Die Kleidervögel (Drepanidini) sind eine Tribus aus der Familie der Finken (Fringillidae), zuvor wurden sie als eigene Unterfamilie Drepanidinae eingestuft, heute stehen sie innerhalb der Stieglitzartigen (Carduelinae).[1] Ihr Lebensraum ist die Hawaii-Inselkette. Von den fast 40 Arten sind bereits etwa die Hälfte ausgestorben; die übrigen sind entweder vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Der deutsche Name leitet sich von der Verwendung für repräsentative Kleidungsstücke hawaiischer Adliger (ʻAhu ʻula und mahiole) her.[2]
Kleidervögel werden zwischen 10 und 20 cm lang und besitzen Flügelspannweiten von 15 bis 30 cm. Ihre Schnäbel sind mehr oder weniger stark nach unten gebogen. Die Arten werden normalerweise in zwei Gruppen getrennt: die Nektarfresser und die Samenfresser.
Nektarfresser
Das Gefieder der Nektarfresser ist meistens schwarz-rot gefärbt, wobei der Schwanz und die hinteren Flügelfedern schwarz sind und das restliche Gefieder rot ist. Der Schnabel ist lang und manchmal sehr stark gekrümmt. Den längsten Schnabel besitzt der Hawaii-Akialoa, dessen Schnabel etwa halb so viel wie der Körper misst. Die Zungen der Nektarfresser sind röhrenförmig, um den Nektar aus den Blüten saugen zu können.
Samenfresser
Samenfresser haben kurze und weniger gekrümmte Schnäbel. Das Gefieder ist meistens grün, gelb oder gräulich, nur sehr selten dunkel, gefärbt. Ihr Aussehen erinnert oft an heimische Finken wie den Grünling.
Fortpflanzung
Zwischen Nektar- und Samenfressern bestehen im Bereich der Fortpflanzung kaum Unterschiede. Die Paare finden sich bereits im Oktober, obwohl die Balz- und Brutzeit zwischen Dezember und Juli stattfindet. Nach der Paarung legt das Weibchen 2–3 weiße oder bläuliche Eier mit rotbraunen Flecken in ein flaches Napfnest, welches sich meistens auf Bäumen, manchmal aber auch im hohen Gras befindet. Nach einer Brutdauer von 3–4 Wochen schlüpfen die Jungen und werden von beiden Eltern gefüttert. Die meisten Arten werden mit einem Lebensjahr geschlechtsreif.
Nahrung
Die Nektarfresser ernähren sich hauptsächlich von Nektar, aber auch von Insekten, Raupen, Spinnen oder Larven, die sie mit ihren langen Schnäbeln unter der Baumrinde hervorholen. Samenfresser beschränken sich im Wesentlichen auf Gras- und Baumsamen.
Verbreitung und Bedrohung
Alle 34 Arten der Kleidervögel leben oder lebten auf den Hawaii-Inseln. 13 Arten sind ausgestorben, 11 weitere sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Die übrigen sind auch auf lange Sicht gefährdet. Der größte Feind ist vermutlich der Mensch, der immer tiefer in die dichten Wälder vordringt, sie zerstört und damit den Vögeln ihren Lebensraum entzieht. Auch Baumratten und andere Eierdiebe sorgen dafür, dass der Bestand immer kleiner wird. Zusätzlich werden die Bestände durch eingeschleppte Krankheiten wie Vogelpocken und Vogelmalaria dezimiert. Die meisten Arten kommen nur in höheren Lagen – oberhalb 1250 bis 1500 m Seehöhe – in ausreichenden Populationendichten vor, da in diesen Höhenlagen die StechmückeCulex quinquefasciatus selten ist, die die Malaria überträgt. Besonders problematisch ist damit das Überleben der Kleidervögel auf den Inseln Kauai, Oʻahu, Molokai und Lanai, die diese Höhe nicht erreichen oder nur wenig übersteigen.
Da der Palila (Loxioides bailleui) auf den Perlschnurbaum angewiesen ist und dieser nur noch an den Hängen des Mauna Kea wächst, leben die Palilas fast nur noch in diesem Gebiet; früher hingegen waren sie auf ganz Hawaii verbreitet. Die genaue Zahl der Bestände kann nur grob geschätzt werden, da einige Teile der Hawaii-Inseln nur schwer zugänglich sind.
Gattungen und Arten
Die Kleidervögel beinhalten etwa 40 Arten, die vermutlich alle von einer einzigen Art abstammen, deren Mitglieder vom Kurs abkamen und auf Hawaii heimisch wurden. Man nimmt an, dass diese Art eine zum Nektartrinken geeignete Zunge und einen kurzen Schnabel besaß.
Weißwangen-Kleidervogel (Melamprosops phaeosoma) – vermutlich ausgestorben, nachdem das letzte Männchen am 28. November 2004 in menschlicher Obhut starb und diese Art in freier Wildbahn nicht mehr nachgewiesen wurde
Oxford University Press: The Hawaiian Honeycreepers: Drepanidinae (Bird Families of the World). 2005, ISBN 0-19-854653-X.
Einzelnachweise
↑Taxonomy. In: J. del Hoyo, A. Elliott, J. Sargatal, D. A. Christie & E. de Juana, E. (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (hbw.com [abgerufen am 23. August 2018]).
↑Wissensdinge: Geschichten aus dem Naturkundemuseum. 2., Aktualisierte und Erweiterte Auflage, Berlin: Reimer, 2021, ISBN 978-3-496-01650-2, S. 40; ʻahu ʻula. In: Hawaiian Dictionaries.; mahiole. In: Hawaiian Dictionaries.