Die Freie und Hansestadt Hamburg hat bislang 37 Personen die Ehrenbürgerwürde als höchste Auszeichnung, die Hamburg zu vergeben hat, verliehen.
Das Recht der Verleihung des Ehrenbürgerrechts steht dem Senat zu und wurde zunächst von ihm allein ausgeübt. Um dieser seltenen Ehrung eine noch größere Bedeutung zu geben, holte er erstmals im Jahr 1834 die Mitgenehmigung der Bürgerschaft ein, ohne jedoch eine entsprechende Verpflichtung anzuerkennen. 1918 hat der Senat erneut bekräftigt, dass es richtig sei, auch künftig ihre Zustimmung einzuholen.
Bis 1948 wurde die Ehrenbürgerwürde ausschließlich an Auswärtige verliehen. Johannes Brahms wurde zwar in Hamburg geboren, lebte zum Zeitpunkt der Verleihung aber in Wien.
Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Datum der Zuerkennung.
Baron von Tettenborn gelang es in den Befreiungskriegen, Hamburg von den Franzosen zu befreien, nachdem Napoléon Bonaparte die Stadt 1810 in sein Kaiserreich eingegliedert hatte.
Graf von Waldersee hatte den Oberbefehl über die europäischen Interventionstruppen zur Niederschlagung des Boxeraufstands in China. Er erhielt von Hamburg die Ehrenbürgerwürde für seine „Tätigkeit im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens“.
Paul von Hindenburg galt als legendärer Militär und war bereits seit den 1860ern Offizier. Im Ersten Weltkrieg, wo er die Besetzung Ostpreußens durch russische Truppen verhinderte, wurde er als „Held von Tannenberg“ gefeiert. Im August 1916 wurden er und General Ludendorff Chefs der Obersten Heeresleitung.
Max Brauer (* 3. September 1887 in Ottensen bei Hamburg; † 2. Februar 1973 in Hamburg)
Erster Bürgermeister 1946–1953 und 1957–1960
Verleihung 1960
Max Brauer, der während der Zeit des Nationalsozialismus nach Amerika emigriert war, sprach 1946 als Gastredner bei einer SPD-Veranstaltung in Planten un Blomen. Anschließend baten ihn seine Zuhörer, nicht nach Amerika zurückzukehren, sondern für das Amt des Ersten Bürgermeisters zu kandidieren. Die Wahl endet mit einem triumphalen Erfolg für die SPD.
Weichmann musste 1933 vor den Nationalsozialisten ins Exil flüchten. Nach seiner Rückkehr 1948 war er zunächst Finanzsenator, später Bürgermeister von Hamburg.
Herbert Dau (* 8. Dezember 1911 in Hamburg; † 7. Juli 2000 in Hamburg)
Präsident der Hamburger Bürgerschaft
Verleihung 1978
Verliehen für seine Verdienste um das Gemeinwohl.
Helmut Schmidt (* 23. Dezember 1918 in Hamburg; † 10. November 2015 ebenda)
Helmut Schmidt gewann als Innensenator vor allem beim Krisenmanagement der Sturmflut 1962 großes Ansehen. In seiner Amtszeit als Bundeskanzler lagen die Ölkrisen und der Deutsche Herbst 1977. 1982 verlor er sein Amt als Bundeskanzler, als sein Koalitionspartner, die FDP, eine Koalition mit der CDU einging.
Ida Ehre (* 9. Juli 1900 in Prerau, Kronland Mähren; † 16. Februar 1989 in Hamburg)
Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin
Verleihung 1985
Ida Ehre spielte vor dem Krieg auf zahlreichen europäischen Bühnen. Von den Nationalsozialisten wurde sie während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager gefangengehalten. Nach ihrer Befreiung eröffnete sie noch 1945 die Hamburger Kammerspiele, die sich unter ihrer Leitung zu einer der führenden deutschen Schauspielbühnen entwickelte.
Bucerius war Mitbegründer und ab 1957 alleiniger Gesellschafter der Wochenzeitung Die Zeit. Über mehrere Jahre unterstützte er die defizitäre Zeit mit Einnahmen aus dem Stern.
Mitglied des Bundestages 1949–1983, Bundesminister 1966–1969, SPD-Fraktionsvorsitzender 1969–1983
Verleihung 1986
Herbert Wehner war 33 Jahre lang für den Wahlkreis Hamburg-Harburg im Deutschen Bundestag. Er gilt als einer der außergewöhnlichsten Politiker der Bundesrepublik und hält mit 78 Ordnungsrufen gegen ihn den Rekord im Parlament. Die Ehrung erfolgte in Anerkennung um die Verdienste für den Wiederaufbau des Landes und der Stadt Hamburg.
Gründete 1931 die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., die jährlich zahlreiche Preise und Stipendien zur Förderung der europäischen Einheit vergibt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Einführung von Naturparks in Deutschland. 1956 verkündete er zusammen mit Bundespräsident Heuss den Beginn des Naturparkprogramms.
Rudolf Augstein gründete 1947 als 23-Jähriger das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in Hamburg. Damit begann Hamburgs Aufstieg zu einem der Medienzentren der Bundesrepublik.
Gräfin Dönhoff stand während der Zeit des Nationalsozialismus mit dem Kreisauer Kreis in Kontakt. 1946 begann sie in Hamburg für Die Zeit zu schreiben. 1968 wurde sie Chefredakteurin und 1973 Mitherausgeberin der Wochenzeitung. Sie gilt als eine der herausragendsten Journalistinnen der Bundesrepublik.
