Lugau
Lugau ist eine Stadt im Nordwesten des Erzgebirgskreises in Sachsen. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Lugau. GeografieLugau liegt etwa 12 Kilometer südwestlich von Chemnitz und etwa 20 Kilometer nordöstlich von Zwickau am Nordrand des Erzgebirges. Der Großteil der Stadt befindet sich auf dem Höhenrücken zwischen dem Hegebach- und dem Würschnitztal. Der Ursprung der Stadt findet sich im Lugautal. Der in der Stadt im Pfarrwald entspringende Bach Lugau mündet in der Nachbargemeinde Gersdorf in den Hegebach, welcher wiederum in den Lungwitzbach mündet. An diesem Bach entlang zieht sich das ehemalige Waldhufendorf. Am Stadtrand liegt der Lorenzteich. Etwa 6 km südlich von Lugau befindet sich die große Kreisstadt Stollberg/Erzgeb. Östlich der Stadt Lugau befindet sich der ca. 300 ha große Steegenwald. NachbargemeindenIn der Umgebung grenzen folgende Städte und Gemeinden an Lugau:
StadtgliederungIm örtlichen Sprachgebrauch ist Lugau in Ober- und Niederlugau geteilt. Außerdem befinden sich am oberen Ende der Chemnitzer Straße der Ortsteil Neukirchberg, der jedoch in nur noch wenigen Karten aufgeführt ist. Der Ortsteil besitzt auch kein eigenes Ortsschild und ist somit völlig in die Stadt Lugau eingegliedert.
GeschichteLugau wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts als Waldhufendorf gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1438 als zcum Luge. Um 1470 schrieb man Lugk.[2] Bis ins 19. Jahrhundert blieb Lugau ein armes kleines Dorf. Im Jahr 1844 wurde Steinkohle gefunden und infolgedessen entstanden mehrere Bergwerke zu deren Abbau (Lugau-Oelsnitzer Revier). Dieser Aufschwung zog sehr viele neue Einwohner in die Region und innerhalb von 50 Jahren verzwanzigfachte sich die Einwohnerzahl auf ca. 8.000. Am 1. Juli 1867 geschah ein schweres Grubenunglück, durch den Schachteinsturz auf „Neue Fundgrube“ kamen 101 Bergleute ums Leben. Das Stadtrecht wurde Lugau 1924 verliehen. Nachdem die Kohlevorkommen im Revier erschöpft waren, begegnete man dem Wegfall von Arbeitsplätzen mit der Ansiedlung von verschiedenen Betrieben. Gebäude geschlossener Schachtanlagen wurden teilweise als Wohngebäude oder für gewerbliche Zwecke weitergenutzt. Im Jahr 1983 wurde der Motorsportclub Lugau gegründet, damals als MC Stahl Lugau. Seit dem 1. Januar 1994 bildeten Lugau, Erlbach-Kirchberg und Ursprung – seit 1999 nach Erlbach-Kirchberg eingemeindet – eine Verwaltungsgemeinschaft. Seit dem 1. Januar 2000 gehört auch die Gemeinde Niederwürschnitz dazu. Die Gemeinde Erlbach-Kirchberg wurde zum 1. Januar 2013 nach Lugau eingemeindet. Internationale Aufmerksamkeit erhielt Lugau durch das 1887 in London erschienene Buch von Margaret Roberts „The Fiddler of Lugau“, das die Lebensumstände während der Napoleonischen Kriege beschrieb. PolitikStadtratswahl 2024
Wahlbeteiligung: 67,5 % (2019: 61,8 %)
% 50 40 30 20 10 0 42,7 % 27,8 % 18,9 % 10,6 % n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
%p 12 10 8 6 4 2 0 −2 −4 −6 −0,7 %p +12,0 %p −2,9 %p −5,1 %p −3,3 %p Anmerkungen:
a Freie Wählergemeinschaft Lugau
StadtratDer Stadtrat setzt sich seit den Stadtratswahl am 9. Juni 2024 aus 18 Stadträten von 4 Parteien/Wählergruppen zusammen.[3] Dabei sind die Mandate wie folgt verteilt:
BürgermeisterSeit 2008 ist Thomas Weikert (Linke) Bürgermeister von Lugau. Zuletzt wurde er im Juni 2022 mit 97,8 % der gültigen Stimmen wiedergewählt.[7]
