Khuen von BelasyDie Khuen von Belasy (zeitg. Schreibweise: Khuen-Belasi) sind ein aus Tirol stammendes Adelsgeschlecht, das 1111 erstmals urkundlich erwähnt wurde und zum Uradel gehört.[1] Die Familie wurde auch in Niederösterreich und Böhmen ansässig und verzweigte sich in mehreren Linien. 1630 erfolgte die Erhebung in den Grafenstand.[2] Die Familie ist bis heute in Südtirol ansässig. GeschichteDie Familie wurde erstmals am 13. und 14. Juli 1111 in Bozen urkundlich erwähnt, als Egeno und Otto in der Grube von Tramin genannt wurden.[3] Die gesicherte Stammreihe der Khuen (auch Khuon, Khun u. a.) beginnt mit Egeno in der Grube von Tramin, der zwischen 1209 und 1229 in den Quellen belegt ist.[4] Als ritterliches Geschlecht tritt die Familie erstmals 1311 in Erscheinung, als sie im Kriegsdienst der Traminer Dorfgemeinde stand.[5] Der Urenkel Egenos, Dominus Chuonradus von Tramin, der zwischen 1342 und 1372 urkundlich belegt ist, trug den Beinamen „Chuon“ (der Kühne). Dieser Name entwickelte sich später zu „Khuen“ und wurde von seinen Nachkommen übernommen. Um 1380 erwarb Arnold, ein Sohn des Cuanus von Tramin, die Burg Belasi im Trentiner Nonsberg.[6] Der Erwerb erfolgte durch seine Heirat mit Elisabeth von Belasi, der letzten Angehörigen dieses Adelsgeschlechts. Deutlicher traten die Khuen dann im 16. Jahrhundert in Erscheinung: Pankraz Khuen wurde 1496 Berater des späteren Kaisers Maximilian und erhielt 1513 von ihm die Belehnung mit Burg Lichtenberg im oberen Vinschgau, die die Familie zuvor von den Herren von Spaur erworben hatte. Die Burgruine befindet sich bis heute im Besitz der Familie. 1541 wurde Blasius Khuen niederösterreichischer Regimentsrat, später kaiserlicher geheimer Rat und ab 1560 bis etwa 1568 oberösterreichischer Kammerpräsident in Tirol. 1573 erhielt Rudolf Khuen den Titel "Khuen von Belasy von Gandeck, auch Liechtenberg und Aur, Freiherr zu Neu-Lempach" und die Familie wurde in den niederösterreichischen Freiherrenstand aufgenommen.[7] Bereits um 1537 hatte er die Herrschaft Gandegg (in Eppan) erworben, wo er 1550 das heutige Schloss Gandegg im Überetscher Stil erbauen ließ. 1565 kaufte er die niederösterreichische Herrschaft und Burg Neulengbach, die bis 1646 im Besitz der Familie blieb. 1571 kam auch der Ansitz Thurn in Bozen an die Khuen, der bis 1637 gehalten wurde. 1576 heiratete Hans Jakob, Landeshauptmann an der Etsch, Margarethe von Niederthor, eine Erbin aus einem Bozener Geschlecht, das unter anderem auf Burg Neuhaus ansässig war. Durch diese Verbindung erweiterten die Khuen ihren Grundbesitz erheblich. Ihr Wappen, ein stehender Löwe, wurde mit dem der Niederthor – einem Turm mit offenem Tor – vereint. 1621 erwarb die Familie Schloss Englar, das oberhalb von Gandegg liegt und bereits seit 1530 in ihrem Pachtbesitz war. Das Schloss befindet sich bis heute im Besitz der Familie, ebenso der Ansitz Kallmünz in Meran und die Burgruine Festenstein. Im Jahr 1619 wurde Johann Eusebius in den Reichsgrafenstand erhoben[8] Seine männliche Abstammungslinie endete, da seine einzige Nachkommin, Maria Franziska, den Grafen Paul Pálffy von Erdöd heiratete. Am 30. Oktober 1630 wurde schließlich die gesamte Familie von Kaiser Ferdinand II. in der Grafenstand erhoben. Am 27. Juli 1640 wurden Eusebius’ Neffen Matthias, Karl Balthasar und Leopold ebenfalls in den Reichsgrafenstand erhoben.[9] LinienDie Familie kam nach Böhmen, als 1378 Kaiser Karl IV. einen Teil der südböhmischen Frauenberger Herrschaft, darunter das Städtchen Lišov sowie Oselno und weitere umliegende Dörfer, an Johann Khuen verpfändete. Später ließ sich die Familie auch in Südmähren nieder, wo sie 1621 Swidnitz und 1633 Teinitz erwarb. Mit verschiedenen Linien verbreiteten sich die Khuen in der gesamten Habsburgermonarchie: Die Khuen-Lützow in Mähren, die Khuen-Nuštar in Slawonien/Kroatien und die Khuen-Héderváry in Ungarn (ab 1873 als Erben der Familie Viczay-Héderváry). 1880 gelangten Schloss und Herrschaft Grusbach in Südmähren durch Heirat in den Besitz der Familie. Hédervár und Grusbach blieben bis zur Enteignung 1945 in ihrem Eigentum. Auch in der Region Salzburg kam die Familie durch den Erzbischof Johann Jakob Khuen von Belasi und seinen Bruder zeitweise zu umfangreichen Besitztümern: Von 1568 bis 1626 gehörte ihnen Schloss Gartenau, von 1587 bis 1717 Burg Weißpriach und von 1610 bis 1722 Schloss Kammer. BesitzungenWappen
Blasonierung: Schild von Silber und Rot geteilt mit einem aufgerichteten doppelt geschwänzten Löwen von verwechselter Farbe. Helmzier: Der Löwe vom Schild sitzend auf silber bequastetem roten Polster. Die Helmdecken sind rot-silbern.[10]
Blasonierung: Gevierteter Schild, 1 und 4 das Stammwappen; 2 und 3 in Rot ein silberner Zinnenturm mit geöffnetem Tor (Wappen der Niederthor). Drei gekrönte Helme: rechte Helmzier wie im Stammwappen (es gibt zwei Varianten des Löwen: mit erhobenen Vorderpranken und alle vier Pranken am Polster); mittlerer Helm mit einer goldenen Krone (die Spitzen sind unterschiedlich beschrieben) darauf roter (auch rot-schwarz) geschlossener die Sachsen rechts gekehrter Adlerflug belegt mit dem Zinnenturm von 2 und 3; am linken Helm auf einer spitzigen Krone ein wachsender, rot bekleideter Rumpf eines Mannes mit roter Mütze, deren Aufschlag silbern und zinnenförmig ausgeschnitten ist, der Zipfel mit silberner Quaste wendet sich links und abwärts. (Die Ausführung der Kappe und des Mantelaufschlages differiert). Die Helmdecken sind rot-silbern.[11]
Persönlichkeiten
Namensträger aus der gräflichen, in Niederösterreich und Böhmen begüterten Linie, welche Hanns Khuen, der jüngere Bruder Rudolfs, begründete:
Literatur
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Khuen von Belasy – Sammlung von Bildern
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