteilnehmer vertraten überdies rund 300 Frauenfußballmannschaften des DFV der DDR.[8] Insgesamt hatten sich 1981 in der DDR 360 Frauenfußballteams gegründet. Die besten Mannschaften der Zeit kamen aus Dresden, Karl-Marx-Stadt, Rostock und Potsdam.[9] 1987 kam mit dem „Pokal des Demokratischen Frauenbundes“ ein Pokalwettbewerb hinzu. Eine richtige Meisterschaft nach dem Vorbild der DDR-Oberliga der Männer erlaubte der DFV erst im Jahr der Wiedervereinigung 1990. Erster und einziger offizieller DDR-Meister wurde die BSG Post Rostock, wobei die Mannschaften, die in den Jahren der Bestenermittlung tonangebend waren, auch 1990 zu den Besten gehörten, was das Rostocker Beispiel belegt.[9] Zudem war der Sieger der Bestenermittlung bereits mitunter als DDR-Meister bezeichnet worden, selbst in Tageszeitungen. Es gab seit 1989 auch eine Nationalmannschaft, die jedoch am 9. Mai 1990 nur ein einziges Mal spielte und in Potsdam gegen die ČSFR 0:3 verlor.[10] MeisterschaftDa der Frauenfußball im damaligen Zeitraum keine olympische Sportart war, wurde die Meisterschaft, wie angeführt, ab 1979 durch eine Bestenermittlung entschieden. Hierfür qualifizierten sich im ersten Jahr vier, später fünf Mannschaften. Die besten Teams wurden durch Ausscheidungsturniere in den jeweiligen DDR-Bezirken ermittelt.[11] Ab 1985 qualifizierten sich die Meister der 15 DDR-Bezirke. Zu einer Leistungskonzentration kam es 1987, als eine zweigleisige Liga (Nord und Süd) eingeführt wurde. Die Staffelsieger ermittelten im Finale den DDR-Meister. In der Saison 1990/91 wurde schließlich die eingleisige Oberliga Nordost eingerichtet. Meister wurde der HSG Uni Jena, die sich zusammen mit dem FC Wismut Aue für die Bundesliga qualifizierten. Die restlichen Mannschaften bildeten zusammen mit einigen Westberliner Vereinen die neue Regionalliga Nordost, die fortan zweithöchste Spielklasse war. Rekordmeister war die BSG Turbine Potsdam, die unter dem heutigen Namen 1. FFC Turbine Potsdam für lange Jahre zu den stärksten Frauenfußballvereinen Deutschlands gehörte. Bekannte Spielerinnen ab Beginn der Bestenermittlung 1979 bzw. DDR-Meisterschaft waren Ines Stephan (Aufbau Dresden-Ost), Sabine Seidel und Sybille Brüdgam (Turbine Potsdam), Doreen Meier (Uni SV Jena) oder Katrin Prühs (BSG Post Rostock). Bestenermittlung 1979–1984
Endspiele 1985–1990
1 Halbfinalisten 2 Staffelzweite Oberliga Nordost 1990/91Gesamttabelle
HinrundentabelleDie Hinrunde der Frauen-Oberliga Nordost 1990/91 wurde durch Wismut Aue und Uni Jena dominiert. Aue konnte sich den Herbstmeistertitel sichern.[13]
KreuztabelleDie Kreuztabelle stellt die Ergebnisse aller Spiele dieser Saison dar. Die Heimmannschaft ist in der linken Spalte, die Gastmannschaft in der oberen Zeile aufgelistet.
