Jeff Nichols wurde in Little Rock, Arkansas, geboren, wo er mit zwei älteren Brüdern, einem späteren Anwalt und einem Musiker in einer Band, aufwuchs. Seine Familie gehörte der dortigen Methodistengemeinde an.[1] Seine Heimat Arkansas sollte Nichols rückblickend als „bösartigen wunderschönen Platz“ beschreiben, mit „harschen Menschen“ und „einfachen Arbeitern“.[2] Er begann ein Studium an der Filmfakultät der North Carolina School of the Arts, wo u. a. Danny McBride und David Gordon Green zu seinen Kommilitonen gehörten.[3] Sein Filmstudium schloss er im Jahr 2001 ab. Daraufhin führte er Regie an sechs Kurzfilmen.[2]
Im Herbst 2004 drehte Nichols in den BaumwollfeldernEnglands (Arkansas) sein Spielfilmdebüt Shotgun Stories (2007). Bei dem Drehbuch war er von seiner eigenen Kindheit unter Brüdern inspiriert worden und hatte es innerhalb von fünf Monaten verfasst.[1] Der mit wenig Geld produzierte und mit ehemaligen Hochschulkommilitonen, Bekannten sowie dem Schauspieler Michael Shannon besetzte Film[1] erzählt von der Familienfehde mehrerer Halbbrüder, die sich nach dem Tod des gemeinsamen Vaters in einer Mordserie entlädt. Die „archaische Rachegeschichte biblischen Ausmaßes“[4] wurde im Forum der Berlinale 2007 uraufgeführt und brachte Nichols in seiner Heimat erste Anerkennung ein. Neben mehreren gewonnenen Filmpreisen und einer Nominierung für den „John Cassavetes Award“ bei den Independent Spirit Awards wählten die einflussreichen Filmkritiker Roger Ebert (Chicago Sun-Times) und David Edelstein (New York Magazine/National Public Radio) Shotgun Stories auf ihre Jahresbestenlisten 2008.[5]
An den Erfolg von Shotgun Stories konnte Nichols 2011 mit seinem zweiten Spielfilm Take Shelter – Ein Sturm zieht auf anknüpfen, der wiederum auf einem selbstverfassten Originaldrehbuch basiert. Das Drama, erneut mit Michael Shannon in der Hauptrolle besetzt, stellt den Bauarbeiter Curtis LaForche aus Ohio in den Mittelpunkt, der von Albträumen der nahenden Apokalypse geplagt, für seine Familie einen Schutzbunker auf seinem Grundstück errichtet. Vom film-dienst als „suggestiver Katastrophenfilm“ und als „atmosphärisch dichtes psychologisches Drama“ gelobt, berühre Take Shelter„globale Urängste“ und wirke in Zeiten von gescheiterten Klimagipfeln wie eine Aufforderung an das „eingeigelte Amerika“.[7] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zog auch in Hinblick auf Schauspielerin Jessica Chastain Vergleiche zu Terrence MalicksThe Tree of Life. Nichols Regiearbeit gewann mehr als zwei Dutzend internationale Film- und Festivalpreise, darunter den Hauptpreis der Reihe Semaine internationale de la critique der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2011, den Austin Film Award der Austin Film Critics Association, den Hauptpreis des Zurich Film Festival als beste internationale Spielfilmproduktion sowie eine Nominierung für den Regiepreis bei den Independent Spirit Awards.
2012 stellte Nichols seinen dritten Spielfilm Mud fertig. Das Jugenddrama handelt von einem 14-jährigen Jungen (dargestellt von Tye Sheridan), der auf einen geflohenen Sträfling (Matthew McConaughey) stößt. Der Junge hilft diesem von einer Insel im Mississippi River zu entkommen und mit seiner ehemaligen Geliebten (Reese Witherspoon) wieder zusammenzukommen.[8] Für Mud erhielt Nichols 2012 seine erste Einladung in den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes.
Jeff Nichols zog in den 2000er Jahren nach Austin (Texas), wo sein Bruder die Ausbildung zum Anwalt absolvierte.[1] Er ist verheiratet.[6] Sein Bruder Ben, Frontmann der Band Lucero, schrieb die Musik zu seinen Filmen Shotgun Stories und Mud.[10]
Interview zu Take Shelter bei ifc.com, 29. September 2011 (englisch)
Interview mit Nichols und Michael Shannon zu Take Shelter bei comingsoon.net, 26. September 2011 (englisch)
Einzelnachweise
↑ abcdTrieschmann, Werner: Shotgun: Part of life for creator. In: Arkansas Democrat-Gazette (Little Rock), 16. Dezember 2007 (abgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
↑ abcEveryday sound of revenge. In: Canberra Times, 14. Juli 2007, S. 24.
↑Interview zu Take Shelter bei complex.com, 30. September 2011 (englisch; abgerufen am 22. April 2012).
↑Profil bei berlinale.de (abgerufen am 22. April 2012).