Sein Vater wurde von der zaristischen Regierung wegen seiner Tätigkeit in der Arbeiterbewegung inhaftiert, seine Mutter wurde nach Sibirien verbannt. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete Israel Epsteins Vater in Japan. Als die deutsche Armee 1915 vor Warschau stand, flohen die übrigen Mitglieder der jüdischen Familie nach Asien, sie erreichten 1917 China und ließen sich 1920 in Tianjin nieder.
Mit 15 Jahren begann Israel Epstein als Journalist für die englischsprachigen Zeitungen Peking Times und Tientsin Times zu arbeiten. Später berichtete er auch für United Press und andere ausländische Medien über die japanische Besetzung Chinas. 1933 lernte er den Journalisten Edgar Snow kennen. 1938 wurde er Mitglied der von Song Qingling (der Witwe von Sun Yat-sen) gegründeten China Defense League.
1944 besuchte Israel Epstein das kommunistische Hauptquartier in Yan’an, wo er Mao Zedong, Zhou Enlai, Zhu De und andere führende Kommunisten interviewte und eine Reihe Artikel für die New York Times schrieb.[1] Noch im gleichen Jahr reiste er zunächst nach Großbritannien und dann in die USA, wo er u. a. für die Allied Labor News arbeitete. 1949 veröffentlichte er sein Buch The Unfinished Revolution in China.
1951 lud Song Qingling ihn und seine Frau Elsie Fairfax-Chomeley ein, nach China zurückzukehren, um an der von ihr gegründeten englischsprachigen Zeitschrift China Reconstructs (deutsche Ausgabe: China im Aufbau)[2] mitzuarbeiten. Bis zu seiner Pensionierung war er Chefredakteur der Zeitschrift.
1957 wurde er chinesischer Staatsbürger. Israel Epstein war einer von rund einhundert Ausländern, wie beispielsweise die Journalistin Ruth Weiss aus Wien, der Arzt Hans Müller aus Düsseldorf, der Wiener Richard Frey, der US-Amerikaner Ma Haide (George Hatem), die Lehrerinnen Käthe Zhao aus Berlin und die Schweizerin Olga Lee, der neuseeländische Journalist Rewi Alley oder die deutsche Fotografin Eva Siao, welche die chinesische Staatsbürgerschaft erhielten. 1964 trat er der Kommunistischen Partei Chinas bei.
Während der Kulturrevolution wurde Israel Epstein für fünf Jahre von 1968 bis 1973 inhaftiert, nach seiner Freilassung jedoch vollständig rehabilitiert; Mao, Zhou Enlai und Deng Xiaoping empfingen ihn regelmäßig. 1983 gehörte er zu den elf berühmten „ausländischen Experten“, die von der Kommunistischen Partei zu Abgeordneten in der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes ernannt wurden. Epstein nahm daher an der 6., 7., 8. und 9. Konsultativkonferenz teil.
Nach dem Tod von Elsie Fairfax-Chomeley im Jahr 1984 heiratete Epstein Huáng Huànbì 黄浣碧 (1934–2023), die Leiterin der Song-Qingling-Stiftung (中国宋庆龄基金会).
Woman in World History: Soong Ching Ling. New World Press, 1993.
Literatur
Jonathan Goldstein: Israel Epstein in China. A case study of Father-son-conflict in jewish ideological formation. In: Raoul David Findeisen (Hrsg.): At home in many worlds. Reading, writing and translating from Chinese and Jewish cultures. Essays in honour of Irene Eber. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06135-3, S. 241–258. (in google books online)
Rosa Lewin: Epstein in China (in: Jüdische Korrespondenz. Monatsblatt des Jüdischen Kulturvereins Berlin, Adar I / Adar II 5765, d. i. März 2005 (PDF), S. 5)