Unter dem Namen Calo wird der Ort 876 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Burg Kahla befand sich in der heutigem Altstadt von Kahla auf einem nach Norden gerichteten Sporn des Umlaufberges der Saale im Bereich der Mündung des Reinstädter Baches. In Kahla kreuzte damals die „Hohe Straße“ aus Richtung Westen kommend am Beckerskirchhof vorbei über die Wüstung Weißacker, den Hornissenberg und den Kaltenberg streifend, die Saale überquerend, Richtung Süden und Westen weiterführend. 1184 nannte man einen Ritter Gottschalk von Kale. Er war wohl dem Grafen von Weimar-Orlamünde untergeordnet und hatte auf der Burg Kahla seinen Sitz. 1283 saßen die Herren von Lobdeburg-Leuchtenburg in der Veste. Kurz danach wurde die Stadt planmäßig gegründet. Zwischen 1283 und 1333 erhielt Kahla die Stadtrechte. Ab 1333 gehörten Burg, Stadt und Land zur Grafschaft Schwarzburg. Nach dem Grafenkrieg (1346–1349) war das Gebiet dem Thüringer Landgrafen untergeordnet. 1441 wird die Burg letztmals urkundlich genannt. Bauliche Überreste sind noch nicht gefunden worden. Auf dem Platz der Burg steht die Kirche.[4][5]
Ein schwerer Brand von 1345 vernichtete alle Urkunden. Nach einem weiteren Brand von 1520 wurde die Stadt wieder aufgebaut und blieb in ihrer Baustruktur weitgehend erhalten.
1718 war ein Verstoß gegen die Biermeile zwischen den Bürgern von Kahla und Orlamünde Anlass zu einer Bierschlacht mit Verwundungen.[6]
1843/44 begann in Kahla die Herstellung von Porzellan, ein Wirtschaftszweig, der noch existiert. Die Kahla/Thüringen Porzellan GmbH ist inzwischen noch einer der wichtigsten Arbeitgeber und macht den Namen der Stadt weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt.
Um 1920 wurde die Gemeinde Löbschütz nach Kahla eingemeindet.
1925 fand zwischen Jena und Kahla die erste UKW-Übertragung der Welt durch Professor Abraham Esau statt.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten mindestens 156 Kriegsgefangene aus Frankreich sowie Frauen und Männer aus der Ukraine in örtlichen Unternehmen und Einrichtungen Zwangsarbeit verrichten: in der Porzellanfabrik, im Sägewerk Otto, in der Eisengießerei Moser, in der Stadtverwaltung, bei der Firma Müller & Guhlmann und bei der Firma Gustav Vogelsang. 1944/45 wurde in der Umgebung von Kahla eines der unterirdischen Rüstungsprojekte, die REIMAHG, realisiert. Im Walpersberg entstanden 150.000 m² Produktionsfläche. 12.000 Zwangsarbeiter wurden für dieses Projekt aus ihren Heimatländern nach Deutschland verschleppt. Die ersten von ihnen wurden im eigens eingerichteten Reichsarbeitsdienstlager Kahla Th. in Kahla untergebracht.[7] In der REIMAHG sollte der Strahljäger Messerschmitt Me 262 in Serie gebaut werden. Es konnten jedoch nur wenige fertiggestellt werden. Die Arbeitsbedingungen führten zu etwa 650 Opfern der Zwangsarbeit, die auf einem eigenen Friedhof oberhalb des Friedhofs an der Bachstraße begraben wurden; die meisten von ihnen waren Italiener. Im Leubengrund an der Straße von Kahla-Löbschütz nach Lindig wurde 1974 eine zentrale Gedenkstätte für alle Opfer der REIMAHG errichtet, deren genaue Zahl (schwankend zwischen 2000 und 6000, wahrscheinlich ist jedoch eine Zahl von 2000) vermutlich nicht mehr ermittelt werden kann.[8]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960: jeweils 31. Dezember): Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
Bürgerinitiative gegen überhöhte Abgaben Holzland e. V.
Bürgermeister
Im Mai 2012 wurde die Rechtsanwältin Claudia Nissen von der Linken zur Bürgermeisterin gewählt. Sie bekam 51,5 Prozent der Stimmen, Mitbewerber Steve Ringmayer von der CDU 48,5 Prozent.
Zuvor war Bernd Leube 22 Jahre Bürgermeister gewesen.
Bei der Kommunalwahl im April 2018 wurde Jan Schönfeld zum Bürgermeister gewählt.
Wappen
Beschreibung: „In Silber die heilige Margarethe in rotem Ober- und weißem Untergewand mit goldener Krone auf dem Haupt, goldenem Heiligenschein, goldenem Gürtel, mit dem rechten Fuß stehend auf einem grünen geflügelten Drachen mit rot ausschlagender Zunge, einen weißen Kreuzstab in der rechten Hand, welchen sie in den Rachen des Drachen stößt, beseitet links von einem sechsstrahligen goldenen Stern und rechts in ungefährer Mitte des Stabes von dem Schwarzburgischen Wappen (in Blau ein goldener, gekrönter, aufspringender, rechtsgewendeter Löwe).“
Fast vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Nach dem Grafenkrieg 1345 wurde die Stadtbefestigung verstärkt: sie bestand damals aus drei Toren, sechs Türmen und zwei Pforten. Von den Türmen ist u. a. der Marterturm (im Volksmund auch „Löfflerturm“ genannt) erhalten geblieben.
Viele alte Ackerbürgerhäuser und zahlreiche, schmale Durchgänge und Treppen, welche die Innenstadt mit dem übrigen Stadtgebiet verbinden
Spätmittelalterliche Stadtkirche St. Margarethen aus dem 15. Jahrhundert, die Taufkirche Johann Walters, mit komplett erhaltenem vorreformatorischen Vierergeläut
Dohlenstein, ein 352 m hoher Kalkfelsen, dessen Felsabbrüche in vergangenen Jahrhunderten immer wieder den Lauf der Saale veränderten und so das Landschaftsbild prägten. Die geologischen Verhältnisse im mittleren Saaletal haben die Stadt vielseitig geprägt.
Gedenkstätten
Eine Todesmarsch-Stele in der Gemarkung Kahla-Löbschütz erinnert seit 1985 an die Opfer des Todesmarsches von Häftlingen des KZ Buchenwald, die im Frühjahr 1945 durch den Ort getrieben wurden.
Karl-Heinz Hoffmann (* 1937), Rechtsextremist, wuchs in Kahla auf, zeitweilig waren größere Teile der Kahlaer Innenstadt, darunter ein Dutzend Häuser, in seinem Besitz
Wolfgang Nieblich (* 1948), Maler und bildender Künstler, wuchs in Kahla auf
↑Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 150–151.
↑Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 201.
↑Elbe-Saale-Hopfen gibt einen guten Tropfen. 10. Elbe-Saale-Hopfentag. Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena 2010, S. 16.
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 213 ff.
↑Georg Spillner: Clown Nuk. Die Maske hat mich frei gemacht. Aus 87 Lebensjahren erzählt und berichtet, gezeichnet und belichtet. (Den Text hat Arthur Göttert nach ausführlichen Tonbandgesprächen verfasst). Göttert, Löhne/Westf. 1995, ISBN 3-929793-29-6.