Die Saison war deutschlandweit geprägt durch zahlreiche witterungsbedingte Spielabsagen im Winter, weshalb sich bis in den Mai hinein zeitlich eng-getacktete Nachholspieltermine ergaben, die sogar Feiertage wie Karfreitag, Ostermontag, den 1. Mai. und Christi Himmelfahrt einschlossen. Vorjahresabsteiger Kickers Offenbach schaffte den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Begleitet wurden sie von Arminia Bielefeld, die erstmals ins deutsche Oberhaus aufstiegen. Ernst Kuster und Horst Stockhausen sorgten mit ihren Treffern für einen 2:0-Erfolg bei Tennis Borussia Berlin mit dem der von Egon Piechaczek betreute Klub am letzten Spieltag der Aufstiegsrunde den spielfreien Karlsruher SC überflügeln konnte.
Der andere Absteiger, der 1. FC Nürnberg verpasste nur knapp hinter Offenbach und Karlsruhe die Aufstiegsspiele. Ein ähnliches Schicksal ereilte den ehemaligen Bundesligisten Tasmania 1900 Berlin, die nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses – es fehlten sechs Tore – den dritten Rang hinter der punktgleichen Tennis Borussia belegten.
Modus
85 Mannschaften spielten in fünf Regionalligen. Die zwei besten Mannschaften einer jeden Regionalliga am Ende der regulären Saison spielten in jeweils zwei fünf Mannschaften umfassenden Runden die beiden Erstligaaufsteiger aus. Mit Ausnahme der Regionalliga Süd, in der die vier letzten Mannschaften betroffen waren, mussten in allen Ligen die beiden Letztplatzierten in die 1. Amateurliga absteigen.
Nord
Saisonverlauf
Die Regionalliga Nord war so extrem durch winterliche Spielabsagen geprägt, dass die Saison erst am 24. Mai (so spät wie in keiner anderen der Regionalligen) beendet wurde – nur drei Tage vor dem Beginn der Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga. Erst dann waren der VfL Osnabrück endgültig Meister und der VfL Wolfsburg Vizemeister und die Vertreter des Nordens an der Aufstiegsrunde standen fest. Knapp das Nachsehen hatte der Dritte in der Schlusstabelle, Holstein Kiel. Absteiger waren zwei Hamburger Traditionsvereine, der SC Concordia Hamburg, das lediglich 14:50 Punkte verbuchte und der ASV Bergedorf 85, der gegenüber dem TSR Olympia Wilhelmshaven bei Punktgleichstand das schlechtere Torverhältnis aufwies.
Die Amateurmannschaften von Eintracht Braunschweig und Hannover 96 als Erster bzw. Vierter aus Niedersachsen durften nicht an der Aufstiegsrunde teilnehmen. Es rückte der Tabellenfünfte SV Meppen nach.
Um die Regionalliga Nord wieder auf die Sollstärke von 18 Mannschaften zu bringen setzte der Norddeutsche Verband eine Zusatzqualifikation an, an der der Vorletzte der Regionalliga sowie die Gruppenzweiten der Aufstiegsrunde teilnahmen. Gespielt wurde am 1., 5. und 8. Juli 1970. Der SV Meppen setzte sich durch und stieg auf, während der ASV Bergedorf 85 absteigen musste.
Mit großem Vorsprung Meister wurde die kleineHertha von Hertha Zehlendorf. Deren überragende Spieler waren Uwe Kliemann und Wolfgang Sühnholz sowie die von Tennis-Borussia bei Saisonbeginn neu verpflichteten Lutz Steinert, Michael Krampitz und Torwart Michael Kellner. Wer Zweiter wurde, stellte sich erst in den letzten Spielminuten des Schluss-Spieltags heraus. Die eigentlich stärker eingeschätzte Mannschaft von Tasmania 1900 kassierte im Spiel gegen Blau-Weiß 90 Berlin noch den Ausgleich, was Tennis-Borussia, das zeitgleich gegen den Absteiger Kickers 1900 aus dem Stadtteil Schöneberg gewann, die Vizemeisterschaft und die Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde sicherte.
