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Longos

Longos (griechisch Λόγγος, in lateinischer Form: Longus) war ein griechischer Schriftsteller der Antike. Er ist der Autor des berühmten Hirten- und Liebesromans Daphnis und Chloe und der Zweiten Sophistik zuzuordnen.

Leben

Über sein Leben ist uns gar nichts bekannt. Alle Spekulationen zu seiner Herkunft fußen auf seinem einzigen Werk, dem Roman Daphnis und Chloe, das auf der Insel Lesbos handelt. Daher wurde er manchmal „Longos von Lesbos“ genannt. Die Herkunft ist jedoch durch nichts zu beweisen. Gleichwohl scheint Longos die Topographie von Lesbos gut gekannt zu haben, wie aus den Entfernungsangaben und Beschreibungen in seinem Roman hervorgeht.[1]

Auch die Lebenszeit des Longos lässt sich nur aus seinem Roman erschließen, dessen Abfassungszeit aufgrund stilistischer und inhaltlicher Besonderheiten sowie aufgrund einiger Realien heute allgemein in das Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. gesetzt wird.

Name

Der Name Longos war in der Antike häufig und ist auch durch Inschriften aus Lesbos belegt. Obwohl der Name Longos für den Autor von Daphnis und Chloe heute allgemein anerkannt ist, gab es Zweifel an seiner Echtheit. Wir besitzen nämlich nur zwei Handschriften, in denen der Roman überliefert ist. Der Codex Vaticanus bietet die folgende Überschrift des ersten Buches des Romans: ΛΟΓΓΟΥ ΠΟΙΜΕΝΙΚΩΝ ΤΩΝ ΚΑΤΑ ΔΑΦΝΙΝ ΚΑΙ ΧΛΟΗΝ ΛΟΓΟΣ ΠΡΩΤΟΣ, also: „Des Longos Hirtengeschichten über Daphnis und Chloe, erstes Buch“. Der Codex Florentinus bietet statt ΛΟΓΓΟΥ als Angabe des Autors ΛΟΓΟΥ, also „des Logos“. Da jedoch auch der Codex Olomucensis, der ein Exzerpt des Romans enthält, den Autor als Longos bezeichnet, wird es sich im Codex Florentinus um einen Abschreibfehler handeln.[2]

Werk

Longos vermischt in seinem Roman Elemente des antiken Liebes- und Abenteuerromans mit Motiven der Bukolik und entwickelt dabei eine eigene Art der Poesie in Prosa. Dabei legt der Autor seinem Erzähler einen Stil in den Mund, der in seiner Schlichtheit den Protagonisten, den einfachen Hirten, entspricht. Diesen verfeinert er aber durch virtuose Rhythmisierung und zahlreiche Endreime.[3]

Daphnis und Chloe werden als Säuglinge von ihren reichen Eltern ausgesetzt und von Hirten aufgefunden. Zu Beginn der Handlung ist er 15 Jahre alt, sie 13. Beide wachsen gemeinsam in gegenseitiger und unverdächtiger Zuneigung auf. Die Entwicklung dieser Zuneigung zur Liebe ist das Hauptthema des Romans. Der Liebesgott Eros fungiert bei Longos zugleich als Antriebsquelle der Dichtung, und darum ist der Roman auch ihm geweiht. Die Entführungen durch Piraten und andere Antagonisten, die sonst ein handlungstreibendes Element der antiken Romane darstellen, sind bei Longos zwar vorhanden, doch führen sie nicht zu ausgedehnten Irrfahrten, sondern bestärken unser Liebespaar auf seiner inneren Reise zum Erreichen der wahren Liebe. Schließlich werden die reichen Eltern gefunden, und das Liebespaar darf glücklich heiraten. Dennoch geben Daphnis und Chloe das schlichte Hirtenleben nicht auf.

Laaths Geschichte der Weltliteratur beschreibt das Werk als dem "allgemeinen Zuschnitt antiker Romane auf kunstvolle und durchaus poetische Weise" entsprechend, über dessen Geschehen ein märchenhafter Glanz schwebt, der im Walten des Eros "die lieblich verklärte, aber auch geheimnisvolle Weite des beglückendes Gottes" verkündet. Auch Goethe habe dieses literarische Werk geschätzt.[4]

Ausgaben und Übersetzungen

Die maßgebliche textkritische Ausgabe ist die von Michael D. Reeve (Teubner Leipzig 1982). Die als klassisch geltende Übersetzung ins Deutsche ist die von Friedrich Jacobs (Stuttgart 1832). Eine weit verbreitete und oft neu aufgelegte Übersetzung ist die von Otto Schönberger (Sammlung Tusculum, zuerst Berlin 1960). In der Collection Budé erschien 1987 die Ausgabe mit französischer Übersetzung von J.-R. Vieillefond. In der Loeb Classical Library erschien 2009 die Ausgabe mit englischer Übersetzung von Jeffrey Henderson. Die deutsche Übersetzung, die auch die Reime und den Rhythmus nachahmt, ist die von Ondřej Cikán und Georg Danek (Wien, Prag 2018).

Literatur

Wikisource: Longos – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. S. z. B. Ondřej Cikán / Georg Danek (Hg., Übers., Komm.): Longos: Daphnis und Chloë – Ein poetischer Liebesroman, Wien und Prag 2018, S. 302.
  2. S. Michael D. Reeve (Hg.): Longus: Daphnis et Chloe, Leipzig 1994 (3. Aufl.), S. 1.
  3. S. z. B. Ondřej Cikán / Georg Danek (Hg., Übers., Komm.): Longos: Daphnis und Chloë – Ein poetischer Liebesroman, Wien und Prag 2018, insb. S. 288–289.
  4. Erwin Laaths: Geschichte der Weltliteratur. Hrsg.: Europäischer Buchclub. Sonderausgabe Europ. Buchclub Auflage. Droemersche Verlagsanstalt, München 1953, S. 95.
Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
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