Meistertrainer
DFV-Pokal/NOFV-PokalAb 1987 wurde der Pokal des Demokratischen Frauenbundes ausgespielt.[6] Pokalstifter war der Demokratische Frauenbund Deutschlands – bei den Herren war es der FDGB. Über diesen Wettbewerb ist sehr wenig bekannt. In vielen Spielzeiten sind kaum Ergebnisse bekannt und auch der Modus konnte bisher nicht eruiert werden. Endspiele
NationalmannschaftIm Sommer 1989 war für den DFV der DDR die Zeit „herangereift, dem Damenfußball eine weitere Anerkennung zukommen zu lassen.“ Die beiden Trainer Bernd Schröder von Turbine Potsdam und Dietmar Männel von Rotation Schlema wurden beauftragt, 26 Spielerinnen der leistungsstärksten Betriebssportgemeinschaften von Potsdam, Schlema, Karl-Marx-Stadt, Rostock und Jena zu einem Sichtungslehrgang für eine DDR-Nationalelf einzuladen. Die Ex-DDR-Nationalspielerin Doreen Meier vermutet, dass die Begeisterung, die die Europameisterschaft der Damen 1989 in der BRD und der Titelgewinn der deutschen Frauen auch in der DDR ausgelöst hatte, hier mitentscheidend war. Am 21./22. Oktober 1989 trafen sich die Spielerinnen zum ersten Nationalmannschaftslehrgang in der Sportschule des DFV in Leipzig. Anfang 1990 fanden weitere Lehrgänge in Leipzig statt, damit ausgesiebt werden konnte. Im Zuge der Vorbereitung trat die Mannschaft zudem gegen zwei Mannschaften an, eine Ost- und eine Westberliner Auswahl.[20] Die DDR-Fußball-Nationalmannschaft der Frauen bestritt aber nur ein einziges Spiel. Am 9. Mai 1990 trat man im Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg gegen die Auswahl der ČSFR vor etwa 800 Zuschauern an und verlor mit 0:3. Die Tschechoslowakinnen hatten bereits insgesamt 183 Länderspiele bestritten und kurz zuvor nur knapp gegen die bundesdeutsche Auswahl verloren.[6] Im Gegensatz zu den männlichen Nationalspielern des DFV werden die Spielerinnen in den Statistiken des DFB nicht berücksichtigt und es wurde auch nach der Wiedervereinigung keine Spielerin in die DFB-Auswahl berufen. Die DDR-Mannschaft (mit Auswechselspielerinnen) am 9. Mai 1990 in Potsdam: Sybille Brüdgam, Heike Hoffmann, Sabine Berger (alle Turbine Potsdam), Annett Viertel (Torhüterin), Kathrin Hecker, Heike Ulmer (alle Rotation Schlema), Sybille Lange, Katrin Prühs, Katrin Baaske (alle Post Rostock), Carmen Weiß, Dana Krumbiegel (beide Wismut Karl-Marx-Stadt), Petra Weschenfelder, Heidi Vater, Doreen Meier (alle Uni Jena), Kathrin Nicklas (KWO Berlin), Petra Jachtner (Numerik Karl-Marx-Stadt) und Maika Alex (Handwerk Magdeburg).[21] Die Aufstellung:[22] Neue Bundesländer heuteIm Gegensatz zum Männerfußball konnte sich im Frauenfußball mit dem 1. FFC Turbine Potsdam eine internationale Spitzenmannschaft etablieren. Nach jahrelanger Aufbauarbeit konnte Turbine nach der Wende mehrere Meisterschaften und Pokalsiege sowie internationale Wettbewerbe gewinnen. Durch intensive Nachwuchsarbeit stellt der Verein einen Großteil der Junioren-Nationalmannschaften. Viele Spielerinnen schafften den Sprung in die erste Mannschaft. Neben Potsdam konnte sich bis jetzt nur der FF USV Jena längerfristig in der Bundesliga etablieren. Nachdem man in der ersten gesamtdeutschen Saison 1991/92 als amtierender NOFV-Meister postwendend wieder abgestiegen war, gelang 2008 nach 16 Jahren die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse. Dieser gehörte man bis zum Abstieg 2018 ununterbrochen und ab der Saison 2019/2020 erneut an. Der bisher größte Erfolg gelang dem USV im Jahr 2010 mit dem Einzug ins Finale des DFB-Pokals. Drei weitere Vereine aus den neuen Bundesländern konnten sich bisher jeweils nur ein Jahr lang in der Bundesliga halten: der FC Wismut Aue (1991/92), der Polizei SV Rostock (1995/96) und Lokomotive Leipzig (2011/12). In der Saison 2019/20 wird mit Turbine Potsdam II nur noch ein Club aus Ostdeutschland in der 2. Bundesliga spielen, nachdem sich Blau-Weiß Hohen Neuendorf sowie FF USV Jena II am Ende der Saison 2017/18 nicht für die neue eingleisige 2. Frauen-Bundesliga 2018/19 qualifizieren konnten. Geschichte der Frauenvereine(Stand: 2020/21) Erstklassig
Zweitklassig
Drittklassig
Viertklassig
Sechstklassig
Aufgelöst bzw. nicht gemeldet
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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