StädtepartnerschaftEs besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Sallaumines (Frankreich), welche sich auch in der Namensgebung der Sallauminer Straße wiederfinden lässt. StädtefreundschaftDie Stadt Penzberg im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau unterhält eine Freundschaft mit Lugau. Kultur und Sehenswürdigkeiten
BauwerkeDas wohl bekannteste Bauwerk in Lugau ist der „Alte Glockenturm“. Ebenso interessant ist das Rathaus. Das architekturgeschichtlich wertvollste Gebäude der Stadt, die „Meinertsche Spinnmühle“, nach seiner späteren Nutzung auch „Messingwerk“ genannt, wurde 2016 abgerissen. Der 1812 durch Johann Traugott Lohse errichtete Bau war eines der frühesten Zeugnisse der Industrialisierung in Sachsen. Im architektonischen Bereich findet man in Lugau weiterhin viele Industriezeugen der Bergbauzeit. Aus dieser Zeit ist auch die Eisengießerei Moritz Walther, deren Ruine sich in Richtung Oelsnitz im unteren Teil der Stadt befindet. Bekannt ist diese durch ihre Eisenguss-Kanaldeckelproduktion. So findet man dort produzierte Kanaldeckel heute noch zahlreich, vorrangig in Berlin. Auf dem Friedhof befindet sich ein vom Chemnitzer Bildhauer Delling geschaffener Obelisk zum Gedenken an das Grubenunglück von 1867. In der Lugauer Kreuzkirche befindet sich eine von der Firma Ladegast aus Weißenfels 1906 hergestellte pneumatische Orgel. Sie wurde am 13. Mai 2007 nach umfangreicher Restauration wieder geweiht.[8] Knapp hinter der Einmündung der Flockenstraße in die Stollberger Straße steht das alte Jägerhaus. Das inzwischen im Stadtkern befindliche Gebäude befand sich vor der Industrialisierung noch am Rand des Steegenwaldes, der in seiner Ausdehnung bis weit in das heutige Stadtgebiet reichte. Ehemalige BauwerkeIn der Umgebung fand man die aus den 1920er Jahren stammende Wirtshaus „Deutsche Eiche“, eines der ersten funktionalen Vergnügungszentren. Hier waren unter einem Dach Kino, Tanzsaal, industrielle Produktion (Strumpfwirkerei), eine Gaststätte und Wohnraum vereint. Erst mehrere Jahrzehnte später setzte sich dieses Prinzip in der Fläche durch und führte zu weiteren ähnlichen Funktionsbauten. Wandgemälde aus den 1920er Jahren und Puttenverzierungen erinnerten an die erfolgreichen Zeiten. Das Gebäude wurde Ende 2007 abgerissen. In Niederlugau befand sich die vom Baumeister Johann Traugott Lohse 1812 im klassizistischen Stil errichtete Meinertsche Spinnmühle. Es war eines der ältesten erhaltenen Fabrikgebäude Deutschlands und wirkte von außen wie ein Herrenhaus. Das wertvolle Baudenkmal befand sich bis zum Juli 2016 im Verfall. „Es ist ein Skandal“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Werkbundes, der Architekt Bernd Sikora.[9] Im Zeitraum von Anfang bis Mitte Juli 2016 wurde das Gebäude aufgrund der stetig wachsenden Gefährdung der umliegenden Anlieger durch das Landratsamt des Erzgebirgskreises abgebrochen.[10][11] Gedenkstätten
NaturdenkmälerDie durch den Steinkohlenbergbau in der Gegend entstandenen Abraumhalden sind jetzt teilweise nicht mehr als solche zu erkennen; sie waren früher weithin sichtbare prägende Bilder der Stadt. SportIn Lugau besteht ein vielfältiges Vereinsleben, vertreten sind dabei Motorsport MSC Lugau, Ringen Ringerverein Eichenkranz 1908 e. V., Tischtennis, Volleyball, Fußball mit Frauen- und Männermannschaft und Gymnastik. Auf einer ehemaligen Abraumhalde des Gottes-Segen-Schachts befindet sich die Rennstrecke Glück Auf. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen in den Kategorien Moto-Cross, Enduro und Geländewagen Offroad statt. Seine Bekanntheit erlangte der Kurs durch Internationale Deutsche Meisterschaftsläufe. Parks
