Erstmals urkundlich erwähnt wurde Lenthe im Jahre 1055 in einer Urkunde, in der Bischof Egilbert von Minden dem Billunger Herzog Bernhard II. diverse Ländereien übertrug.
Die bereits 1225/26 in Urkunden erwähnte Familie von Lenthe teilte sich schon um 1300 in mehrere Linien, von denen jede einen eigenen Rittersitz oder Sattelhof in Lenthe besaß. Bis 1500 gab es vier solcher Sattelhöfe, von denen bis heute nur noch zwei existieren, das sog. Obergut und ein Untergut. Während das Obergut noch im Besitz der Familie von Lenthe ist, ist die Familie auf dem Untergut im Mannesstamme erloschen, dieses befindet sich nun im Besitz der Familie von Richthofen.
Das Obergut ist aus einem 1393/94 erstmals erwähnten Burghof hervorgegangen. In der Hildesheimer Stiftsfehde scheint dieser beschädigt worden zu sein, da die Besitzerin Helene von Lenthe 1527 einen Kredit aufnahm, um die durch das Fürstentum Calenberg erlittenen Schäden zu reparieren. Das heutige Herrenhaus aus der Zeit um 1600 besteht aus einem zweistöckigen Massivbau, dessen Obergeschoss im 18. Jahrhundert teilweise durch eine Fachwerkkonstruktion ersetzt wurde. Es steht auf den älteren, bisher nicht datierten Kellergewölben einer Wasserburg. Reste eines Wassergrabens sind noch auf der Südseite vorhanden.[2]
Auf dem Obergut in Lenthe steht das Pächterhaus, das Geburtshaus von Werner von Siemens, der hier als Sohn des Gutspächters Christian Ferdinand Siemens einen Teil seiner Kindheit verlebte. Es wurde 2016 zum 200. Geburtstag des Elektropioniers renoviert, im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes befindet sich seitdem eine Dauerausstellung, die anhand zentraler Dokumente und Exponate die wichtigsten Stationen im Leben des bedeutenden Erfinders und Unternehmers nachzeichnet.
Am 1. August 1971 erfolgte der freiwillige Gemeindezusammenschluss zur Stadt Gehrden.[3]
Politik
Ortsrat
Der Ortsrat von Lenthe setzt sich aus zwei Ratsfrauen und fünf Ratsherren zusammen. Im Ortsrat befindet sich zusätzlich ein beratendes Mitglied (SPD).[4]
Der Ortsbürgermeister von Lenthe ist Jürgen Ermerling (SPD). Sein Stellvertreter ist Freiherr Jakob von Richthofen (CDU).[4]
Wappen
Der Entwurf des Wappens von Lenthe stammt von Joachim-Heinz Stöckl.[5] Die Genehmigung des Wappens wurde am 30. März 1965 durch den Regierungspräsidenten in Hannover erteilt.[6]
Wappenbegründung: Der Ort Lenthe entstand als eine Rodung in der Mulde am Hang (mittelhochdeutsch: hlene) des Benther Berges. Die gekreuzten Schlüssel (Schlüssel Petri; Insignum der Bischöfe von Minden) sollen daran erinnern, dass der Ort Lenthe in einer Urkunde des Bischofs Egilbert von Minden im Jahre 1055 erstmals namentlich angeführt wurde. Mit der Ortsgründung eng verbunden ist das Geschlecht derer von Lenthe; der blaue Baumast wurde dem Geschlechterwappen der noch heute in dieser Gemeinde ansässigen Adelsfamilie – mit deren Zustimmung – entlehnt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Im Ort steht die evangelisch-lutherische Kirche zu den 10.000 Rittern, deren Ursprung auf eine 1394 geweihte Kirche zurückgeht.
Die beiden Rittergüter Obergut und Untergut Lenthe.
Albrecht Friedrich von Lenthe (1707–1779), Jurist, Präsident des Oberappelationsgerichts Celle und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Minister, Kammerpräsident und Kurator der Georg-August-Universität Göttingen
Hans Siemens (1818–1867), Industrieller und Bruder von Werner von Siemens
Carl Wilhelm Siemens (1823–1883), Erfinder, Ingenieur, Naturforscher und Industrieller, er baute die englische Niederlassung der Firma Siemens & Halske auf
Personen, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
Ludolf Siegfriedt (17. Jahrhundert–nach 1673), hannoverscher Glocken-, Stück- und Rotgießer, er fertigte 1670 zwei Glocken für die Kirche zu den 10.000 Rittern in Lenthe
Ernst Ludwig Julius von Lenthe (1744–1814), Jurist, Diplomat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg und Minister der Deutschen Kanzlei in London, Sohn des Otto Christian von Lenthe, auf Obergut Lenthe (1706–1750)
Christian Ferdinand Siemens (1787–1840), Landwirt und Gutspächter, Vater von Werner, Hans und Carl Siemens, er war Gutspächter des Oberguts in Lenthe
Georg Ludwig Friedrich Laves (1788–1864), Architekt, Stadtplaner und Bauingenieur, er baute 1854 die Brücke auf dem Gut Lenthe
Franz Nause (1903–1943), sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, er besuchte die Volksschule in Lenthe
Literatur
Werner Fütterer: Gehrden – Vom Flecken zur Großgemeinde. Gehrden 1991
Waldemar Brandes: Lenthe, Ortschaft der Stadt Gehrden
Waldemar Brandes: 1955 – 900-Jahrfeier
Waldemar Brandes: 1980 – 925 Jahrfeier
Waldemar Brandes: Lenthe – Geschichte und Geschichten eines Calenbergischen Dorfers 1987
Hans-Erich Wilhelm: Des Mandages darna (Buch über die Kirchengemeinde, 1984)
Hans-Erich Wilhelm & Friedrich Meyer: Zur Geschichte der Dörfer Lenthe und Northen 1994
Hans Erich Wilhelm & Hans Mahrenholtz: Die Rittergüter der Familie von Lenthe... 2000
Hans-E. Wilhelm (Hrsg.): Kirche Lenthe, Gehrden (o. D., nach 2000)
Sebastian Heim: Der Barock-Altar der Kirche in Lenthe, Hrsg.: Ev.-luth. Kirchengemeinde Lenthe-Northen, Lenthe 2011