Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem (altgriechischΠατριαρχεῖον ἹεροσολύμωνPatriarcheíon Hierosolýmon; arabisch بطريركية الروم الأورثوذكس الاورشليمية, DMGBaṭriyarkiyyat ar-Rūm al-ʾŪrṯūḏuks al-ʾūršalīmiyya ‚Jerusalemitisches Patriarchat der Rum-Orthodoxen‘; hebräisch פטריארכית ירושלים היוונית-אורתודוקסית Paṭrīʾarchjat Jərūschalajim haJawanīt haʾŌrtōdōqsīt, deutsch ‚Griechisch-Orthodoxes Patriarchat Jerusalem‘) ist eine orthodoxeautokephaleKirche mit Sitz in Jerusalem und ungefähr 100.000[1] christlichen Gläubigen, von denen ein Großteil Palästinenser sind.
Nach der israelischen Behörde für Grund und Boden ist die griechisch-orthodoxe Kirche in Israel der zweitgrößte Landeigentümer. Bis zu den großen Landverkäufen gehörte ihr eine Fläche von 4,5 Quadratkilometern, die heute zu den wertvollsten Grundstücken Israels zählen, darunter in Jerusalem, Jaffa, Tiberias, Caesarea, Ramla, Nazareth und weiteren Orten. Gekauft wurden die Ländereien im 19. Jahrhundert von der Kirche zu landwirtschaftlichen Zwecken.
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 wurde das Land häufig in 99-Jahres-Verträgen verpachtet, z. B. an die Behörde der Natur und Gärten Israels sowie den Jüdischen Nationalfonds. Die Verträge beinhalten häufig eine Option auf Verlängerung.[2] Vermittelt wurden zahlreiche dieser Verträge in den Jahren 1949 und 1950 von dem Rabbiner und Diplomaten Ja’akov Herzog, der in jener Zeit im israelischen Ministerium für Religiöse Angelegenheiten beschäftigt war.
Klandestine Landverkäufe
Schon unter dem Vorgänger des jetzigen Patriarchen Theophilos III., Irenaios, hatte es Streit über Landverkäufe gegeben. Sie führten zur Absetzung von Irenaios, der Land an jüdische Siedler verkauft hatte.[1] Der jetzige Patriarch hat seit 2011 in zweifelhaften Transfers umfangreich Land an Firmen in karibischen Steueroasen zu einem Bruchteil des Marktwertes verkauft.[3] Die auf dem verkauften Land gebauten Immobilien verloren nach Bekanntwerdung der Verkäufe massiv an Wert, da unklar war, ob – wie nach geltender israelischer Rechtslage üblich – die Häuser nach Ende der Pachtzeit an den Eigentümer fallen oder die Verträge von den neuen Eigentümern verlängert werden. Einige Verträge laufen in 50 Jahren aus.[2] Angehörige der Gemeinde sprechen von Diebstahl.[2] Inzwischen soll ein Großteil des Landbesitzes der Griechisch-Orthodoxen Kirche verkauft sein, unter anderem an die Investmentfirma Kronti Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, die später die erworbenen Grundstücke an andere Firmen auf den Cayman-Inseln weiter veräußerte.
Manche der Jerusalemer Grundstücke eines umstrittenen Immobiliengeschäfts aus dem Jahr 2004 wurden der Organisation Ateret Kohanim übertragen.[4]
↑Jochen Stahnke: Kampf um jeden Quadratmeter. Einer der größten Landbesitzer in Israel ist das Jerusalemer griechisch-orthodoxe Patriarchat. Die Kirche verkauft jedoch immer mehr Besitz – oft unter dubiosen Umständen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2018, S. 3.