Ein bereits vorhandener Weg wurde durch Asphalt befestigt um somit ein besseres Radfahren zu ermöglichen. Seit Fertigstellung besteht somit eine durchgängig asphaltierte Verbindung bis zum Freizeitgelände Alte Ziegelei in Niederwürschnitz. Veranstaltungen Kernstadt Lugau
Veranstaltungen OT Erlbach-Kirchberg
Alle Veranstaltungen im OT Erlbach-Kirchberg finden auf dem Badgelände statt. Veranstaltungen OT Ursprung
Wirtschaft und InfrastrukturVerkehrStraßenverkehr
Busverkehr
BahnverkehrLugau liegt an der Bahnstrecke Neuoelsnitz–Wüstenbrand, die seit 2003 (Richtung Wüstenbrand) bzw. 2018 (Richtung Neuoelsnitz) stillgelegt und entwidmet ist. Die nördliche Teilstrecke Lugau–Wüstenbrand wurde 2009 zurückgebaut. Auf deren Abschnitt Lugau–Ursprung wurde Ende 2013 ein Radweg namens „Kohlebahnradweg“ eröffnet.[12][13][14] Im Jahr 2018 wurde der Radweg bis Mittelbach weitergebaut. Die Fortsetzung bis Wüstenbrand steht noch aus.
Am 2. Dezember 1856 erhielt die Chemnitz-Würschnitzer Eisenbahngesellschaft die Konzession für eine Trasse, die bei Wüstenbrand an der Strecke Hauptbahn Dresden–Werdau begann und weitgehend geradlinig zu den bei Lugau gelegenen Bergwerken führte. Die Strecke wurde am 15. November 1858 für den Güterverkehr eröffnet. Fast vier Jahre später, am 1. August 1862, wurde auch der ursprünglich nicht geplante Personenverkehr aufgenommen. Um 1875 besaßen die meisten Lugauer Bergwerke einen Bahnanschluss. Am 15. Mai 1879 wurde die Erweiterung zum Bahnhof Neuoelsnitz (damals Bahnhof Höhlteich) eröffnet. Der größte Bahnhof auf der Strecke zwischen Wüstenbrand und Neuoelsnitz war der Bahnhof Lugau. Am 10. August 1990 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 28. September 1996 erfolgte auch offiziell die Einstellung des Güterverkehrs auf der Strecke. RadverkehrIm Jahre 2012 wurde damit begonnen, auf der stillgelegten Bahnstrecke Neuoelsnitz–Wüstenbrand im Bereich Lugau bis Querung S246 Abfahrt Leukersdorf den Kohlebahnradweg zu errichten. In den Jahren zuvor wurde dafür die ehemalige Bahnstrecke rückgebaut. Mit dem eigentlichen Trassenbau wurde Anfang 2013 begonnen. Im Oktober 2013 erfolgte die Eröffnung des Radweges. Im Jahr 2018 erfolgte die Eröffnung der Erweiterung bis Mittelbach. Zukünftig soll der Radweg auch bis Neuoelsnitz verlängert werden und das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge anbinden. Ansässige UnternehmenZwischen Lugau und Oelsnitz/Erzgeb. an der Pflockenstraße befindet sich ein Gewerbegebiet. Außerdem unterhält Lugau mit der Stadt Oelsnitz/Erzgeb. das Gewerbegebiet „Hoffeld“. Das größte Unternehmen in Lugau ist die BGH Edelstahl Lugau GmbH mit etwa 260 Mitarbeitern. Medien
BildungVorschulische Betreuung
Öffentliche Schulen
Private Schulen
Berufliche Bildung
Bibliothek
Museen
PersönlichkeitenSöhne und Töchter der Stadt
Personen mit Bezug zu Lugau
Literatur
WeblinksCommons: Lugau/Erzgeb. – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Einzelnachweise
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