Die Leander-Klasse, auch als Typ 12I (Typ 12 Improved) bekannt, war eine Klasse von Mehrzweckfregatten der Royal Navy. Schiffe der Leander-Klasse wurden auch in viele weitere Staaten exportiert, wo sie teilweise heute noch Dienst tun. Mit über 50 gebauten Einheiten, davon 26 für die Royal Navy, ist sie die wohl erfolgreichste britische Fregattenklasse der Nachkriegszeit. Durch die britische TV-Serie Warship der BBC erlangte die Klasse eine außergewöhnliche Bekanntheit.
Die Leander-Klasse ist die logische Weiterentwicklung der nur für U-Bootjagd ausgerüsteten Fregattenklassen Whitby (Typ 12) und Rothesay (Typ 12M). Die Leander-Klasse wurde zwischen 1959 und 1973 in drei Batches gebaut, die sich weitgehend unterscheiden. Allen gemeinsam ist jedoch die Länge von 113 Metern und die Antriebsanlage mit zwei ölgefeuerten Kesseln, die über zwei Dampfturbinen die beiden Propeller antreiben und die Schiffe auf bis zu 28 kn Geschwindigkeit bringen. Die Namensgebung der britischen Einheiten erfolgte konsequent nach Gestalten der römischen und griechischen Mythologie. Zu den Besonderheiten gehörten auch noch, dass dies die letzten Schiffe der Royal Navy waren, die zumindest teilweise noch auf den marineeigenen Werften in Portsmouth und Devonport gebaut wurden. Aus den Erfahrungen mit der Leander-Klasse resultierte der Entwurf der Amazon-Klasse[1].
Dienst bei der Royal Navy
Bei der Royal Navy dienten die Schiffe hauptsächlich der U-Boot-Jagd, sehr häufig auch in Trägergruppen. Die Leanders nahmen auch an Einsätzen teil; so halfen sie, britische Staatsbürger aus Zypern zu evakuieren, und vier Einheiten wurden 1982 in den Falklandkrieg entsandt. Dabei wurde die HMS Argonaut von zwei Bomben getroffen, die aber nicht explodierten. Deshalb erlitt das Schiff keine irreparablen Schäden und konnte wieder instand gesetzt werden.
Zwischen 1989 und 1992 wurden alle Einheiten der Klasse ausgemustert, einerseits weil die Schiffe an das Ende ihrer Lebensdauer stießen, und andererseits, weil im Zuge des Endes des Kalten Krieges die Royal Navy massiv verkleinert wurde.
Varianten
Großbritannien
Batch I
Der Batch I umfasste acht Schiffe, die je 12,5 m breit waren und rund 2800 t verdrängten. Für die damalige Zeit noch etwas ungewöhnlich gehörte auf den Schiffen der Leander-Klasse bereits je ein Helikopter vom Typ Westland Wasp zur Ausrüstung. Die Bewaffnung der Schiffe bestand ursprünglich aus zwei 114-mm-Geschützen in einem Doppelturm, zwei Bofors-40-mm-FlaK, zwei Oerlikon-20-mm-Geschützen und einem Anti-U-Boot Mörser. Später wurden die FlaK durch modernere SeaCat-Luftabwehrraketensysteme ersetzt. Um der steigenden Bedrohung durch die sowjetische U-Bootflotte entgegnen zu können, wurden außerdem die 114-mm-Geschütze durch das australische U-Boot-Jagd-Raketensystem Ikara ersetzt.
Batch II
Die acht Schiffe des zweiten Batches sind denen des ersten Batches zu großen Teilen sehr ähnlich. Die wohl größte Änderung war eine leicht verbesserte Antriebsanlage. Anfang der 1970er Jahre wurden die Schiffe jedoch einer umfassenden Modernisierung unterzogen. Anstelle des Ikara-Systems des ersten Batchs wurden die 114-mm-Geschütze durch vier Antischiffsraketen vom Typ Exocet ersetzt. Außerdem wurden der Anti-U-Boot-Mörser durch zwei Torpedowerfer ersetzt und der Helikopterhangar grundlegend umgestaltet, um den wesentlich größeren Westland Lynx aufnehmen zu können.
Batch III
Der dritte Batch brachte große Änderungen zu den vorhergehenden. So wurden die Schiffe um 60 cm breiter und erhielten eine weiter verbesserte Antriebsanlage. Die ursprüngliche Bewaffnung bestand aus zwei 20-mm-Oerlikon-Geschützen, zwei 114-mm-Geschützen in einem Doppelturm, SeaCat-Luftabwehrraketen und einem Anti-U-Boot-Mörser. Fünf der zehn Schiffe wurden im Laufe ihrer Dienstzeit jedoch modernisiert. So wurde bis auf die beiden 20-mm-Geschütze die gesamte Bewaffnung entfernt und stattdessen Exocet-Antischiffsraketen, Sea Wolf-Luftabwehrraketen und ein drittes 20-mm-Geschütz installiert.
Exporterfolge
Die Leander-Klasse konnte in eine Vielzahl von Staaten exportiert werden:
Australien: River-Klasse 6 Einheiten
Chile: Condell-Klasse 2 Einheiten
Neuseeland: 4 Einheiten (2 ex-RN)
Indien:
Nilgiri-Klasse 6 Einheiten
Godavari-Klasse 3 Einheiten
Brahmaputra-Klasse 3 Einheiten
Niederlande: Van-Speijk-Klasse 6 Einheiten
Indonesien: 6 Einheiten (ex-Niederlande)
Ecuador: 4 (2 ex-RN, 2 ex-Chile)
Pakistan: 2 (ex-RN)
Australien
Für die australische Marine wurden zwischen 1959 und 1971 sechs als River-Klasse bezeichnete Fregatten in Lizenz gefertigt. Die ersten vier Einheiten entsprechen der britischen Typ-12-Whitby-Klasse, lediglich für die beiden letzten Schiffe wurde das Leander-Design übernommen.
