Nach dem Eintritt Frankreichs in den Ersten Weltkrieg am 3. August 1914 folgten am 3. August sowie am 26. August 1914 zwei umfangreiche Regierungsumbildungen, so dass die Regierung ab dem 26. August 1914 auch als Kabinett Viviani II angesehen werden kann.
Ministerium für öffentlichen Unterricht und schöne Künste: Albert Dalimier (PRRRS)
Kabinettsumbildungen
Am 3. August 1914 wurde Gaston Doumergue als Nachfolger von René Viviani Außenminister und behielt dieses Amt bis zum 26. August 1914. Ferner wurde der bisherige Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste Victor Augagneur Nachfolger von Armand Gauthier de l’Aude als Marineminister und bekleidete diesen Ministerposten bis zum 29. Oktober 1915. Nachfolger von Augagneur als Minister für öffentlichen Unterricht und schöne Künste wurde wiederum Albert Sarraut, der dieses Ministeramt bis zum 29. Oktober 1915 ausübte.
Von 20. bis 23. Juli 1914 reisten StaatspräsidentPoincaré und Viviani nach Moskau, um ZarNikolaus II. und die russische Regierung davon zu überzeugen, sich im Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zurückzuhalten. Die Reise war ein Fehlschlag.[8]
In Paris fanden am 27. Juli Demonstrationen gegen den Krieg statt; mit Jean Jaurès wurde einer der Anführer der Antikriegsbewegung am 31. Juli 1914 von dem Nationalisten Raoul Villain ermordet.[9]
Am 1. August erklärte Deutschland Russland den Krieg und das Kabinett Viviani ordnete die allgemeine Mobilmachung an.
Am 3. August 1914 erklärte Deutschland Frankreich den Krieg und René Viviani bildete sein Kabinett um. Am 4. August stimmten Abgeordnetenkammer und Senat einstimmig für die Kriegskredite. Viviani hatte zuvor erklärt:
« Frankreich, das ungerechterweise provoziert wurde, hat den Krieg nicht gewollt. Es hat alles getan, um ihn zu verhindern. Da er ihm aufgezwungen wird, wird es sich gegen Deutschland und gegen jede Macht verteidigen, die, da sie ihre Meinung noch nicht kundgetan hat, an der Seite Deutschlands am Konflikt zwischen den beiden teilnimmt »
Ebenfalls am 4. August marschierte die deutsche Wehrmacht im Rahmen des Schlieffen-Plans in Belgien ein, was zum Kriegseintritt Großbritanniens führte. Am 5. August wurde mit dem „Gesetz über Indiskretionen der Presse in Kriegszeiten“ eine Form der Zensur eingeführt.[11]
Am 11. August 1914 erklärte Frankreich Österreich-Ungarn den Krieg. Die Regierung Viviani I trat am 26. August zurück, um den Weg für eine umfangreiche Kabinettsumbildung freizumachen.[8]
Sonstiges
Am 2. Juli 1914 wurde die EinkommensteuerreformJoseph Caillaux’ verabschiedet. Caillaux selbst war wegen der Affäre Calmette nicht Minister in der Regierung Viviani I.[12][13] Caillaux’ Ehefrau Henriette wurde am 28. Juli 1914 vom Vorwurf des Mordes freigesprochen.[14]
↑Jean Jaurès. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 26. Juni 2023 (französisch).
↑« La France, injustement provoquée, n’a pas voulu la guerre. Elle a tout fait pour la conjurer. Puisqu’on la lui impose, elle se défendra contre l’Allemagne et contre toute puissance qui, n’ayant pas encore fait connaître son sentiment, prendrait part au côté de cette dernière au conflit entre les deux. »
↑Hélène und René Bourreau: Les députés parlent aux électeurs : les professions de foi en Loire Inférieure, 1881–1936 : monarchie et république. Publications de la Sorbonne, 1999, ISBN 978-2-85944-368-9 (google.de).