Die Ehrenbürgerschaft der Lutherstadt Wittenberg ist die höchste Auszeichnung, die die Lutherstadt Wittenberg vergeben kann. Nach der Ehrungssatzung der Lutherstadt Wittenberg vom 1. Januar 2015 kann die Ehrenbürgerwürde für herausragende und vielfältige Leistungen und Verdienste für die Stadt verliehen werden. Die Verdienste des zu Ehrenden sollen dem Gemeinwohl gedient haben, uneigennützig und ohne Berücksichtigung von Sonderinteressen von Bevölkerungsgruppen für die Gesamtbürgerschaft wirken sowie dauerhafte mindestens heimatgeschichtliche Bedeutung besitzen.
Über die Verleihung beschließt der Stadtrat durch nicht öffentlichen Beschluss. Vorschlagsberechtigt sind mindestens zwei Fraktionen des Stadtrates, die mindestens 30 Prozent der Mitglieder des Stadtrates umfassen müssen, oder der Oberbürgermeister, der der Unterstützung mindestens einer Fraktion des Stadtrates bedarf.
Die Ehrenbürgerwürde wird nur an lebende Personen verliehen und erlischt mit dem Tod der Person. Hans Lorbeer wurde am 8. August 1976 auf Basis der damaligen Rechtslage postum zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Hat sich der Geehrte der Ehrung als unwürdig erwiesen, kann die Ehrenbürgerwürde durch Beschluss von zwei Dritteln der Mitglieder des Stadtrates widerrufen werden.
Die Stadt Wittenberg hat seit 1835 mindestens 19 Personen die Ehrenbürgerschaft verliehen. Im Zuge der Eingemeindung von Piesteritz im Jahr 1950 und Griebo 2008 wurden die dort verliehenen Ehrenbürgerschaften übernommen. Die an Adolf Hitler 1933 ohne Ortsbezug verliehene Ehrenbürgerschaft gilt gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946, die den Verlust der Ehrungen für Kriegsverbrecher regelt, als entzogen. 2010 distanzierte sich der Wittenberger Stadtrat von der Ernennung Hitlers zum Ehrenbürger Wittenbergs.
Hinweis: Demnach waren und sind folgende Personen der Liste zuzuordnen. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Datum der Zuerkennung.
Brockhausen wurde anlässlich seines Abschiedes aus Wittenberg in Würdigung seiner bald 20-jährigen Verdienste als Stadtkommandant bei tätiger Fürsorge, Humanität und freundlichem Wohlwollen zum Ehrenbürger ernannt.
In dankbarer Anerkennung seiner während der hiesigen Amtswirksamkeit dem Dienste der Stadt und ihrer Angelegenheiten mit großen Eifer gewidmeten Tätigkeit.
Louis Gast (* 17. August 1819 in Wittenberg; † 18. April 1882 in Dresden)
Kaufmann
Verleihung am 23. Dezember 1874
Wegen des seiner Vaterstadt geschenkten warmen Interesses, insbesondere auch wegen der von ihm gegründeten und durch Spendung eines Kapitals geschenkten Volksbibliothek.
Als Förderer des Schulwesens und des Lutherhauses in Wittenberg.
Friedrich Ferdinand Peters
Justizrat, Rechtsanwalt, Notar, Stadtverordneter, Stadtverordnetenvorsteher und Stadtrat
Verleihung 1879
Peters wurde aus Anlass seines 50-jährigen Dienstjubiläums in Anerkennung seiner der Stadt geleisteten uneigennützigen Dienste als Stadtverordneter, Stadtverordnetenvorsteher und als Stadtrat geehrt.
In dankbarer Anerkennung seiner langjährigen, verdienstvollen Tätigkeit als Stadtverordneter und Magistratsmitglied.
Paul Leonhardt (* 8. August 1852 in Wittenberg; † 4. Oktober 1927 ebenda)
Kaufmann
Verleihung 1919
In Anerkennung der langjährigen, verdienstvollen Tätigkeit als Wittenberger Stadtverordneter und als Magistratsmitglied, insbesondere bei vorbildlicher Verwaltung der von ihm zur Zierde der Stadt ausgestalteten Anlagen.
Dem großen und getreuen Vorkämpfer für Dr. Martin Luthers Lehre in dankbarer Anerkennung seiner unvergänglichen Verdienste um die teure, evangelische Glaubenslehre.
Verleihung am 30. November 1930 (Ehrenbürger Piesteritz)
Aus Dankbarkeit für das Wirken zum Wohle der Gemeinde Piesteritz in Anerkennung seiner wertvollen Verdienste um den Ort, insbesondere um das Schulwesen, die Kleinkinderschule, ferner Verschickung erholungsbedürftiger Kinder in Kurheime und vieles andere
Beschluss am 25. April 1933, nicht persönlich angenommen
Der Verlust des Ehrenbürgerrechts für Kriegsverbrecher wurde generell gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946 festgelegt. Damit ist die Ehrenbürgerschaft entzogen. 2010 distanzierte sich der Wittenberger Stadtrat von der Ernennung Hitlers zum Ehrenbürger Wittenbergs.[1]
Krüger wurde anlässlich seines 70. Geburtstages in dankbarer Anerkennung seiner hervorragenden Dienste um die Erforschung der Heimatgeschichte und um die Sammlung geschichtlicher Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit Wittenbergs geehrt.
