Günter Gruner wurde als Sohn eines Architekten in Oberlungwitz geboren. Von 1951 bis 1954 studierte er an der Ingenieurschule für Bauwesen Glauchau Architektur und ging anschließend nach Dresden. Ab 1954 arbeitete er als Architekt im VEB Hochbauprojektierung Dresden. Im Kollektiv entstanden Planungen für zentrale Dresdner Straßenzüge, darunter die Wilsdruffer Straße, Hauptstraße und die Prager Straße.
Gruner entwarf vor allem Restaurants und Cafés, so 1960/61 in Zusammenarbeit Herbert Löschau und Gerhard Landgraf die Gaststätte pick-nick, die bei der Eröffnung im Juni 1961 die „modernste Schnellgaststätte Dresdens“ war.[1] Es folgten 1965 bis 1967 der Gaststättenkomplex Am Zwinger (u. a. Tanzbar, Weinrestaurant, Café espresso) in Zusammenarbeit mit Gerhard Müller sowie zwischen 1968 und 1972 das Restaurant Bastei und der Gaststättenkomplex International (enthielt zu Beginn die Gaststätten Wroclaw, Gockelbar, die Nachttanzbar Mazurka sowie ein Selbstbedienungsrestaurant) auf der Prager Straße. Gruner erarbeitete zudem unter Architekt Gerhard Müller den Bau der ungarischen Speisegaststätte Szeged auf der Wilsdruffer Straße. Mit Gerhard Landgraf (objektverantwortlicher Architekt) und Waltraud Heischkel (Mitarbeiterin) realisierte Gruner als Bauleiter bis 1972 das Rundkino Dresden, wobei „der kreisförmige Baukörper aus der Lösung des zweiten Preisträgers im Architekturwettbewerb zu diesem Objekt“ den Ausgangspunkt für die Projektierung bildete.[2][3] Von 1974 bis 1980 war Gruner für die Entwurfskonzeption von Geschäften und Restaurants auf der Hauptstraße (zwischen 1951 und 1991 Straße der Befreiung) zuständig. Die geforderte „maximale… Montierbarkeit“ wurde durch eine Kombination von Elementen der WBS 70/10,8, Typ Dresden für die Wohneinheiten und Elementen des Vereinheitlichten Geschossbaus (VGB) für die erweiterten Untergeschosse erreicht, wobei die Wohneinheiten auf einer zusätzlich geschaffenen Montageebene über der Decke des Erdgeschosses errichtet wurden.[4] Es entstanden unter den Wohneinheiten 18 Verkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen sowie vier Gaststätten. Eine Besonderheit war das Weinrestaurant Meißner Weinkeller, das in die erhaltenen Tonnengewölbe des zerstörten Neustädter Rathauses integriert wurde.[5][6]
Gruner war ab 1990 Leiter des Planungsbüros Gruner/Trepte in der Bauplanung Sachsen GmbH und bis 1996 als Architekt in Dresden tätig.
Eine Vielzahl der Bauten Gruners wurden seit der deutschen Wiedervereinigung abgerissen oder vollständig umgebaut. Nur wenige Gebäude haben sich in der Gegenwart erhalten,[7] darunter das Rundkino Dresden. Erhalten ist zudem die ehemalige Poliklinik in der Gerichtsstraße in Dresden, ein in Montagebauweise errichteter, dreigeschossiger Atriumsbau, für den seit 1991 Abrissplanungen existieren;[8] 2010 wurde das Gebäude durch die Einweihung eines neuen Ärztehauses in unmittelbarer Nachbarschaft redundant.[9]
Gruner lebte ab 1954 in Dresden und dabei langjährig in der Hauptstraße; 2018 zog er nach Meißen, wo er 2024 verstarb.[10][11]
Günter Gruner war langjähriges aktives Mitglied und schließlich Ehrenmitglied der Singakademie Dresden.[12]
Bauten (Auswahl)
bis 1957: Mitarbeit Umbau des Lingnerschlosses zum „Dresdner Klub der Intelligenz“[13]
1960–1961: Gaststätte pick-nick, Dresden (mit Herbert Löschau und Gerhard Landgraf) – 2022 abgerissen
1961–1962: Restaurant Szeged, Wilsdruffer Straße, Dresden (mit Gerhard Müller) – seit 2015 Leerstand
1963–1965: Wiederaufbau Landhaus Dresden (mit Gerhard Müller)
1974: Nationalpreis II. Klasse für Kunst und Literatur für das Kollektiv „Städtebaulich-architektonische Gestaltung der Prager Straße, Dresden“ (mit Hans Konrad, Gerhard Landgraf, Josef Pietsch, Kurt Röthig, Peter Sniegon)[14]
Literatur
Beate Erler: Rundkino-Architekt ist jetzt Meißner. In: Sächsische Zeitung, 14. November 2020, S. 18 (online).
Gruner, Günther. In: Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen jr, Husum 2011, ISBN 978-3-86530-131-4, S. 178.
↑Kennen Sie Ihre Stadt?. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 11. April 1998, S. 2.
↑7. Oktober: Hohe Auszeichnung zum 25. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik. In: Ministerium für Bauwesen, Bauakademie der Deutschen Demokratischen Republik: Chronik Bauwesen 1971–1976. Bauinformation DDR, Berlin 1979, S. 153–154.