Chile
Chile erhielt Anfang der 1970er Jahre zwei in Großbritannien gebaute Schiffe, die als Condell-Klasse bezeichnet wurde. Die beiden Schiffe standen bis 2007 respektive 2008 in Dienst, als der chilenischen Marine drei modernere Schiffe der Duke-Klasse zuliefen. Die beiden Einheiten der Condell-Klasse wurden daraufhin an Ecuador verkauft, wo sie zwei um einige Jahre ältere Anfang der 1990er Jahre von der Royal Navy gebraucht gekaufte Schiffe der Leander-Klasse ersetzen.
Neuseeland
Neuseeland erhielt in den 1970er Jahren zwei in England gebaute Schiffe. Später wurden noch zwei gebrauchte Einheiten der Royal Navy übernommen. Inzwischen wurden alle vier Einheiten ausgemustert und als Wracks für Taucher versenkt.
Niederlande
Die Niederlande bauten in den 1960er Jahren sechs Schiffe nach einem leicht abgewandelten Design in Lizenz, die als Van-Speijk-Klasse bezeichnet wurden. In den 1970er Jahren wurden die Schiffe einer Modernisierung unterzogen, und zwischen 1986 und 1989 wurden die Schiffe an Indonesien verkauft, wo sie bis heute Dienst tun.
Indien
Nach Großbritannien wurden in Indien die meisten Schiffe dieser Klasse gebaut; insgesamt waren dies zwölf Schiffe in drei Unterklassen.
Die in den 1970er Jahren gebaute Nilgiri-Klasse entsprach noch weitgehend dem Batch I der in Großbritannien gebauten Schiffe. Mit der Godavari-Klasse wurden in den 1980er Jahren vor allem Lenkwaffensysteme aus Israel und Russland verbaut. Die Brahmaputra-Klasse erhielt zu Beginn der 2000er Jahre neue moderne Waffensysteme und Elektronik.
Ein weiteres Schiff der Leander-Klasse, das bei der Royal Navy ausgemustert wurde, dient seit Mitte der 1990er Jahre als Trainingsschiff.
Pakistan
Pakistan erhielt Ende der 1990er Jahre zwei gebrauchte Leander-Schiffe der Royal Navy, die bis heute in Dienst stehen.
Schiffsliste
In dieser Liste sind die Schiffe nur einmal aufgeführt, das heißt nur die Neubauten des jeweiligen Staates.
Am 31. Januar 2011 nach einer Kollision mit dem Containerschiff Nordlake und anschließendem Brand in der Marinebasis Mumbai gesunken und irreparabel beschädigt.[2] Wurde gehoben und soll als Zielschiff versenkt werden.
Godavari-Klasse
Name
Schiffskennung
Werft
Indienststellung
Verbleib
INS Godavari
F20
Mazagon Dock Limited
10. Dezember 1983
Aktiv
INS Ganga
F22
Mazagon Dock Limited
30. Dezember 1985
Aktiv
INS Gomati
F21
Mazagon Dock Limited
16. April 1988
Aktiv
Brahmaputra-Klasse
Name
Schiffskennung
Werft
Indienststellung
Verbleib
INS Brahmaputra
F31
Garden Reach Shipbuilders and Engineers
14. April 2000
Aktiv
INS Betwa
F39
Garden Reach Shipbuilders and Engineers
7. Juli 2004
Aktiv
INS Bea
F37
Garden Reach Shipbuilders and Engineers
11. Juli 2005
Aktiv
Neuseeland
Leander-Klasse
Name
Schiffskennung
Werft
Kiellegung
Indienststellung
Außerdienststellung
Verbleib
HMNZS Waikato
F 55
Harland and Wolff
Januar 1964
September 1966
1998
18. Dezember 2000 versenkt als künstliches Riff
HMNZS Canterbury
F 421
Yarrow Shipbuilders
12. Juni 1969
22. Oktober 1971
21. März 2005
3. November 2007 versenkt als künstliches Riff
Niederlande
Van-Speijk-Klasse
Name
Schiffskennung
Werft
Indienststellung
Verbleib
Van Speijk
F802
Amsterdam dockyard
1967
verkauft nach Indonesien als Slamet Riadi (352), 1986
Van Galen
F803
Royal Schelde
1967
verkauft nach Indonesien als Yos Sudarso (353), 1987
Tjerk Hiddes
F804
Amsterdam dockyard
1967
verkauft nach Indonesien als Ahmad Yani (351), 1986
Van Nes
F805
Royal Schelde
1967
verkauft nach Indonesien als Oswald Siahaan (354), 1986
Isaac Sweers
F814
Amsterdam dockyard
1967
verkauft nach Indonesien als Karel Satsuitubun (356)
Eversten
F815
Royal Schelde
1967
verkauft nach Indonesien als Abdul Halim Perdanakusuma (355), 1989
Trivia
Von 1973 bis 1977 wurde auf insgesamt sieben Einheiten der Klasse die britische Fernsehserie Warship gedreht, die der Werbung für die Royal Navy diente.
In den 1970er Jahren produzierte die Firma Airfix einen Plastik-Modellbausatz der Leander-Klasse.