Friedrich Becker wuchs in Grevenstein im Sauerland auf. 1936 begann er eine Maschinenschlosserlehre in Düsseldorf. Vier Jahre später zog er nach Thorn, um dort Luftfahrttechnik zu studieren. Ab 1942 versah er, bis zu seiner amerikanischen Gefangenschaft im Jahre 1945, Militärdienst bei der Luftwaffe. 1947 begann Becker in Iserlohn eine Lehre als Goldschmied. Ein Jahr danach verließ er wegen sehr guter Leistungen die Schule und begann in Düsseldorf ein Studium an der Meisterschule für Werkkunst. 1951 bestand er nach vorzeitiger Zulassung die Prüfung mit „Auszeichnung“. Als Assistent von Karl Schollmayer begann er im folgenden Jahr seine Lehrtätigkeit an der Werkkunstschule Düsseldorf. Im selben Jahr bestand er seine Meisterprüfung in Arnsberg, gründete eine eigene Werkstatt in Düsseldorf und heiratete Hildegard Kückelmann (1928–2018). In der Region schlagartig bekannt wurde er 1958 durch die von ihm gestaltete Amtskette des Oberbürgermeisters von Düsseldorf. 1964 übernahm Becker die Leitung der Gruppe „Metallgestaltung“ an der Werkkunstschule. Nach Entwürfen im Jahr 1967 redete man erstmals von dem Begriff „kinetischer Schmuck“. Im selben Jahr lehnte der Künstler das Angebot der Staatlichen Zeichenakademie Hanau, Direktor zu werden, ab. 1970 wurde Becker Pädagogischer Fachleiter der Werkkunstschule Düsseldorf und drei Jahre später im Jahr 1973 Professor an der Fachhochschule Düsseldorf. 1981 wurde Becker emeritiert. Am 15. Mai 1997 starb Friedrich Becker in Düsseldorf, kurz vor Verleihung des Ehrendoktor-Titel in London durch das Royal College of Art. 2016 wurde posthum ein Ehrenraum für Friedrich Becker im Düsseldorfer Rathaus eröffnet, in dem Abbildungen seiner Werke mit Stadtbezug zu besichtigen sind.
Die wesentliche künstlerische Leistung von Friedrich Becker war die ständige Weiterentwicklung seines Œuvres in Richtung Variation und Bewegung. Bereits in den 1950er Jahren experimentierte er mit variablem Schmuck, insbesondere seinem „Zweiwegering“, der in zwei Richtungen getragen werden konnte und damit unterschiedliche Ansichten bot. Über variablen Schmuck beispielsweise mit austauschbaren Steinen kam er schließlich zu kinetischem Schmuck, der die Variabilität durch ständige Bewegung bot.[1] Dabei kam ihm seine technische Ausbildung und die Freude am Experimentieren zugute. Sein von Zeitgenossen als freundlich und neugierig beschriebenes Wesen sowie die revolutionär moderne Formensprache brachten ihm größte Wertschätzung sowie Freundschaften im zeitgenössischen Künstlerkreis bis in die Gruppe ZERO ein.[2]
Den wesentlichen Bezug zu seiner Wahlheimat und wesentlichen Wirkungsstätte stellte Friedrich Becker mit dem Entwurf des heute bekannten und vielfach verwendeten Düsseldorfer Radschlägers her. Erstmals ähnlich als Kettenglieder der Amtskette des Oberbürgermeisters (1958) verwendet, schuf er 1960 den Türklopfer an der St. Lambertus-Kirche sowie ca. 1995 einen Radschlägerwürfel, der heute in Düsseldorf zu finden ist.
Im Jahr 2022 wurde auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf, die aus der Werkkunstschule hervorgegangen ist und an der Becker gelehrt hat, eine Skulptur des von ihm entworfenen Radschlägers aufgestellt.
1974: Drei kinetische Objekte werden in Puerto Rico aufgestellt.
1976: Aufstellung des kinetischen Sonnenrades vor der Freizeitstätte Düsseldorf Garath
1978: Herstellung einer Wellenkinetik für Schacht der Wendeltreppe der Albrecht-Dürer-Schule in Düsseldorf
1983: Der „Gläserne Brunnen“ wird in Grevenstein vor dem Burgmannshof, Burgstraße, aufgestellt.
1985: Neue Monstranz für die Kirche St. Andreas, Düsseldorf
1988: Die Plastik „Scheibenkinetik“, Schenkung der Iduna-Nova anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums, wird an der Fassade des (ehemaligen) Signal-Iduna Hauses, Düsseldorf, angebracht. 2013 wird sie auf Initiative des Vereins „Professor Friedrich Becker e.V.“ am Tanzhaus NRW angebracht.
1987: „Kinetisches Wandrelief“ einer Sauerländer Brauerei wird in Foyer der IHK Arnsberg montiert.
1992: Entwurf einer Amtskette für den Rektor der Universität Düsseldorf, Gert Kaiser
1993: Plastik „Dynamik“ für das neue Verwaltungsgebäude einer Brauerei in Grevenstein
1995: Radschlägerwürfel (Skulptur), Düsseldorf
2022: Eröffnung einer Radschläger-Skulptur nach einem Entwurf, der für die Kaimauer am Rhein vorgesehen war, auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf
Preise / Ehrungen
1958: Preis im Internationalen Wettbewerb des Zentralverbandes für das Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerk
1959: Bayerischer Staatspreis – Goldmedaille
1960: 1. Preis im internationalen Wettbewerb „Der silberne Leuchter“
1990: Ernennung zum Ehrenmitglied des „Forum für Schmuck und Design“, Köln.
1997: Der Künstler stirbt vor der Verleihung des Ehrendoktor-Titels des Royal College of Art (London).
Friedrich Becker Preis
Mit der Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Friedrich Becker Preises, einer privaten Stiftung von Hildegard Becker in Düsseldorf, erinnert die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. an den besonderen Menschen und großen Gestalter Friedrich Becker.[3] Die bisherigen Preisträger waren:
Die Preisverleihung fand in unterschiedlichen Düsseldorfer Museen statt. Coronabedingt wurde der Friedrich Becker Preis 2020 über ein reines Online-Konzept publik gemacht.
Literatur
Elke Pastré: Friedrich Becker, Erfinder des kinetischen Schmucks. Dissertation, Heidelberg 1995.
Friedrich Becker, Schmuck. Kinetik. Objekte. Arnoldsche Verlagsanstalt GmbH, 1997, ISBN 3-925369-76-7.
Peter Vormweg: Professor Friedrich Becker (1922–1997). Der Mensch wurde zum Spielen geboren, aber es kam anders. In: Der Landrat des Hochsauerlandkreises (Hrsg.): Jahrbuch Hochsauerlandkreis 2017. Brilon 2016.