Siegfried Lenz lebte seit 1951 als freier Schriftsteller in Hamburg. Er ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Erzähler der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur.
Uwe Seeler (* 5. November 1936 in Hamburg; † 21. Juli 2022 in Norderstedt)
Fußballspieler
Verleihung am 26. November 2003
Uwe Seeler galt in seiner aktiven Zeit als einer der besten Mittelstürmer der Welt. Während der gesamten Zeit spielte er für den Hamburger SV und erreichte mit ihm zahlreiche Erfolge. Als Nationalspieler nahm er an vier Weltmeisterschaften teil. Ab 1972 war er Ehrenspielführer des DFB.
Helmut Greve (* 2. Juni 1922 in Hamburg; † 3. Juli 2016 in Hamburg) und
Hannelore Greve (* 11. November 1926 in Wesel; † 16. Oktober 2023)
Unternehmer und Stifter
Verleihung am 30. September 2005
Helmut und Hannelore Greve waren beide erfolgreiche Unternehmer in Hamburg. Zusammen leiteten sie eine Stiftung für Wissenschaft und Kultur. Unter anderem schenkten sie der Universität Hamburg zwei Flügelbauten des Hauptgebäudes und übernahmen die Startfinanzierung der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Prof. John Neumeier (* 24. Februar 1939 in Milwaukee, Wisconsin)
Ballett-Choreograph
Verleihung am 7. Juni 2007
John Neumeier ist einer der bedeutendsten Ballett-Choreographen weltweit. In seiner mehr als 30 Jahre währenden Tätigkeit für das Hamburg Ballett ist es ihm gelungen, die Compagnie zu einer der führenden in der Welt zu entwickeln.
Loki Schmidt (* 3. März 1919 in Hamburg; † 21. Oktober 2010 ebenda)
1976 gründete Loki Schmidt die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen. Diese wurde mit der Stiftung Naturschutz Hamburg zur „Loki Schmidt Stiftung“ fusioniert. Zu ihrem 80. Geburtstag erhielt sie für ihre Verdienste um den Pflanzen- und Naturschutz von der Universität Hamburg den Professorentitel.
Deutscher Unternehmer, Aufsichtsratsvorsitzender und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Otto Group
Verleihung am 15. August 2013
Otto hat sich besonders in den Bereichen Kultur, Bildung, Umwelt und Soziales verdient gemacht. So förderte er unter anderem die Staatliche Jugendmusikschule, im Museumsbereich die Hamburger Kunsthalle sowie das Museum für Hamburgische Geschichte. Weitere Unterstützung bekam der Bau der Elbphilharmonie.
Boie hat rund 100 Kinder- und Jugendbücher verfasst und unterstützt die Leseförderung bei Kindern. 2007 bekam sie dafür den Deutschen Jugendliteraturpreis und 2011 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.
Göring wurde am 30. Januar 1937 zum Ehrenbürger ernannt – vier Tage nach Erlass des von ihm (als Beauftragter für den Vierjahresplan und preußischer Ministerpräsident) unterzeichneten Groß-Hamburg-Gesetzes.[3]
Bürgermeister Rudolf Petersen teilte die Aberkennung der beiden Ehrenbürgerschaften am 7. Juni 1945 in einem Antwortbrief an Rechtsanwalt Hans Hertz mit, der dies am 5. des Monats von ihm erbeten hatte. Petersen berief sich darauf, dass er „als Bürgermeister auch im Rahmen der jetzt noch gültigen Deutschen Gemeindeordnung das Recht habe, Ehrenbürgerschaft abzuerkennen“.[4]
Ehrenbürger der eingemeindeten Städte
Die Frage, ob Hamburg durch die zum 1. April 1938 wirksame Eingemeindung von Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek auch die Ehrenbürger dieser Städte übernommen hat oder ob deren Ehrenbürgerschaften mit dem 31. März 1938 erloschen sind, hat das Senatsamt für Bezirksangelegenheiten im Jahr 1990 gegenüber der Altonaer Bezirksversammlung nicht eindeutig entschieden (dabei war versucht worden, die 1896 an Alfred Graf von Waldersee vergebene Ehrenbürgerwürde zu löschen). Für einen Fortbestand spricht allerdings, dass der Senat im Oktober 1945 einem einzelnen Altonaer Ehrenbürger (Hinrich Lohse) diesen Titel aberkannt hat. Zeitgleich wurden auch zwei Ehrenbürgerwürden in Wandsbek und eine in Harburg-Wilhelmsburg aberkannt. Es handelte sich in allen Fällen um Ehrenbürgerwürden, die nach 1933 an Nationalsozialisten vergeben wurden.
↑Heinrich Erdmann (Redaktion): Hamburg im Dritten Reich. Sieben Beiträge. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1998, ISBN 3-929728-42-7, Seite 172, zit. n. Werner Johe: Hitler in Hamburg, S. 209 u. 220, Quelle: Staatsarchiv Hamburg (Staatliche Pressestelle III, 4230)
↑Heinrich Erdmann (Redaktion): Hamburg im Dritten Reich. Sieben Beiträge. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1998, ISBN 3-929728-42-7, Seite 173, Fußnote
↑Heinrich Erdmann (Redaktion): Hamburg im Dritten Reich. Sieben Beiträge. Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 1998, ISBN 3-929728-42-7, Seite 174, Quelle: Staatsarchiv Hamburg (Senatskanzlei-Präsidialabteilung, 1933 A 37)