Der Kreis Liebenwerda hatte eine Größe von 793 km² und lag im Breslau-Magdeburger Urstromtal circa 120 km südlich von Berlin. Die Schwarze Elster durchquerte den Kreis von Südosten nach Nordwesten. Die Elbe bildete die Grenze im Südwesten. 1907 Hatte der Kreis 63.221 Einwohner und somit eine Bevölkerungsdichte von 80 Einwohner pro Quadratkilometer. Ein Drittel der Bevölkerung war in der Landwirtschaft tätig.[1]
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 18. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Die Stadt Liebenwerda erhielt 1925 den Beinamen „Bad“, der Kreis behielt aber seinen Namen.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Liebenwerda wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Seit der Auflösung der Provinz Sachsen zum 1. Juli 1944 gehörte der Kreis zur neuen Provinz Halle-Merseburg, Regierungsbezirk Merseburg.
Sowjetische Besatzungszone/Deutsche Demokratische Republik
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch sowjetische Truppen besetzt. 1947 erfolgte nach der Auflösung von Preußen die Umbenennung der Provinz Halle-Merseburg in Land Sachsen-Anhalt. Der nunmehr Landkreis Liebenwerda genannte Kreis blieb bestehen. Im Rahmen der Auflösung der Länder in der DDR wurde im Jahre 1952 eine umfassende Kreisreform durchgeführt:
Das Wappen trägt auf silbernem Schild einen schwarzen Wellenquerbalken, dem in der Mitte das Wappenbild der alten Markgrafschaft Meißen – ein schwarzer, aufrecht stehender Löwe mit roter Zunge auf goldenem Grund – aufgelegt ist. Der Oberteil des Wappens zeigt vier, der Unterteil drei Türme.
Die sieben im Wappen dargestellten Burgen Mückenberg, Elsterwerda, Saathain, Würdenhain, Liebenwerda, Wahrenbrück und Uebigau sind auf dem linken Ufer der Schwarzen Elster zur Landsicherung vor etwa 800 Jahren entstanden. Spuren dieser einst mächtigen Burgen sind heute noch in den Schlössern von Mückenberg, Saathain, Elsterwerda, Übigau und dem Lubwartturm in Bad Liebenwerda zu erkennen. Die Burgen von Wahrenbrück und Würdenhain sind urkundlich nachweisbar, aber heute jedoch gänzlich verschwunden.
Der schwarze Wellenbalken deutet auf die Schwarze Elster als Schicksalsfluss des Kreises hin, und das Wappen der alten Markgrafschaft bringt die Zugehörigkeit des Kreisgebietes zur Markgrafschaft Meißen zum Ausdruck.
Das Wappen wurde nach Ideen von Geschichtsfreunden und Heimatforschern im Staatsarchiv Magdeburg gefertigt.[6] Das Wappen ist heute kein amtliches Wappen mehr und wird von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde e. V. in Bad Liebenwerda als Vereinswappen genutzt.[7]
Verwaltungsstruktur
Der Kreis Liebenwerda gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigen Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Zuständig für die drei Amtsgerichte in Liebenwerda, Elsterwerda und Mühlberg waren das Landgericht Torgau und das Oberlandesgericht Naumburg. Das Finanzamt Liebenwerda unterstand dem Landesfinanzamt Magdeburg.
Die Militärverwaltung des Kreises Liebenwerda unterstand nach 1885 dem IV. Armee-Korps (GeneralkommandoMagdeburg). Mit Gründung der Wehrmacht 1935 gehörte das Wehrmeldeamt des Kreises zum Wehrbezirk Großenhain im Wehrkreis IV (Wehrersatzbezirk Dresden).
