HerbartianismusHerbartianismus ist eine frühe pädagogische Theorie, die auf Johann Friedrich Herbart (1776–1841) zurückgeht. Mit dem wissenschaftlichen Bezug zur Assoziationspsychologie begründete der Herbartianismus den Eingang der Pädagogik in Forschung und Lehre an den Hochschulen. Geschichtliche BedeutungDer Herbartianismus war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die bestimmende pädagogische Theorie und fand bis hinein in die 1920er Jahre auch über Deutschland hinaus zunehmende Verbreitung. GrundlagenDem Herbartianismus lagen zwei wesentliche Ideen zugrunde: Die Formalstufentheorie und die Idee des pädagogischen Lehrplans. FormalstufentheorieDie Formalstufentheorie beschreibt zwei Bereiche: die Vertiefung und die Besinnung. Die Phase der Vertiefung umfasst sowohl die Stufe der Klarheit, in der neue Inhalte vertieft und verstanden werden, nachdem der Lehrer kurze Erläuterungen zu einem Thema gegeben hat, als auch die Stufe der Assoziation, in der neue noch isolierte Vorstellungen miteinander in Verbindung gebracht werden sollen. Dies geschieht im freien Gespräch. In der Phase der Besinnung wird neu Aufgenommenes mit vorhandenem Wissen verschmolzen. Dies geschieht etwa, indem der Lehrer einen Vortrag hält. Ebenso zur Phase der Besinnung gehört die Stufe der Methode, in der die Schüler sich in selbstständiger Arbeit auf die Anwendung des Gelernten besinnen sollen. Pädagogischer LehrplanZum pädagogischen Lehrplan gehörte die Interessentheorie. Aus dieser entwickelte der Herbartianer Tuiskon Ziller den sogenannten Kulturstufenplan. Dort wird ein pädagogisches Verfahren beschrieben, bei der im Unterricht jede geschichtliche Epoche dem Alter eines Schülers zugeordnet wird. Später verknüpften die Herbartianer beide Ansätze und entwickelten daraus ein System, das für die einzelnen Unterrichtsfächer und dazugehörigen Stoffpläne anwendbar ist – die Konzentrationsidee. Bekannte VertreterDie meisten der nachfolgend genannten Vertreter waren als Mitglieder im Verein für Wissenschaftliche Pädagogik (1868 bis ca. 1927) organisiert.
AuswirkungenAls wichtigstes Verdienst der Herbartianer gilt die Etablierung des Fachgebiets „Pädagogik“ an den Universitäten. Erstmals wurden mit dem Herbartianismus auch Funktion und Aufgabenstellung der Lehrer klar beschrieben und gelehrt. Auf die Herbartianer geht auch die Praxis der Schulreisen zurück. KritikHerbart konzipierte seine Theorie als Gegner eines zentralisierten Schulunterrichts und Befürworter des Hausunterrichts. Kritiker betrachten die Anwendung auf formalisierte Schulstunden daher als schwer durchführbar. Von Vertretern der Reformpädagogik wird der Herbartianismus als lehrerzentriert abgelehnt. Literatur
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