Ehemaliger HWA-Amtssitz, Jebensstraße/Hertzallee, Berlin
Hof des früheren Heereswaffenamtes
Hofdenkmal, St. Barbara mit Handgranate in der linken Hand
Das Heereswaffenamt (HWA) war in Berlin als Militärbehörde die Zentralstelle für die technische Entwicklung und Fertigung von Waffen, Munition und Gerät des deutschen Heeres (Rüstungsforschung). In der Behörde waren etwa 5000 Beamte und Offiziere beschäftigt.
Der Hauptsitz des HWA war in Berlin, Hardenbergstraße 29.(Lage)52.50604500352913.334759828296 Das Gebäude wurde während der Luftangriffe auf Berlin zerstört und später abgetragen. Auch der Gebäudekomplex Jebensstraße/Hertzallee wurde vom HWA genutzt. Auf dem Hof der Jebenstraße 1(Lage)52.50879113.332212 befindet sich eine Statue der der Heiligen St. Barbara (Schutzpatronin der Artilleristen), die als Gefallenen-Denkmal der Artillerie-Prüfungskommission im Jahr 1930 von Otto Schulz erschaffen wurde.
L Flak - Amtsgruppe für Flakentwicklung, unterstellt dem Reichsluftfahrtministerium
Ztschr - Wehrmachtzeitschriftenabteilung, unterstellt dem Oberkommando der Wehrmacht
Das Heereswaffenamt wurde während des Krieges mehrfach umorganisiert. Am 1. Juli 1944 bestand es aus dem Stab mit Forschungsabteilung und sechs Amtsgruppen:
Wa Z - Zentralamtsgruppe (Organisation und Planung)
Wa Prüf - Amtsgruppe für Entwicklung und Prüfung
Wa Chef Ing - Amtsgruppe Chefingenieur
Wa I Rü (WuG) - Amtsgruppe für Waffen und Gerät
Wa I Rü (Mun) - Amtsgruppe für Munition
Wa Abn - Amtsgruppe für Abnahme
Aufgaben
Im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht wuchs die Bedeutung des Heereswaffenamtes immer weiter an. Zu den Kernaufgaben gehörten:[4]
Der Einsatz von Wissenschaft und Forschung für die Planung von Waffen, Gerät und Munition aller Art
Entwicklung der erdgebundenen Waffen aller Art, des Heergeräts und der Munition
Beschaffung der Waffen und Munition des Heergeräts, zum Teil auf für Marine und Luftwaffe
Aufstellen der Beschaffungsunterlagen für Waffen, Munition und Heergerät
technische Überwachung der Fertigung von Waffen, Munition und Heergerät, Einführung neuer Fertigungsverfahren, Erstellung neuer Kapazitäten
Vertretung des Heeres in allen Patent- und Musterschutzangelegenheiten, die Waffen, Munition und Gerät betreffen
Vereinheitlichung der Waffen, Munition und des Heergeräts
Aufstellung und Betreuung aller technischen Vorschriften und Fertigungsunterlagen für Waffen, Munition und Heergerät, einschließlich Schießbefehlen, sowie des waffentechnischen Teiles der Ausbildungsvorschriften
Ermittlung der Schießgrundlagen für die verschiedenen Waffen und ihr Niederlegen in Schußtafeln und sonstigen Hilfsmitteln und Vorschriften für das Schießen, Bearbeiten des Wetterdienstes
Mitwirkung bei allen taktischen und schießtechnischen Fragen
Abnahme von Waffen, Munition und Heergerät
Überwachung der technischen Ausbildung der Offiziere
Bedarfsermittlung, Anerkennung und Zuteilung der kontingentierten und bewirtschafteten Rohstoffe für das Oberkommando des Heeres, Behebung von Lieferschwierigkeiten bei Rohstoffen
Errechnung mehrwirtschaftlicher Zahlenunterlagen mittels modernster Organisationsmaschinen (Lochkarten) für das Oberkommando des Heeres
Verfügungen und Befehle an die mehrwirtschaftlichen Außenstellen
Betreuung der dem Wa A und seinen Außenstellen angehörenden Beamten und technischen Angestellten
Die vom Chef der Heeresrüstung, General der Infanterie Walter Buhle, zum 15. Januar 1945 angeordnete Erweiterung des Heereswaffenamtes zum Wehrmachtwaffenamt kam wegen der sich zuspitzenden Lage an den Fronten über Ansätze nicht hinaus. Mitte April 1945 wurde der größte Teil des Heereswaffenamtes, nebst dessen Chef, nach Südbayern verlegt und durch Befehl vom 27. April 1945 endgültig aufgelöst.
Berühmte Entwicklung des HWA war das Eisenbahngeschütz „Dora“. Vor der Einrichtung der Versuchsanstalt in Peenemünde wurden hier erste Forschungen in der Raketentechnik betrieben.
Literatur
Peter Zimmermann: Technik für Rüstung und Krieg. 4. Wehrtechnik und Wehrwissenschaft zwischen den Weltkriegen. (Mitteilungen aus dem Institut für Mechanik 89, 1.) Neubiberg 1989.
Helmut Maier: Forschung als Waffe. Rüstungsforschung in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung 1900–1945/48. 2 Bände. Wallstein, 2007, ISBN 978-3-8353-0109-2.
Günter Nagel: Wissenschaft für den Krieg. Die geheimen Arbeiten der Abteilung Forschung des Heereswaffenamtes, Stuttgart 2012, ISBN 3-515-10173-X.