Kuntz war bis 1933 Bürgermeister von Piesteritz. Er ließ Straßen in Piesteritz pflastern und legte den Volkspark an. 1945 gründete er in Piesteritz die SPD neu.
Rjabischnikow war erst Lehrer, wurde 1945–1947 Leiter der politischen Abteilung der sowjetischen Militäradministration im Kreis und in der Stadt Wittenberg, Major, später Oberstleutnant. Er sorgte dafür, dass die Schulen wieder ihren Betrieb aufnahmen, kümmerte sich um die Ausbildung von Neulehrern, löste die nationalsozialistischen Lehrer ab, gründete 1946 das Wittenberger Stadttheater. Zusammen mit anderen sowjetischen Offizieren sorgte er dafür, dass die Krankenhäuser wieder ihren Betrieb aufnahmen, den Vertriebenen Hilfe zukam und die Verwirklichung der Bodenreform einsetzte. Dafür wurde ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen. Am 11. November 1987 folgte der Eintrag in Goldene Buch der Stadt.
Hans Lorbeer (* 15. August 1901 in Kleinwittenberg; † 7. September 1973 in Wittenberg)
Für seine Verdienste und sein außerordentliches Engagement um die Gemeinde Griebo.
Der Sohn des gleichnamigen Bauern (* 25. Juni 1896 in Griebo; † 13. Oktober 1972 ebenda) und dessen Frau Maria geb. Puhlmann (* 14. Januar 1904 in Zieko; † 5. Januar 1960 in Berlin) besuchte ab 1936 die Volksschule in Griebo. 1944 begann er, auf dem Hof seiner Eltern zu arbeiten und absolvierte eine Ausbildung zum Landwirt. 1947 bis 1949 besuchte er die Landwirtschaftsschule in Wittenberg und erwarb nach zweieinhalbjährigem Lehrgang 1953 den Meisterabschluss. 1960 trat er in die LPG Griebo ein, 1990 wurde er pensioniert. Schulze war von 1962 bis 1992 Vorsitzender des Gemeindekirchenrates in Griebo und entwickelte im Laufe seines Lebens eine besondere Vorliebe für die historischen Vorgänge seines Heimatortes. Nach umfangreichen Recherchen verfasste er einige Artikel im Rosslauer Regionalteil der Mitteldeutschen Zeitung und legte eine Chronik von Griebo an, die jedoch nicht im Druck erschien. Aus seiner Ehe mit Christa Schulze geb. Pulß (* 17. Dezember 1937; † 13. Januar 2008), stammen zwei Töchter.
Marianne Schulze (* 10. Januar 1936 in Griebo)
Verkäuferin und Sportlerin
Verleihung am 5. August 2006 (Ehrenbürgerin Griebo)
Für ihre Verdienste und ihr außerordentliches Engagement um die Gemeinde Griebo.
Die Tochter des Franz Schmidt (* 31. August 1908 in Piesteritz; vermisst 1944 in Kroatien) und dessen Frau Erna geb. Jäckel (* 19. September 1910; † 11. März 1963) besuchte ab 1942 die Schule ihres Heimatortes. Ab 1950 absolvierte sie eine Lehre als Chemiefacharbeiterin in Coswig (Anhalt) und 1953 eine Ausbildung zur Verkäuferin in der Coswiger Konsumgenossenschaft. 1954 nahm sie eine Tätigkeit als Verkäuferin auf, erwarb noch im selben Jahr den Verkaufsstellenleiternachweis und war ab 1955 als Verkaufsstellenleiterin in Klieken, Möllensdorf und ca. dreißig Jahre lang in Griebo tätig, bevor sie 1991 in Vorruhestand trat. Schulze war 1951 in den DTSB eingetreten und als Turnerin aktiv. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Turngruppe zur Gymnastikgruppe. 1960 war sie Mitbegründerin der Frauensportgruppe Gymnastik in Griebo, erwarb 1975 die Übungsleiterlizenz, wurde Vorstandsmitglied des TSV Griebo und 2002 dessen Ehrenmitglied. Schulze ist seit 1957 verheiratet mit Horst Schulze und hat einen Sohn.
Für seine Verdienste und sein außerordentliches Engagement um die Gemeinde Griebo.
Der Sohn des Ernst Barth († 1941 in Frankreich) und der Frieda Winkler (später verh. Freund, † 1974 in Griebo) besuchte ab 1946 die Grundschule in Wörpen und wechselte 1949 an die Schule in Griebo. 1953 begann er in einem privaten Bauerngut eine Ausbildung zum Landwirt. Ab 1956 war er Transportarbeiter in der Coswiger Papierfabrik, wechselte 1962 in das Chemiewerk Coswig und qualifizierte sich zum Chemiefacharbeiter. 1974 wurde er Hausmeister des Grieboer Kindergartens und betreute nebenher die dortige SERO-Annahmestelle. 2003 ging er in den Ruhestand.
Winkler engagierte sich seit Jahren im Grieboer Gemeindeleben. So war er für den Kindergarten aktiv, beteiligte sich an der Pflege öffentlicher Anlagen des Ortsteils und leistete zu DDR-Zeiten am Grieboer Schwimmbad Aufbauhilfe. Zum Internationalen Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember 2009 wurde er vom Landrat des Landkreises Wittenberg mit dem Preis der Wittenberger Sparkasse und der Mitteldeutschen Zeitung als „Helfer mit Herz“ geehrt.