Karl Ludwig war der dritte von vier Söhnen Erzherzog Franz Karls (1802–1878) und Prinzessin Sophies von Bayern (1805–1872) – das waren in der Reihenfolge ihres Alters Kaiser Franz Joseph, Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzog Ludwig Victor. Die einzige Schwester Maria Anna starb im Kindesalter. Karl Ludwig war der geborene Familienmensch, der seine Eltern und seine Geschwister liebte, wie man auch dem von ihm geführten Tagebuch seiner Kindheit entnehmen kann. Unumstrittener Mittelpunkt der Familie war die geliebte Mama, die im Unterschied zu den meisten ihrer Standesgenossen die Erziehung ihrer Kinder selbst leitete und ihren Tagesplan nach dem ihrer Kinder einteilte.[1]
Aus seiner zweiten Ehe mit Prinzessin Maria Annunziata von Bourbon-Sizilien, mit der er vier Kinder hatte, stammen der spätere Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand (1914 in Sarajewo ermordet) und Erzherzog Otto Franz Joseph, der Vater des letzten Kaisers von Österreich, Karl I.
Karl Ludwig hatte seit seiner Jugend mehrere politische Funktionen inne, darunter das des k.k.Statthalters in Tirol, wozu ihn Kaiser Franz Joseph 1855 ernannt hatte. Durch das Oktoberdiplom wurden den Völkern Österreichs 1860 die Freiheiten eines Verfassungsstaates gewährt, andererseits aber auch den Kronländern ein Teil ihrer Selbständigkeit genommen. Die Statthalter gerieten in völlige Abhängigkeit unter das dem Reichsrat verantwortliche Ministerium. Mit der Errichtung eines konstitutionellen Staates war es nunmehr unvereinbar, dass ein Mitglied der regierenden Habsburger das Amt eines Statthalters bekleidete und dadurch einem Minister unterstand. Das hatte logischerweise den Rückzug Karl Ludwigs von diesem Posten zur Folge.[2]
Er interessierte sich wie sein jüngster Bruder Ludwig Viktor, dem er auch persönlich nahestand, sehr für Kunst und Theater und stand vielen Künstlervereinigungen als Protektor vor. Für seinen Bruder Kaiser Franz Joseph gab er aus Anlass von hohen Staatsbesuchen, aber auch für die Familie und Freunde, häufig Bälle und Benefizveranstaltungen. Nach dem Tod Kronprinz Rudolfs im Jahr 1889 wurde er Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie, nach seinem Tod ging der Titel an seinen ältesten Sohn Franz Ferdinand über, der aber auch nicht Kaiser wurde, sondern erst Karl, der Enkel Karl Ludwigs und Neffe des Erzherzog-Thronfolgers.
Karl Ludwig war wie alle Mitglieder der Kaiserfamilie sehr gläubig, was ihn letztlich sogar das Leben kostete. Als er bei einer Reise nach Ägypten und Palästina als tiefgläubiger Katholik Jordanwasser trank, das verschmutzt war, starb er nach einigen Monaten schweren Leidens an den Folgen einer Infektion. Karl Ludwig von Österreich wurde 62 Jahre alt.
Zweite Ehe (1862): Prinzessin Maria Annunziata (1843–1871), Tochter König Ferdinands II beider Sizilien aus dessen zweiter Ehe mit Erzherzogin Therese von Österreich
Erzherzog Franz Ferdinand (1863–1914) ⚭ 1900 Gräfin Sophie Josephine Albina, Tochter von Graf Bohuslaw Chotek-Chotkova und Wognin und dessen Ehefrau Gräfin Wilhelmine Kinsky von Wchinitz und Tettau
Gabriele Praschl-Bichler: Kaiserliche Kindheit. Aus dem aufgefundenen Tagebuch Erzherzog Carl Ludwigs, eines Bruders von Kaiser Franz Joseph. Wien, München 1997.
Alfred von Lindheim: Erzherzog Carl Ludwig 1833–1896. Ein Lebensbild. Wien 1897.
↑Gabriele Praschl-Bichler: Kaiserliche Kindheit. Aus dem aufgefundenen Tagebuch Erzherzog Carl Ludwigs, eines Bruders von Kaiser Franz Joseph. Wien, München 1997.
↑Alfred von Lindheim: Erzherzog Carl Ludwig 1833–1896. Ein Lebensbild. Wien 1897, S.91.
↑Prinz Wilhelm Karl von Isenburg: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Band2. Berlin 1936.