Gervex erlernte die Malerei unter Eugène Fromentin, Alexandre Cabanel und Pierre Nicolas Brisset und debütierte im Salon von 1873 mit einer Schlafenden Schönen nach dem Bade (französischBaigneuse, Musée de La Rochelle), welcher 1874 ein Satyr spielt mit einer Bacchantin (Musée du château des ducs de Bourbon, Montluçon) und 1875 Diana und Endymion folgten.
Im Jahr 1876 betrat er mit einer Totenschau im Hospital das Gebiet des modernen Realismus, auf welchem er mehr und mehr zum Naturalismus fortschritt. Hauptwerke dieses Genres sind die Kommunion in der Trinitékirche (1877) und Rolla nach einem Gedicht von Alfred de Musset. Dieses Gemälde im Format 173 × 220 cm, welches wegen seiner provozierenden Nacktheit 1878 aus „Moralitätsgründen“ von der Weltausstellung ausgeschlossen wurde, befindet sich heute im Musée des Beaux-Arts in Bordeaux. Er verlegte sich bald auf die Darstellung des modernen Lebens und die Porträtmalerei. Ferner sind die dekorativen Gemälde für Pariser Rathäuser und andere öffentliche Gebäude wie die Bürgerliche Trauung und das Kanalbecken von La Villette bekannte Werke des Malers. Seine Klinikbildnisse waren anfänglich an die rembrandtsche „Anatomie“ angelehnt und zeigten unter anderem Chirurgen in weißen Kitteln, die um einen Mädchenkörper versammelt sind. Ein Bildnis mit dem Namen Docteur Péan à l’hôpital St.-Louis bildete den Anfang zu einer ganzen Serie von Krankenhausbildern.[2] Er fertigte auch Gemälde für die Räume der Redaktionen einiger Pariser Journale und beschickte Ausstellungen.[3] Bilder von Gervex befanden sich im Ausstellungspalast, in der komischen Oper und in der Sorbonne in Paris.[4] Er war mit Henriette Fauche verheiratet, einer Tochter des Marius Fauche.
Ehrungen (Auswahl)
Gervex wurde im Jahr 1882 zum Ritter der Ehrenlegion (französischChevalier de la Légion d’Honneur) ernannt.[5][6] Es folgte 1889 die Ernennung zum Offizier (französischOfficier de la Légion d’Honneur) und schließlich am 15. Oktober 1911 zum Kommandeur (französischCommandeur de la Légion d’Honneur).[7]
Gervex, Henri. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band2: Gaab–Lezla. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S.36 (Textarchiv – Internet Archive – Hier ist noch fälschlich 1848 als Geburtsjahr angegeben).
↑Gervex, Henri. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band5: Vialle–Zyrlein. Nachträge und Berichtigungen. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S.106 (Textarchiv – Internet Archive – Nachträge, hier auch berichtigtes Geburtsdatum).
↑Notice des peintures, sculptures et dessins de l’école moderne, exposés dans les galeries du Musée National du Luxembourg. Imp. réunies, Paris 1886, S.22 (Textarchiv – Internet Archive).