Schon während des Studiums hatte er Kontakt zu sozialistischen Kreisen. Ab 1848 war er Mitglied der Essener Demokratischen Partei[2]. Nach der Auflösung der preußischen Nationalversammlung war er aktiv im Kampf gegen die Regierung. Als einer der Führer befand er sich zwischen November 1848 und April 1849 in Untersuchungshaft und wurde vom Dienst suspendiert. Obwohl er von allen Anklagepunkten freigesprochen wurde, entfernte man ihn als disziplinarische Maßnahme 1850 aus dem Staatsdienst. Da ihm auch die Zulassung als Anwalt verwehrt wurde, war er als Berater und Gutachter für eine Kanzlei in Mülheim an der Ruhr tätig. Ab 1853 war er Stadtverordneter der Stadt Mülheim an der Ruhr. Nach seinem Umzug 1856 nach Essen wurde er dort Stadtverordneter. Am 9. Juni 1859 wurde er für sechs Jahre zum unbesoldeten Beigeordneten unter Bürgermeister Ernst Heinrich Lindemann. Er wurde nach Ablauf der ersten Amtszeit wiedergewählt, allerdings von der preußischen Regierung in diesem Amt bestätigt.
Sein Lebensweg vom jungen Revolutionär 1848, in dem er u. a. mit dem sozialistisch gesinnten Ehepaar Fritz Anneke und Mathilde Franziska Anneke befreundet war, zum staatstragenden Wirtschaftsführer und Unternehmer des Kaiserreiches ab 1871 ist typisch für die Entwicklung des liberalen deutschen Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er ließ seinen Töchtern guten Unterricht zukommen und gewann dafür Helene Lange.[4]
Hammacher besaß zahlreiche Anteile (Kuxe) an Bergwerken im In- und Ausland. Er war Mitbegründer der ersten tiefen Kohlenbergwerke im Ruhrgebiet, darunter die am 10. Juli 1856 gegründete Zeche Pluto-Thies (Direktoren: Heinrich Thies (Essen), Friedrich Hammacher (Essen), Julius Scheidt (Kettwig), Gustav Runde (Braunschweig), stv.: Heinrich Kirchweger (Hannover), Wilhelm Schieß (Magdeburg)). Er war 1856 Mitbegründer der Arenberg´sche Bergbau- und Hüttengesellschaft in Essen. In Magdeburg war er Mitgründer der „Magdeburger Bergwerks-AG“, die mit einem Aktienkapital von 500 000 Reichstalern versehen war. Zum ersten Vorstand der AG, die die Zeche „Königsgrube“ bei Röhlinghausen betrieb, gehörten Hermann Alexander Zuckschwerdt und Christian Friedrich Budenberg aus Magdeburg, Friedrich Grillo, Friedrich Scherenberg und Friedrich Hammacher aus Essen. Man nannte sie scherzhaft die „drei Friedriche“.
Zur Stärkung der Kohlenindustrie im Ruhrgebiet setzte sich Hammacher außerdem für den Bau eines Emscher-Kanals ein (heute Rhein-Herne-Kanal). Hammacher war im März 1857 Mitbegründer des Essener Komitees zum Bau dieses Kanals. Er befürwortete den Bau einer Nordroute über Münster. Nachdem entsprechende Vorlagen zunächst im preußischen Abgeordnetenhaus (1882) und dann im preußischen Herrenhaus (1883) gescheitert waren, wurde am 10. Juni 1886 das Gesetz zum Bau des Dortmund-Ems-Kanals als Teil einer Wasserstraße vom Rhein über die Weser zur Elbe beschlossen. Hammacher befürwortete auch im Reichstag den Bau des Kanals und beteiligte sich aktiv an den Vorbereitungen der Planung und des Gesetzesentwurfs.
