Hirschberg liegt im Norden des Rhein-Neckar-Kreises unweit der Grenze zu Hessen. Direkte Nachbarorte sind Hohensachsen im Norden und Heiligkreuz im Osten, die beide zur Großen KreisstadtWeinheim gehören, die Stadt Schriesheim im Süden und die Gemeinde Heddesheim im Westen. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Heidelberg zwölf Kilometer südlich und Mannheim 16 Kilometer westlich.
Die Gemeinde besteht aus den ehemals selbständigen Gemeinden Großsachsen und Leutershausen an der Bergstraße. Mit der Kreisreform 1973 erfolgte die Eingliederung in den neugebildeten Rhein-Neckar-Kreis. Am 1. Januar 1975 schlossen sich Großsachsen und Leutershausen im Rahmen der baden-württembergischen Gebietsreform zur neuen Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße, neutral benannt nach der Hirschburg (Leutershausen) und den Hirschbergern, zusammen.[2]
In der Rheinebene verläuft der nördliche Neckarschwemmkegel. Im nördlichen Teil befinden sich Tonböden mit Ackerzahlen bis 58. Nach Süden hin herrschen Lehmböden vor und es werden Ackerzahlen bis 93 erreicht. Im Bereich der Bergstraße sind noch bessere Böden, hauptsächlich Löß, mit Werten bis 99. Angebaut wird insbesondere Obst, Gemüse und Wein, früher auch Tabak.
Die Gemarkung östlich der B 3 ist Teil des Naturparks Neckartal-Odenwald. Fast alle unbebauten Flächen des Naturparks gehören zum Landschaftsschutzgebiet Bergstraße-Nord, das als bedeutungsvolle Erholungslandschaft, die geprägt ist vom Übergang der Rheinebene zum Odenwald, 1997 unter Schutz gestellt wurde.[3]
Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 1235 Hektar. Davon sind 24,9 % Siedlungs- und Verkehrsfläche, 40,9 % werden landwirtschaftlich genutzt und 33,0 % sind bewaldet.[4]
Klima
Das Klima der badischen Bergstraße ist ganzjährig sehr mild; die frühe Blüte begünstigt in Hirschberg eine ertragreiche Ernte. Die nächstgelegene Klimastation in Heidelberg maß zwischen 1971 und 2000 eine Durchschnittstemperatur von 11,1 °C und eine Niederschlagsmenge von 745 mm pro Jahr. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 20,1 °C, der kälteste der Januar mit 2,5 °C. Temperaturen über 30 °C sind im Hochsommer keine Seltenheit. Die meisten Niederschläge fallen im Juli und der trockenste Monat ist der Februar.[5]
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Heidelberg 1971–2000
Nach dem Rückgang der Bevölkerung durch die Kriege im 17. Jahrhundert gab es ein stetiges Wachstum bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Während der Industrialisierung gab es dann einen Rückgang durch die Abwanderung nach Mannheim, ehe die Zahl der Einwohner wieder anstieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen beide Gemeinden viele Evakuierte und Vertriebene auf, wodurch die Bevölkerung bis 1950 um mehr als 60 Prozent zunahm. Bis 1956 folgte wieder ein leichter Rückgang, ehe es die zunehmende Motorisierung ermöglichte, dass viele Arbeitnehmer aus den umliegenden Städten nach Hirschberg zogen, die dann an ihren Arbeitsplatz pendelten.[6]
Bevölkerungsentwicklung Großsachsen und Leutershausen[7]
Jahr
1852
1871
1880
1890
1900
1910
1925
1933
1939
1950
1956
1961
1970
1974
2010
Großsachsen
1111
1111
1164
1190
1200
1213
1304
1262
1280
2043
1998
2296
2662
3177
3398
Leutershausen
1379
1411
1576
1544
1720
1829
2023
2152
2169
3387
3380
3652
5148
5179
6141
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 18 Sitze (2014: 20 durch Ausgleichssitze) und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Dabei garantiert die Unechte Teilortswahl Großsachsen acht und Leutershausen zehn Sitze im Rat. Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender. Die nächste Gemeinderatswahl findet turnusgemäß 2024 statt.
Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[8]
Der Bürgermeister wird für acht Jahre direkt gewählt. Seit Gründung der Gemeinde war Werner Oeldorf von 1975 bis 2007 Bürgermeister. Zu seinem Nachfolger wurde im April 2007 Manuel Just gewählt. Just war damals erst 27 Jahre alt und damit jüngster Bürgermeister im Rhein-Neckar-Kreis. Im April 2015 wurde Just mit 97,9 % der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Im Juni 2018 wurde Just zum Oberbürgermeister der Nachbarstadt Weinheim gewählt, konnte jedoch sein Amt dort aufgrund einer Wahlanfechtung erst im Mai 2019 antreten und blieb bis dahin Bürgermeister in Hirschberg.[9] Zum neuen Bürgermeister in Hirschberg wurde im August 2019 der bisherige Hauptamtsleiter Ralf Gänshirt gewählt.[10]
Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: In von Silber und Rot gespaltenem Schild vorn ein blauer Wellenbalken, daraus wachsend ein roter Apfel an grünem Stiel, darunter ein schwarzes Fleckenzeichen (wie das Sternzeichen Widder), hinten eine aufrechte, linke, fünfendige silberne Hirschstange. Das Wappen wurde 1977 verliehen und verweist auf die alten Wappen der vormals selbständigen Gemeinden. Vorn ist der Apfelbach über dem Fleckenzeichen Großsachsens zu sehen. Die fünfendige Hirschstange verweist auf das ausgestorbene Geschlecht der Hirschberger, deren Burgruine über Leutershausen liegt. Die Flagge ist Rot-Weiß.[11]
Über dem Eingang des Hirschberger Rathauses wurde am 19. Oktober 1996 ein Porzellanglockenspiel aus Meißner Porzellan eingeweiht. Heute besteht das Glockenspiel aus 18 Porzellanglocken.
Freizeit
Die größten Feste sind im Ortsteil Leutershausen das Straßenfest jährlich im Juli sowie die Storchenkerwe im September.
Das 1952 erbaute Olympia-Kino in Leutershausen war 1997 aus wirtschaftlichen Gründen von Schließung bedroht, was durch die Gründung eines Förderkreises verhindert wurde. 2000 in einen Förderverein umgewandelt, ist dieser Förderkreis seit 2007 selbst Betreiber des Kommunalen Olympia Kinos und bietet ein anspruchsvolles tägliches Programm, das mehrmals im Jahr mit Live-Auftritten von Künstlern ergänzt wird.[12]
Sport
Seit 1999 findet der Odenwald-Bike-Marathon, die größte Radsportveranstaltung der Region immer mit Start und Ziel in Hirschberg-Leutershausen statt, im Jahr 2020 war die Veranstaltung gleichzeitig auch die Deutsche Meisterschaft Mountainbikemarathon.
Handball
Überregional bekannt ist Hirschberg durch die sportlichen Erfolge seiner Handballmannschaften.
In der Saison 2019/20 spielten die SG Leutershausen und der TVG Großsachsen in der Staffel Mitte der 3. Liga.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Hirschberg ist eine Pendlergemeinde. Mehr als 90 Prozent der Einwohner finden Arbeit in den umliegenden Städten, insbesondere Weinheim und Mannheim, und pendeln täglich an ihren Arbeitsplatz.[13] Entlang der Eisenbahnlinie und der Autobahn hat Hirschberg Gewerbegebiete, in denen rund 1000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Verkehr
Durch beide Ortsteile führt die Bundesstraße 3 nach Weinheim beziehungsweise Heidelberg. Die parallel verlaufende, in den 1960ern gebaute, Bundesautobahn 5 ist mit dem eigenen Anschluss Hirschberg leicht erreichbar.
Parallel zur B 3 führt die Linie 5 des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) (früher: Oberrheinische Eisenbahn (OEG)) in einem Rundkurs entlang der Bergstraße nach Weinheim, Heidelberg und Mannheim; die Linie fährt zur Hauptverkehrszeit in einem Takt von 10 Minuten. Buslinien führen nach Weinheim und Heddesheim sowie in den Odenwald.
In beiden Ortsteilen gibt es je eine Grundschule, außerdem zwei evangelische, einen römisch-katholischenKindergarten und einen in freier Trägerschaft geführten Waldkindergarten. Die Gemeinde betreibt eine Bücherei mit Filialen in beiden Ortsteilen und in Leutershausen gibt es eine katholische öffentliche Bücherei. Die Volkshochschule Badische Bergstraße hat eine Zweigstelle in Leutershausen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Heinrich Schröder (1857–1917), geboren in Leutershausen, badischer Oberamtmann
Weitere Persönlichkeiten
Wolfgang Zapf (1937–2018), Soziologe und Lehrstuhlinhaber, wohnte in Hirschberg
Staatliche Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit den Städten und den Landkreisen Heidelberg und Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung:
Bd. 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966;
Bd. 3: Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Landkreises Mannheim. Karlsruhe 1970.
Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Mannheim: Ohne Stadt Schwetzingen. München 1967