Guarapuava ist ein brasilianischesMunizip in der Mitte des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 183.755 Einwohner, die sich Guarapuavaner nennen. Mit einer Fläche von 3168 km² ist es das größte Munizip von Paraná. Es liegt 1112 Meter über dem Meeresspiegel.
Die 1818 gegründete Pfarrei trug den Namen Nossa Senhora de Belém (Unsere Liebe Frau von Bethlehem). Als der Ort zur Vila erhoben wurde, erhielt der Ort den heutigen Namen. Guarapuava kommt aus dem Tupi-Guarani und bedeutet Wilder Wolf (guará = Wolf und puava = wild).[1]
Geschichte
Provinz Guayrá
Gemäß dem Vertrag von Tordesillas vom 7. Juni 1494 sollte der gesamte zentrale und westliche Teil des heutigen Bundesstaates Paraná unter spanischer Herrschaft stehen. Während der Iberischen Union (1580–1640), als die spanische Krone auch das portugiesische Gebiet beherrschte, drangen jedoch vom Kapitanat São Paulo aus zahlreiche Expeditionen, die so genannten Bandeiras, in das Innere des Kontinents ein.
Die portugiesische Expansion erreichte schließlich die Ufer des Río de la Plata. Gestoppt wurde sie erst mit dem Vertrag von Madrid (1750), in dem die Grenzen zwischen den spanischen und den portugiesischen Kolonien neu festgelegt wurden.
Portugiesische Kolonialzeit
Das Gebiet von Guarapuava blieb bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts von der portugiesischen Herrschaft unbeeinträchtigt. Es erfolgten jedoch bereits im 18. Jahrhundert Erkundungsexpeditionen, die Tibaji-Expeditionen genannt wurden. In diesem Zug wurden 1770 die Campos de Guarapuva entdeckt.[2]
Kaiserreich
Gleich zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschloss die portugiesische Krone die Organisation einer Expedition, um die Region durch Besiedlung zu besetzen und die neue Grenze zu Spanien zu sichern. Die Real Expedição de Conquista do Povoamento dos Campos de Guarapuava erreichte 1810 unter Führung von Diogo Pinto de Azevedo Portugal die Campos de Guarapuva und errichtete das Fort Atalaia, das den ersten Truppen, ihren Familien und den zugehörigen Siedlern – etwa 300 Familien – Schutz vor den häufigen Angriffen der Indianer bot. Diese gehörten zu den drei Stämmen Camés, Votorões und Cayerés.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Expeditionen von Missionaren entlang des Rio Iguaçu waren die Expeditionen von Diogo Pinto nachhaltiger, da sie Straßen erschlossen, Wälder rodeten und Brücken bauten. So wurde aus den Koran-bang-rê-Feldern der Kaingang die heutige Stadt Guarapuava.[3]
Zwischen 1812 und 1859 war Guarapuava die erste Stadt Brasiliens, die zur Verbannung verurteilte Sträflinge aufnahm. Damit sollte die Region mit einer weißen Bevölkerung besetzt werden.[4]
Offiziell entstand die Stadt mit der Unterzeichnung des Formal de Instalação da Freguesia de Nossa Senhora de Belém am 9. Dezember 1819. Pater Francisco das Chagas Lima hatte im Einvernehmen mit Antônio de Rocha Loures, dem stellvertretenden Kommandanten der königlichen Expedition, die Verlegung der Pfarrei und der Kirche Nossa Senhora de Belém an den heutigen Sitz des Munizips beschlossen.
Pater Chagas versuchte, die Besiedlung auf der Grundlage einiger ästhetischer Kriterien in die Wege zu leiten. Dabei hielt er sich an die Richtlinien der königlichen Charta des Grafen Linhares vom 1. April 1809, in der die Standards für die Gebäude festgelegt waren. Die Kathedrale Nossa Senhora de Belém stellte einen wichtigen Bezugspunkt für die damalige Gesellschaft dar. Der erste Bürgermeister von Guarapuava war Oberst Pedro Lustosa de Siqueira. Am 17. Juli 1852 wurde der Ort in den Rang einer Vila erhoben, die damals noch zur Provinz São Paulo gehörte.