Bis 1919 bestanden die folgenden Verwaltungsbehörden:
Königliches Landratsamt
1 Landrat
2 Kreisdeputierte
1 Kreissekretär
1 Kreisassistent
1 Kreisbote
1 Kreisarzt / 1 Kreistierarzt
Vorsitzender der Einkommenssteuerveranlagungskommission, des Schätzungsausschusses der Steuerausschüsse der Gewerbesteuerklassen III und IV im Kreise Liebenwerda
1 Vorsitzender (i. d. R. Landrat)
1 Stellvertreter
1 Steuersekretär
1 Steuersupernumerar
Königliche Kreiskasse in Liebenwerda
1 Rentmeister
Königliches Katasteramt in Liebenwerda
1 Katasterkontrolleur
1 Katasterzeichner
Königliches Hochbauamt in Torgau
1 Kreisbauinspektor
Kreiskommunalverwaltung
1. Kreistag
Vorsitzender: Landrat
Kreistagsabgeordnete
A. Aus dem Wahlverbande der Städte (ca. 6)
B: Aus dem Wahlverbande der Landgemeinden (ca. 11)
C. Aus dem Wahlverbande der größeren ländlichen Gutsbesitzer (ca. 11)
2. Kreisausschuß
1 Vorsitzender, (ca. 6 Mitglieder)
1 Kreisausschußsekretär
1 Kreiswegebaumeister
1 Kreiswiesenbaumeister
1 Kreisausschußassiistent
Kreiskommunalkasse
1 Rendant
Kreissparkasse
1 Redant
1 Kontrolleur
1 Kreissparkassenassistent
3 Mitglieder Kuratorium
Kreiskommission der Landfeuersozietät im ehemaligen Herzogtum Sachsen
1 Kreisdirektor
1 Kommissar
Kommissionen
Einkommensteuerveranlagungskommission (5–6 gewählte und ernannte Mitglieder)
Schätzungsausschuß für die Ergänzungssteuer (4–6 gewählte und ernannte Mitglieder)
Steuerausschüsse der Gewerbesteuerklassen II und IV. (ca. 5 Mitglieder je Klasse, 5 Stellvertreter je Klasse)
Nach 1929 verblieben die beiden gemeindefreien Gutsbezirke Amtsheide und Forst Liebenwerda im Kreis.
Verkehr
Durch das Kreisgebiet verlief schon seit dem Mittelalter in west-östlicher Richtung die Niederstraße. Bei Wahrenbrück führte eine weitere Straße über Herzberg nach Norden. Bei Elsterwerda führte eine Straße aus Gross Hayn weiter in nördliche Richtung über Dobrilugk. 1827 eröffnete Preußen die Staatschaussee Nr. 62, welche von Jüterbog nach Dresden durch das Kreisgebiet führte.
Mit dem zunehmenden Ausbau des Schienennetzes entstanden neue wirtschaftlich wichtige Knotenpunkte. So gewann das Straßendorf Falkenberg/Elster schnell an Bedeutung mit dem Bau der Bahnstrecke Jüterbog–Röderau 1848. Ortrand bekam 1870 einen Bahnhof an der Bahnstrecke Großenhain–Cottbus. Von Falkenberg/Elster ging 1874 die Falkenberg–Kohlfurt, welche die Kreisstadt Liebenwerda mit Biehla an das niederschlesische Kohlfurt anband. Elsterwerda folgte 1875 mit dem Bau der Bahnstrecke Berlin–Dresden.
Die preußische Provinzialregierung versuchte Pläne für eine Regulierung der Schwarzen Elster zu entwickeln, die aber erst 1863 endgültig umgesetzt werden konnten. Dennoch gelang es nicht die Schwarze Elster wirtschaftlich sinnvoll schiffbar zu machen. Schon Detlev Carl von Einsiedel hatte versucht mit Schiffen über die Schwarze Elster Raseneisen, bzw. Braunkohle zu transportieren.
Literatur
Sebastian Rick: Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande. Die Landkreise Liebenwerda und Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949, In: Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Band 58, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-36970-8.
Landkreis Liebenwerda, Hrsg. Rolf Jehke, Herdecke. Zuletzt geändert am 5. Oktober 2006.
Einzelnachweise
↑Gustav Tränkner: Der Bodenanbau im Jahre 1913 in den Kreisen Torgau, Wittenberg, Schweinitz und Liebenwerda Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde einer Hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, 1928.
↑Kreisstatistik vom 3. April 1948, Zentralverwaltung für Statistik, Kreisstelle Bad Liebenwerda.
↑Ausführliche und anerkannte Chronik des Ortes von Rudolf Matthies-langjährigem Orts-Chronisten und Mitarbeiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam.
Landkreise und kreisfreie Städte im Regierungsbezirk Merseburg (Stand 1938)