Heinrich LützelerHeinrich Lützeler (* 27. Januar 1902 in Bonn; † 13. Juni 1988 ebenda) war Philosoph, Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler, Leiter mehrerer Institute und Dekan der Universität Bonn. Er war beliebt durch regelmäßige Vorträge auch für nichtakademische Hörer und populäre Arbeiten zu den rheinischen Sprachen wie über den rheinischen Humor. Leben und WirkenHeinrich Lützeler – Sohn eines Bonner Porzellanmalers – wurde als Arbeiterkind im großbürgerlichen Bonn christlich erzogen. Er studierte ab 1921 Philosophie, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft an der Universität Bonn. 1924 beendete er sein Studium mit einer Dissertation zum Thema Formen der Kunsterkenntnis im Fach Philosophie, obwohl er eigentlich einen Abschluss in Kunstgeschichte angestrebt hatte. In der Folgezeit arbeitete er an seiner Habilitation und bestritt seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Vorträgen und Theaterkritiken. 1930 habilitierte er sich mit der Arbeit Grundstile der Kunst und übernahm eine Privatdozentur für Philosophie in Bonn. Daneben war Lützeler weiterhin publizistisch tätig. Anlässlich eines Auftrittes des NS-Ideologen Alfred Rosenberg in Bonn setzte sich Lützeler in Presseartikeln mit dessen Thesen auseinander und verurteilte sie mit Entschiedenheit. Diese scharfe Kritik Lützelers an Rosenberg war nach 1933 Anlass für gegen ihn gerichtete Diffarmierungskampagnen durch die Nationalsozialisten und ihnen nahestehende Presseorgane. Dabei wurde auch seine Körperbehinderung – Lützeler litt als Folge einer Wirbelsäulenverkrümmung an starker Kleinwüchsigkeit und war nicht größer als 1,20 Meter – propagandistisch mehrfach gegen ihn verwendet.[1] 1940 wurde er von der nationalsozialistischen Obrigkeit mit einem Lehrverbot belegt. Sein Abschiedsvortrag an der Universität Bonn mit dem Titel Vom Beruf des Hochschullehrers wurde von Studenten und Freunden unter der Hand gedruckt und weit über das Umfeld Bonns und der Universitäten hinaus bekannt. Willi Graf, Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose, gehörte in seiner Bonner Zeit zu den treuesten Hörern Lützelers. Wiederholt berichtete er in München von den Bonner Ereignissen um Lützeler, wobei auch Anlass und Inhalt seiner Abschiedsrede thematisiert wurden. 1942 erhielt Lützeler Schreibverbot und Sprechverbot für das gesamte Großdeutsche Reich und stand teilweise unter Beobachtung. Lützelers Schriften erschienen seit 1942 bei Herder in Freiburg in Übersetzungen ins Spanische, Slowakische, Ungarische, Rumänische, Schwedische und waren nur für den Vertrieb im Ausland bestimmt. Wenige Wochen nach Kriegsende 1945 begann Lützeler, am Wiederaufbau der Universität Bonn mitzuwirken. Er zog in die Bau- und Grundstückskommission ein, der er bis zu seiner Emeritierung angehörte und wurde bald zum ordentlichen Professor der Kunstgeschichte berufen. Er übernahm 1946 die Leitung des Kunsthistorischen Instituts. 1954 wurde er Vorsitzender der Bau- und Grundstückskommission. Im akademischen Jahr 1954/1955 war er zudem Dekan der Philosophischen Fakultät. 1967 gründete er mit eigenem Geld und Spenden die Forschungsstelle für Orientalische Kunstgeschichte, die er bis 1985 leitete. 1967/1968 war er wiederum Dekan der Philosophischen Fakultät. Auch nach seiner Emeritierung 1970 blieb Lützeler in Forschung und Lehre präsent. 1974 wurde seine Forschungsstelle in ein selbständiges Seminarinstitut umgewandelt, dessen Leitung er bis 1985 behielt. Einem breiteren Publikum wurde Lützeler durch seine Vorträge zur Philosophie des Kölner Humors bekannt, die als Buch und auch auf Schallplatte veröffentlicht wurden. 2006 erschien der Band in neuer Auflage.[2] Heinrich Lützelers Grab befindet sich auf dem Bonner Südfriedhof. 1990 wurde in Poppelsdorf eine Straße nach ihm benannt.[3] Kommunalpolitisches EngagementLützeler war ein aufmerksamer Beobachter der kommunalpolitischen Szene in Bonn und intervenierte immer wieder bei Auseinandersetzungen, in denen es um die städtebauliche Entwicklung ging. Er gehörte zu den vehementesten Kritikern der Gestaltung des Bahnhofsbereiches. Am 11. Januar 1977 veröffentlichte der General-Anzeiger einen Diskussionsbeitrag von ihm. Darin setzt er sich mit den Vorstellungen des für die Planung verantwortlichen Architekten Friedrich Spengelin auseinander. PositionHeinrich Lützeler hatte sich seit Mitte der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts mit dem Phänomen einer christlichen Kunst befasst und hierüber in der katholischen Monatszeitschrift Hochland publiziert. Zeitgenössische Untersuchungen bezeichnen Lützeler als einen maßgeblichen Repräsentanten der Bewegung Renouveau catholique in Deutschland.[4] Ehrungen
Veröffentlichungen
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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