1069 stiftete Gräfin Alberada, die Tochter von Otto von Schweinfurt, gemeinsam mit ihrem Mann Graf Hermann II. von Kastl eines ihrer Heiratsgüter zur Errichtung eines Klosters. Bischof Adalbero von Würzburg, dem die Stiftung übergeben wurde, gab diese 1071 an die Augustiner-Chorherren weiter, die in der Folge vor allem seelsorgerisch tätig waren und über 20 Pfarreien betreuten.
In den Bauernkriegen 1525 und während des Markgräflerkrieges 1553/54 wurde das Kloster zweimal völlig zerstört, von den Augustiner-Chorherren aber wieder errichtet. In der Stiftskirche wurde 1632 der als Märtyrer seliggesprochene Priester Liborius Wagner beigesetzt. Unter Propst Andreas IV. Deichmann (1644–1673) blühte das Stift auch nach den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs wieder auf. Balthasar Neumann lieferte die Pläne für einen barocken Neubau des Konventsgebäudes zwischen 1723 und 1733. Ab 1783 wurde die Stiftskirche durch den Mainzer Hofmaler Joseph Ignaz Appiani und den Würzburger Hofstuckateur Materno Bossi neu gestaltet. Bemerkenswert sind das über die drei Stockwerke reichende Treppenhaus und der reich stuckierte Hauptsaal im zweiten Obergeschoss.[1]
Die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation erfolgte 1803. Die Anlage wurde 1805 an den Grafen Türkheim verkauft, der die Kirche abreißen ließ. Die Kirchen- und Klostereinrichtung wurde verkauft; einzelne Gegenstände sind noch in Kirchen der Umgebung erhalten. Von 1807 bis 1901 waren die Freiherren von Bodeck-Ellgau Besitzer der noch übrig gebliebenen Klostergebäude. 1901 erwarb auf Vermittlung des späteren Kardinals Michael von Faulhaber die Kongregation der Schwestern des Erlösers, eine 1866 gegründete Frauenkongregation päpstlichen Rechts, die erhaltenen Gebäude. 1935 wurden die durch den Kirchenabbruch entstandene Baulücke geschlossen und ein neuer Südflügel mit einer Kapelle und einem Barockaltar errichtet. Das Kloster diente zunächst als Erholungsheim, dann als Alten- und Pflegeheim für Angehörige der Kongregation. Dazu wurden in den Jahren 1975 und 2003 zusätzliche Gebäude als Pflegeheim errichtet.
Der Orden der Erlöserschwestern teilte mit, dass das Kloster, das seit 120 Jahren im Besitz des Ordens war, aufgrund Nachwuchsmangels zum Herbst 2021 aufgelöst werden soll. Was danach mit der Immobilie geschehen soll, ist nicht bekannt.[2]
Pröpste
Die Liste orientiert sich am Aufsatz von Benvenut Stengele Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Klosterheidenfeld am Main von 1896. Ergänzungen aus anderen Arbeiten sind kursiv bezeichnet. Aus der Frühzeit der Propstei sind nur wenige Vorsteher überliefert. Erst ab dem Jahr 1266 sind die Pröpste durchgängig fassbar. Anders als in vielen Benediktinerklöstern der Umgebung rekrutierten sich die Pröpste nicht aus den Adelsgeschlechtern der Region, sondern gingen auch aus bürgerlichen Familien hervor.
Name des Propstes
Regierungszeit
Anmerkungen
Otto I.
1071–1101
1071 aus Bayern, erster Propst
zweiter Propst unbekannt
Otto II.
ab 1140
dritter Propst
mehrere unbekannte Pröpste
Engelhard
1266–1276
† 29. Januar 1276
Friedrich I.
1276–1288
† 4. März 1288
Konrad I.
1288
Dietrich
1288–1299
† 19. Februar 1299
Wolfnandus
1299–1310
† 4. März 1310
Theodorich
1310–1321
† 1. Juni 1321
Adelbert
1321–1335
† 8. Juni 1335
Lambert
1335–1344
† 11. Juni 1344
Johannes I. Truchseß
1344–1359
vielleicht aus der Familie Truchseß, † 26. August 1359
Walderner
1359–1361
† 2. September 1361
Friedrich II.
1361
Arnold Truchseß
1361–1385
vielleicht aus der Familie Truchseß, † 23. September 1385
* 1733 in Bergtheim, Auflösung des Klosters durch die Säkularisation, † 1818 in Grafenrheinfeld[3]
Literatur
Norbert Backmund: Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern. Augustinerchorherren, Prämonstratenser, Chorherren v. Hl. Geist, Antoniter. Passau 1966.
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. München und Berlin 1999.
Dieter Michael Feineis: Die wirtschaftliche Situation von Chorherrenstiften und Benediktinerabteien im Hochstift Würzburg gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In: Wolfgang Weiß, Angelika Wendler (Hrsg.): Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 78. Würzburg 2015, S. 447–471.
Peter Johanek: Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg. Band 20). Würzburg 1969.
Felix Mader, Georg Lill: Stadt und Bezirksamt Schweinfurt. (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Band 3,17). München 1917.
Anton Oeller: Ein Klostertagebuch von Heidenfeld. In: Unterfränkisches Heimatblatt. Main, Rhön, Steigerwald, Hassgau und Grabfeld. Nr. 17, (Schweinfurt) 1950, S. 3–4.
Erich Schneider: Klöster und Stifte in Mainfranken. Würzburg 1993.
Brigitte Schröder: Mainfränkische Klosterheraldik. Die wappenführenden Mönchsklöster und Chorherrenstifte im alten Bistum Würzburg. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, 24). Würzburg 1971.
Benvenut Stengele: Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Klosterheidenfeld am Main (Unterfranken) (= Kalender für katholische Christen für das Jahr 1897). Sulzbach in der Oberpfalz 1896.
Georg Wehner: Reichskloster Fulda und Chorherrenstift Heidenfeld in Beziehung zu Lindach. In: Gemeinde Kolitzheim (Hrsg.): Lintaha-Lindach. 880–1980. Jubiläumsschrift des Festjahres. Gerolzhofen 1980, S. 9–13.
Johannes Zimmermann: Heidenfeld – Pfarrei und Dorf. 1141–1991. Münsterschwarzach 1991.