Hammachers Kenntnissen und Kontakten ist es auch zu verdanken, dass das Silber-Blei-Zink-Bergwerk an der BiberwiererSilberleithe / Tirol, dessen Miteigentümer er war, ab 1880 bis 1921 zu seiner vorerst letzten Blüte kam. Dort sind der Friedrich-Hammacher-Stollen und das Berghaus der ehemaligen Materialseilbahn (Friedrich-Hammacher-Haus) ihm zu Ehren benannt.[13]
Im Bergarbeiterstreik von 1889 verhandelte er mit der Streikleitung.[14] Er führte diese Verhandlungen in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund und einigte sich nach langwierigen Beratungen mit den Bergarbeitervertretern auf einen Kompromiss, der im sogenannten Berliner Protokoll festgehalten wurde und auf Unternehmer- und Bergarbeiterseite beraten werden sollte. Während die Delegiertenversammlung der Bergarbeiter in Bochum dem Kompromiss zustimmte, erklärten sich die Zechenbesitzer erst nach einer Intervention Kaiser Wilhelms II. am 18. Mai 1889 bereit, einer abgeschwächten Version des von Hammacher ausgehandelten Kompromisses zuzustimmen.[15]
Familiäres
In den 1890er Jahren wohnte die Familie in der Kurfürstenstraße 115 in Berlin.[16]
Friedrich Hammacher starb 1904 im Alter von 80 Jahren in Charlottenburg bei Berlin. Er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Schöneberg bei Berlin beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[17]
Das preußische Civil-Prozeß-Verfahren und die nassauische Civil-Prozeß-Reform mit besonderer Rücksicht auf den Flach'schen Entwurf einer Civil-Prozeß-Ordnung für das Herzogthum Nassau. W. Friedrich, Wiesbaden 1849. Digitalisierte Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin
Das Berggesetz vom 24. Juni 1865 Vortrag. G.D. Baedeker, Essen 1865.
Bericht der Siebenten Kommission des Deutschen Reichstages betreffend den Entwurf eines Patentgesetzes : Nebst der Zusammenstellung des Entwurfes eines Patentgesetzes nach den Beschlüssen der Kommission. Berichtstatter Abgeordneter Dr. Hammacher. Berlin 1877. Google
Berliner jungliberale F Hammacher-Festschrift, hrsg. vom Chefred. Arthur Dix, Rechtsanw. Dr. Bruno Marwitz [u. a.]. H. Paetel, Berlin 1904.
Die Feier des achtzigsten Geburtstages Dr. Friedrich Hammachers zu Berlin am 1. Mai 1904. Denkschrift für Familie und Freunde. Nationalzeitung, Berlin 1904.
Alex Bein, Hans Goldschmidt: Friedrich Hammacher – Lebensbild eines Parlamentariers und Wirtschaftsführers 1824–1904. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1932.
Erhard Kiehnbaum (Hrsg.): „Wäre ich auch zufällig Millionär geworden, meine Gesinnungen und Überzeugungen würden nicht dadurch gelitten haben …“ – Friedrich Annekes Briefe an Friedrich Hammacher 1846–1859. Friedrich-Engels-Haus, Wuppertal 1998, ISBN 3-87707-518-5. (=Nachrichten aus dem Engels-Haus 11)
Erhard Kiehnbaum (Hrsg.): „Bleib gesund, mein liebster Sohn Fritz …“ Mathilde Franziska Annekes Briefe an Friedrich Hammacher, 1846–1849. Argument-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-88619-652-6.
Stefan Przigoda: Friedrich Hammacher und der Bergbau-Verein. In: Essener Beiträge – Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. Band 116, Essen 2004, S. 149–170.
Kurt Unbehau: Die Ehrenbürger der Stadt Mülheim an der Ruhr. Mülheim an der Ruhr 1974, S. 22–26.
Erhard Kiehnbaum: „Ich gestehe, die Herrschaft der fluchwürdigen ‚Demokratie‘ dieses Landes macht mich betrübt …“. Mathilda Franziska Annekes Briefe an Franziska und Friedrich Hammacher 1860-1884. Zum 200. Geburtstag. Argument Verlag, Hamburg 2017. ISBN 978-3-86754-684-3
↑Gerhard Gebhardt: Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen. Verlag Glückauf, Essen 1957, S. 21, S. 509.
↑Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 100, 114, 167.
↑vgl. auch: Reichstags-Bureau (Hrsg.): Amtliches Reichstags-Handbuch. Neunte Legislaturperiode 1893/98. Verlag von Trowitzsch & Sohn, Berlin 1893, S. 174.
↑Gerhard Eisfeld: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858–1870. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1969, S. 180.
↑Gerhard Eisfeld: Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858–1870. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1969, S. 187, S. 190f.
↑Michael Dorrmann: Eduard Arnhold (1849–1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich. Akademie Verlag, Berlin 2002, S. 80.
↑Friedrich Hammacher. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, Band II, S. 15, abgerufen am 30. Juni 2020.
↑ abJohannes Bähr, Christopher Kopper: „Munich Re – Die Geschichte der Münchener Rück 1880-1980“ (S. 52)
↑Eine nachträgliche Denkschrift Hammachers zu diesem Streik ist abgedruckt in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914. II. Abteilung: Von der Kaiserlichen Sozialbotschaft bis zu den Februarerlassen Wilhelms II. (1881–1890). 4. Band: Arbeiterrecht. bearbeitet von Wilfried Rudloff. Darmstadt 2008, Nr. 111.
↑Horst Bartel u. a.: Das Sozialistengesetz 1878–1890. Dietz Verlag, Berlin 1980, S. 276.