Am 1. September 2014 übernahm Wagner das Amt des Geschäftsführers der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Celle.[2][3] Seit 2017 gehört er einer Expertengruppe an, die eine Gedenkstätte auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad in Chile konzipierte.[5][6] Er ist seit Oktober 2020 Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in der Nachfolge von Volkhard Knigge.[7] Die Stelle ist gekoppelt mit einer Professur am Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena.[8][9]
Jens-Christian Wagner ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er lebte von 2014 bis 2022 mit seiner Familie in Celle.[4]
Forschungsschwerpunkte
Wagners Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus, insbesondere der Zwangsarbeit und der Konzentrationslager, sowie die Geschichtspolitik nach 1945. Wagner ist Autor, Mitautor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit und der -Konzentrationslager sowie zur Erinnerungskultur nach 1945. Er hat mehrere Ausstellungen zu diesem Themenkreis kuratiert,[2][3] darunter die 2021 eröffnete Ausstellung Befreit! Und dann? Wege nach der Befreiung 1945.[10]
Politische Äußerungen
Mitte Januar 2023 forderte Wagner die CDU in einem Gastbeitrag in der Jüdischen Allgemeinen auf, sich von Hans-Georg Maaßen zu trennen. Hintergrund waren Äußerungen von Maaßen auf Twitter, Ziel der „treibenden Kräfte im politisch-medialen Raum“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“. Maaßen habe damit „erneut in den antisemitischen Giftschrank gefasst“, so Wagner. Mit dem Wort „eliminatorisch“ stelle er ganz bewusst einen Bezug zum Holocaust her. NS-Verbrechen würden mit dem Zerrbild eines auf Vernichtung zielenden „Rassismus gegen Weiße“ gleichgesetzt, so Wagner.[11] Nach einem weiteren Vergleich mit der Judenverfolgung durch Maaßen im August 2023 erstattete Wagner Strafantrag wegen Volksverhetzung.[12]
Vor den Stichwahlen am 24. September 2023 um das Bürgermeisteramt in Nordhausen äußerte Wagner am 14. September auf einer Pressekonferenz, dass der im ersten Wahlgang mit 42,1 % gewählte AfD-Kandidat Jörg Prophet zurücktreten müsste, wenn er Äußerungen zur „Beendigung des Schuldkults“ auf seiner AfD-Website bereits im Amt getätigt hätte. Weiter untersagte er dem AfD-Kandidaten, als Gast an Gedenkveranstaltungen der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora teilzunehmen.[13] Auf Twitter ergänzte Wagner, er hoffe, die „demokratische Mehrheit“ möge in der Stichwahl halten.[14] Im Anschluss an die Wahl wertete Wagner, dass sich eine kurzfristig gebildete Graswurzelbewegung gegen einen „tumben AfD-Kandidaten“ durchgesetzt habe.[15]
Vor der Landtagswahl in Thüringen 2024 schrieb Wagner im Namen der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora einen Brief an die Thüringer Wähler, in dem er vor der AfD warnte.[16] Bereits zuvor war er Bedrohungen (darunter Hassmails, Morddrohungen, Anrufen von pöbelnden Unbekannten) ausgesetzt.[17] Nach seinem Brief war sein Konterfei auf eine Todesmarschstele geklebt worden.[18]
Ellrich 1944–45. Konzentrationslager und Zwangsarbeit in einer deutschen Kleinstadt. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0438-3; französischsprachige Ausgabe: Ellrich 1944–1945. Un camp de la mort lente dans la nébuleuse nazie. Übertragung ins Französische von Jean-Marie Winkler. Edition Tirésias, Paris 2013, ISBN 2-915293-73-2.
mit Hans Hesse: Das frühe KZ Moringen (April–November 1933): „… ein an sich interessanter psychologischer Versuch“. Herausgegeben von der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e. V. BoD, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0429-9.
Lern- und Dokumentationszentrum Mittelbau-Dora. Die Neukonzeption der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Weimar 2003, ISBN 3-935598-09-2.
mit Bernhard Strebel: Zwangsarbeit für Forschungseinrichtungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1939–1945. Ein Überblick (= Ergebnisse. Vorabdrucke aus dem Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Nr. 11). Herausgegeben von Carola Sachse im Auftrag der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (MPG). Berlin 2003 (PDF; 620 kB).
Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora. Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2001, Neuauflage 2015, ISBN 3-89244-439-0 (zugleich Dissertation, Universität Göttingen 1999, unter dem Titel Verfolgungswahn und Tod; Rezension des Buches bei sehepunkte).
Herausgeberschaft
mit Regine Heubaum: Zwischen Harz und Heide. Todesmärsche und Räumungstransporte im April 1945 (= Schriftenreihe der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Band 5). Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1713-0.
Wiederentdeckt. Zeugnisse aus dem Konzentrationslager Holzen. Begleitband zur Wanderausstellung. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1350-7.
mit Johanna Grützbauch, Regine Heubaum: Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
mit Helmut Kramer, Karsten Uhl: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und die Rolle der Justiz. Täterschaft, Nachkriegsprozesse und die Auseinandersetzung um Entschädigungsleistungen (= Nordhäuser Hochschultexte, Band 1). Fachhochschule Nordhausen 2007, ISBN 978-3-9809391-9-5 (PDF).
Das KZ Mittelbau-Dora. Katalog zur historischen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-502-8.
mit Thomas Rahe: Menschen in Bergen-Belsen. Biografische Skizzen zu Häftlingen des Konzentrationslagers. Wallstein, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-1631-7.
Armament, War and Crimes. The Wehrmacht and the Bergen-Hohne Barracks. Wallstein, Göttingen 2020.
mit Martina Staats: Law. Crime. Consequences. Wolfenbüttel Prison under National Socialism. Wallstein, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8353-3959-0.
mit Elke Gryglewski, Evelyn Hevia Jordán, Jan Stehle: Colonia Dignidad. Auseinandersetzungen um eine Gedenkstätte, Wallstein, Göttingen 2024, ISBN 978-3-8353-5728-0.
mit Anett Dremel, Michael Löffelsender: Témoignages strasbourgeois. Berichte französischer Überlebender der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2024, ISBN 978-3-8353-5771-6.
↑Hans-Georg Maaßen: Leiter der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zeigt Ex-Verfassungsschutzchef an. In: Der Spiegel. 31. August 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. September 2023]).