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Intellectus agens und intellectus possibilis

Der intellectus agens (aktiver Intellekt) ist seit der Aristoteles-Rezeption des Mittelalters ein zentraler Begriff in der Erkenntnistheorie der Scholastik. Es wird damit die „tätige Vernunft“ bezeichnet, die man der bloß „möglichen Vernunft“ (intellectus possibilis) bzw. der „passiven Vernunft“ (intellectus passivus) entgegensetzt. Der Sache nach ist diese Unterscheidung bereits in der griechischen Antike geläufig, wo der passive Intellekt nous dynamei oder nous pathetikos genannt wird. Vor allem Aristoteles thematisierte die damit verbundene Problematik in seinem Buch Über die Seele (Buch III, Kapitel 4 und 5).

Den Hintergrund der Unterscheidung bildet die Akt-und-Potenz-Lehre. So ist für Thomas von Aquin der intellectus possibilis das bloße Vermögen, wodurch der Intellekt grundsätzlich auf alles bezogen ist, was ist, während bei ihm im Begriff des intellectus agens der Aspekt der Aktivität zum Ausdruck kommt, durch den das Vermögen zu erkennen in den Akt übergeführt wird. Diese Tätigkeit vollzieht sich im Akt der menschlichen Abstraktion. Die Sinne liefern zunächst das Bild des Gegenstandes (phantasma), das bereits die „Zutaten“ der inneren Sinne – Gemeinsinn, Gedächtnis, Fähigkeit zur Gestalterfassung (vis cogitativa) – enthält. Die Abstraktion der „Washeit“ (quidditas) vom phantasma vollzieht sich nun in zwei Schritten. Zunächst wird vom Gemeinsinn (sensus communis) ein „Wahrnehmungs-Bild“ (species sensibilis) abstrahiert, aus dem dann durch den intellectus agens in einem vertiefenden Akt der Abstraktion das „Wesen“ des Gegenstandes (species intelligibilis) herausgeholt wird.

Der Scholastiker Alexander von Hales sah den aktiven Intellekt nicht als himmlisch an, sondern lokalisierte ihn wie den passiven Intellekt und wie es Thomas von Aquin tat, in der menschlichen Seele.[1]

Literatur

  • Ludger Oeing-Hanhoff, Intellectus agens / intellectus possibilis, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4 (1976), 432–435.
  • Friedemann Buddensieck: Nous, in: Christoph Horn / Christof Rapp (Hrsg.): Wörterbuch der antiken Philosophie. C. H. Beck, München 2002, 297b-301b, bes. 300b-301a.
  • Christian Jung: Die doppelte Natur des menschlichen Intellekts bei Aristoteles. Königshausen & Neumann, Würzburg 2011, ISBN 978-3-8260-4407-6
  • Notger Slenczka: Anthropologie, in: Volker Leppin (Hrsg.): Thomas Handbuch. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, (347–362) 354 f.
  • H. A. Davidson: Alfarabi, Avicenna, and Averroes on Intellect: Their cosmologies, theories of the active intellect, and theories of human intellect. New York/Oxford 1992.

Einzelnachweise

  1. Gotthard Strohmaier: Avicenna. Beck, München 1999, ISBN 3-406-41946-1, S. 146 f.
Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
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