Dieser Artikel befasst sich mit dem Musikinstrument Mandoline. Zum Gemüseschneider siehe Gemüsehobel. Siehe auch: Mandolin.
Die Mandoline ist ein seit dem 17. Jahrhundert bekanntes Zupfinstrument europäischer Herkunft aus der Familie der Lauteninstrumente. Von der Mandoline existieren zwei Bauformen, die sich in der Form des Korpus unterscheiden: die klassische Mandoline und die Flachmandoline.
Eine klassische Mandoline, auch neapolitanische Mandoline oder Rundmandoline, erkennt man an der tropfenförmigen und im Umriss einer Mandel ähnlichen Korpusform ohne Zarge. Der Instrumentenbauer spricht von der „Muschel“. Diese wird traditionell durch Verleimung von Holzspänen, ähnlich dem Korpus einer Laute, hergestellt und mit der Instrumentendecke verleimt. Die flache, meist an der breitesten Stelle geknickte Decke wird fast ausschließlich aus Fichtenholz gefertigt. Die Mensur beträgt bei der Prim-Mandoline 32–35 cm, bei der Sekund-Mandoline mit abweichender Stimmung 36–38,5 cm.[1]
Flachmandoline
In der folkloristischen Musik wird meist ein anders konstruierter Korpus bevorzugt. Er ist ähnlich dem der Violine, mit gewölbter Decke (Archtop), separat hergestellten Zargen und nur leicht gewölbtem Boden oder flach wie die Gitarre. Damit ist sie eine Kastenhalslaute.
In den Vereinigten Staaten wurden seit Anfang des 20. Jahrhunderts verschiedene Varianten der Flachmandoline mit Korpuseinschnitt (englisch Cutaway) und mit Schalllöchern in ƒ-Form („f-Löcher“) entwickelt. Einer der Pioniere bei der Entwicklung der Flachmandoline war der US-amerikanische Instrumentenbauer Orville H. Gibson. Gibson erhielt im Jahr 1898 ein US-Patent für die von ihm nach Geigenbauprinzipien entwickelte Bauform.
Weitere Varianten
eine frühe Form der Mandoline, oft Mailänder Mandoline genannt, wird entweder mit den Fingern oder mit einer Feder gespielt. Die gebräuchlichste Stimmung dieses 6-saitigen Instrumentes,[2] das von etwa 1660 bis 1820 gespielt wurde, war g – h – e′ – a′ – d″ – g″
portugiesische Halbrundmandoline
Gibson A-4 – tropfenförmige Flachmandoline mit rundem oder elliptisch geformtem Schallloch
Gibson F-5 – Flachmandoline, etwa ab 1919 von Lloyd Loar für Gibson entwickelt, mit f-Löchern, Cutaway und mit charakteristischer Schnecke an Korpus und Kopfplatte, heute wertvolle Sammlerstücke
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Mandoline in Deutschland in der Wandervogelbewegung beliebt. Das lag vermutlich unter anderem an ihrer handlichen Bauform. Im Laufe des 20. Jahrhunderts gewann sie in der zeitgenössischen Musik an Popularität. Ein wichtiger deutscher Komponist für Mandoline und Zupforchester des 20. Jahrhunderts war Konrad Wölki; ihm ist vor allem die musikwissenschaftliche Anerkennung der Mandoline und des Zupforchesters zu verdanken.
Spielweise
Die Mandoline wird mit einem Plektrum aus Kunststoff oder aus Horn (im 19. Jahrhundert aus Schildpatt) gespielt.
Das heute so bekannte Tremolo, eine wichtige Spieltechnik der Mandoline, ist bereits im 18. Jahrhundert belegt, zum Beispiel in der Mandolinenschule von Michel Corrette 1772, Kap. 10: «Il est a remarquer que sur la Mandoline on ne peut pas enfler les sons […] on fait un Trill qui est une repetition du même son sur une note». In der Literatur wird das Tremolo aber ab etwa 1840 verlangt. Der wichtigste Komponist der Romantik war Raffaele Calace (1863–1934), der mit Hilfe seines Bruders, des Instrumentenbauers Nicola Calace (1859–1923), das Instrument weiter entwickelte. Zu dieser Zeit gründeten sich die ersten Zupforchester.
Volksmusik und Bluegrass
Das Instrument fand im Folk-Revival der 1970er-Jahre bei jungem Publikum besondere Beachtung. Der Mandolinenspieler Erich Schmeckenbecher prägte mit dem Instrument den Klang des Duos Zupfgeigenhansel. Im rheinischen Karneval wurde die von Hans Süper im Colonia Duett gespielte Mandoline als „Flitsch“ zum Markenzeichen des Komödianten. In der amerikanischen Bluegrassmusik ist es Bill Monroes Verdienst, dass die Mandoline nicht nur rhythmisches Begleitinstrument, sondern auch ein gleichberechtigtes Soloinstrument wurde. Als besonders einflussreiche Virtuosen gelten David Grisman und Sam Bush. Chris Thile ist der einflussreichste junge Virtuose, der sich inzwischen auch im Bereich der klassischen Musik (mit einer Aufnahme der Bach-Violinsolostücke in Bearbeitung für Mandoline) hervorgetan hat. Vom brasilianischen Choro herkommend popularisiert Hamilton de Holanda derzeit die Mandoline im zeitgenössischen Jazz.
In der Gegenwart findet man die Mandoline im Orchester, in den verschiedensten Kammermusikensembles und als solistisches Instrument. Durch die zunehmende Anzahl an professionellen Mandolinenspielern wächst auch die Zahl der Komponisten, die für die Mandoline schreiben.