Erhebung zum Munizip
Guarapuava wurde durch das Provinzgesetz Nr. 12 vom 17. Juli 1852 aus Castro ausgegliedert und in den Rang einer Vila (Vorläufer der heutigen Rechtsform Munizip) erhoben. Es wurde am 9. Juli 1853 als Vila installiert.[1]
Geografie
Fläche und Lage
Guarapuava liegt auf dem Terceiro Planalto Paranaense (der Dritten oder Guarapuava-Hochebene von Paraná).[5] Seine Fläche beträgt 3168 km².[6] Es liegt auf einer Höhe von 1112 Metern.[7]
Das Klima ist gemäßigt warm. Es werden hohe Niederschlagsmengen verzeichnet (1880 mm pro Jahr). Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 17,4 °C. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfb.[8]
Gewässer
Guarapuava liegt in den Einzugsgebieten des Rio Ivaí, des Rio Piquiri und des Rio Iguaçu. Dessen rechter Nebenfluss Rio Jordão bildet die westliche Grenze des Munizips. Zu ihm fließt in südlicher Richtung der Rio Campo Real, der einen Teil der westlichen Grenze markiert, und in westlicher Richtung der Rio Pinhão, der zusammen mit seinem linken Nebenfluss Rio São Jerônimo die südliche Grenze bestimmt. Nach Norden in Richtung Rio Ivaí entwässern der Rio Marrecas und der Rio São Francisco etwa ein Fünftel des Munizipgebiets.
Guarapuava hat zwei Eisenbahnlinien. Die erste wird von der América Latina Logística (ALL) betrieben. Sie wurde in den 1950er Jahren gebaut. Sie führt über Irati nach Ponta Grossa. Die zweite Linie wurde in den 1990er Jahren gebaut. Sie wird von der Ferroeste befahren und führt bis Cascavel.
Bürgermeister: Celso Fernando Góes, Cidadania (2021–2024)
Vizebürgermeister: Samuel Ribas de Abreu, PSD (2021–2024)[9]
Demografie
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
Stadt
Land
1872
8.462
90 % (1)
10 % (2)
1900
13.124
--
--
1920
41.434
--
--
1940
96.235
6 %
94 %
1950
67.436
11 %
89 %
1960
96.947
17 %
83 %
1970
110.903
39 %
61 %
1980
158.585
57 %
43 %
1991
159.634
73 %
27 %
2000
155.161
91 %
9 %
2010
167.328
91 %
9 %
2021
183.755
--
--
(1) Freie, (2) Sklaven
Quelle: IBGE, bis 2010: Volkszählungen[10] und für 2021: Schätzung[6]
Ethnische Zusammensetzung
Gruppe *
1991
2000
2010
wer sich als …
Weiße
84,2 %
69,1 %
69,9 %
weiß bezeichnet
Schwarze
2,3 %
2,0 %
3,0 %
schwarz bezeichnet
Gelbe
0,1 %
0,1 %
0,7 %
von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune
13,4 %
27,8 %
26,1 %
braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene
0,0 %
0,6 %
0,3 %
Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe
0,0 %
0,4 %
0,0 %
Gesamt
100,0 %
100,0 %
100,0 %
*) Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[11]
Parque Municipal das Araucárias (mit dem Museu Entomológico Hipólito Schneider)
Parque Recreativo Jordão
Salto Curucacas
Festivals, Feste
Expogua: Dies ist die größte Messe der Region, die jedes Jahr stattfindet. Es werden Rinder, Pferden und anderen Zuchttiere vorgestellt. Hinzu kommen Versteigerungen von Tieren. Mehrere Unternehmen stellen landwirtschaftliche Fahrzeuge und auch Agrarprodukte aus. Es treten bekannte Country-Sänger auf. Rodeos runden die Feierlichkeiten ab.
Festival da Melhor Idade (Seniorenfestival): Es handelt sich um ein Festival, das zwischen August und Oktober von der Präfektur veranstaltet wird. Die besten Tanzgruppen aus verschiedenen Städten des Südens treten gegeneinander an.
Festa da Peixada: Das traditionelle deutsche Fischeintopf-Fest wird im Distrikt Entre Rios im Oktober gefeiert. Die Hauptattraktionen sind deutsche Bands, traditionelle Tänze, gegrillter Fisch und jede Menge Bier. Die Teilnehmer kommen aus der ganzen Region. Auf diesem Festival spielen normalerweise Bands aus Deutschland.
Wirtschaft
Kennzahlen
Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 33.639,89 R$ (rund 7.500 €)[13] lag Guarapuava 2019 an 139. Stelle der 399 Munizipien Paranás.[14]
↑ abHistória Guarapuava PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 8. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
↑Nossa Cidade / História do Município. In: Offizielle Website. Prefeitura Municipal de Guarapuava, abgerufen am 8. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
↑Kimiye Tommasino (Universidade Estadual de Maringá), Ricardo Cid Fernandes (Universidade Federal do Paraná): Povos Indígenas no Brasil: Kaingang. Instituto Socioambiental (ISA), São Paulo, abgerufen am 8. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
↑Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 11. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
↑ abcPanorama Guarapuava. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 8. August 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
↑Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 / População por município - 1872-2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr.17). 2013, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S.232 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [MS Excel; 3,1MB; abgerufen am 7. April 2022]).
↑IBGE: Manual do Recenseador. Rio de Janeiro 2009, S.152 (brasilianisches Portugiesisch, 254 S., gov.br [PDF; 7,0MB; abgerufen am 17. Oktober 2022] Anweisung an den Zähler: „Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen … Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.“).