Er errichtete dort eine Schreckensherrschaft, die im Lande unter dem Namen Semjonowschtschina bekannt wurde. Später wurde er von der selbsternannten provisorischen Regierung Sibiriens zum Kommandeur einer in Tschita stationierten Einheit ernannt. Dies brachte ihn zunächst in einen Konflikt mit Admiral Koltschak, dem Hauptführer der Weißen Armee in Sibirien, der sich zunächst weigerte, Semjonows Kommando anzuerkennen. Im Verlaufe der Auseinandersetzung mit den Bolschewiki musste sich Koltschak jedoch den faktischen Zwängen beugen und berief Semjonow auch unter dem Druck der Ententestaaten, die zeitweilig in den Kampf mit den Bolschewiki eingegriffen hatten, zum Befehlshaber des Militärbezirks von Tschita und beförderte ihn 1919 zum Generalleutnant der Weißen Armee. Im Frühjahr desselben Jahres ernannte sich Semjonow zudem mit Unterstützung Japans selbst zum Ataman der Kosaken der Transbaikalregion.
Nachdem die Weiße Armee Koltschaks von den Bolschewiki geschlagen worden war, übertrug dieser Semjonow seine Kompetenzen für den gesamten fernen Osten Sibiriens. Im November 1920 wurde Semjonow dann von Partisanen und regulären Verbänden der Roten Armee, die Wassili Blücher befehligte, aus der Baikalregion vertrieben. Er begab sich daraufhin mit seinen Truppen weiter nach Osten und versuchte sich mit Hilfe des japanischen Geheimdiensts in der Region Primorje festzusetzen.[1] Nach weiteren Kämpfen mit der Roten Armee unterlag er jedoch auch dort und musste schließlich im September 1921 ins Exil nach China fliehen.
Seine Exilzeit verbrachte Semjonow in Korea, Japan und im Norden Chinas. Er nutzte dort seine Kontakte zum japanischen Geheimdienst und war der Führer der weißen Emigrantengemeinde im Fernen Osten. Als solcher war er auch maßgeblich an antisowjetischen Aktivitäten beteiligt. Um seine finanzielle Lage zu verbessern, war er von 1925 bis 1931 Leibwächter des ehemaligen Kaisers von China in Tianjin.[2] Als die Sowjets 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Kampf gegen Japan eingriffen und die Mandschurei besetzten, wurde Semjonow im September 1945 von der Roten Armee gefangen genommen. In der Sowjetunion wurde er zum Tode verurteilt und am 30. August 1946 gehängt.
Literatur
Walter Rosenwald: Der Ataman Semjonow, sein Tapferkeitskreuz und sein Erinnerungsabzeichen. In: Orden und Ehrenzeichen. Heft 21, 2002, S. 7–11.
Jamie Bisher: White Terror: Cossack Warlords of the Trans-Siberian; Routledge, 2005; ISBN 0-7146-5690-9.
Brian Power: The Ford of Heaven: A Childhood in Tianjin, China; Signal Books, 2005; ISBN 1-904955-01-0.
S. Noma (Hrsg.): Semenov, Grigorii Mikhailovich. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1343.