Die Zuschauerzahlen brachen ohne den Kassenfüller Hertha BSC dramatisch ein: Gegenüber der Vorsaison um minus 24,42 Prozent. Einen Zuschauerschnitt von mehr als 1.000 Zuschauer pro Heimspiel verbuchten allein Tasmania 1900 mit gut 2.000 Zuschauern, danach Tennis-Borussia und Hertha Zehlendorf sowie noch Wacker 04.
Die Heimspiele des weit abgeschlagenen Tabellen-Letzten Neuköllner Sportfreunde wollten im Schnitt nur knapp 300 Zuschauer sehen – der Verein spielte „auf einem fast graslosen Dorfacker, von dem der Wind bei schlechtem Wetter den wenigen Zuschauern den Sand um die Ohren blies“.[1] In 26 Regionalligaspielen musste diese Mannschaft bei lediglich zwei gewonnenen Heimspielen insgesamt 104 Gegentore hinnehmen und schoss nur 15 Tore. Ebenfalls absteigen mussten der Berliner SV 92 (zum ersten Mal nach 40 Jahren in der höchsten Berliner Spielklasse musste dieser Verein aus Wilmersdorf absteigen) sowie Meteor 06 und Kickers 1900.
Überraschend gut schlug sich Neuling TuS Wannsee. Monatelang musste die Mannschaft wegen schlechter Platzverhältnisse pausieren. Das Wannsee-Stadion im äußersten Südwesten Berlins war von drei Seiten vom Wald umgeben und verfügte über keine Sitzplätze. Entsprechend niedrig lag der Zuschauerschnitt mit 395 Zuschauern. Garant für den durch Mäzenen unterstützten Verein war Trainer Helmut Jonas, der den Verein von der 2. Amateurliga bis in die Regionalliga geführt hatte. Der TuS Wannsee verlor nur zwölf von 26 Ligaspielen.
Als große Favoriten galten in dieser mit 20 Vereinen bestückten Liga bereits vor der Saison die beiden Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg (als damaliger deutscher Rekordmeister) und Kickers Offenbach sowie der Karlsruher SC. Die Überlegenheit der drei Clubs gegenüber den übrigen Mannschaften zeigte sich in der Schluss-Tabelle; der Viertplatzierte Bayern Hof hatte zehn Punkte Rückstand gegenüber dem Dritten, dem 1 FC Nürnberg, der die Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga um einen Punkt gegenüber dem Zweiten, dem KSC verpasste. Süd-Meister wurde die neuformierte Mannschaft von Kickers Offenbach. Vier Absteiger waren in diesem Jahr zu verzeichnen: Neben dem SV Waldhof Mannheim, der Neuling FSV Frankfurt und Darmstadt 98 sowie – nach verlorenem Abstieg-Entscheidungsspiel gegen den ESV Ingolstadt das punktgleiche Team des Neulings SpVgg Bayreuth.
Bemerkenswert war, dass im Laufe der Saison 50 Prozent aller Vereine dieser Liga den Trainer wechselten – eine Quote, die nicht einmal die Bundesliga in dieser Saison aufzuweisen hatte.
Viktoria Aschaffenburg als Vizemeister der 1. Amateurliga Hessen (der Meister Eintracht Frankfurt Amat. konnte nicht aufsteigen) und der FC Wacker München als Meister der Bayernliga stiegen direkt in die Regionalliga Süd auf. Die Meister der 1. Amateurligen: Südbaden, Nordbaden, Nordwürttemberg und Schwarzwald-Bodensee spielten in einer Aufstiegsrunde den dritten Aufsteiger aus. Den Aufstieg in die Regionalliga Süd schaffte der Meister aus Nordwürttemberg: 1. Göppinger SV
↑Eberhard Wittig: Regionalliage Berlin 1969/70. Mehr denn je in Frage gestellt. In: Karl-Heinz Huba (Hrsg.): Jahrbuch des Fußballs 1969/70. Copress-Verlag, München 1970, S.171.