Kleine-Hartlage studierte Sozialwissenschaften,[4] Fachrichtung Politische Wissenschaft, an der Universität Duisburg-Essen (Diplom).
Er war nach eigenen Angaben von 1981 bis 1996 Mitglied der SPD und wandte sich dann der politischen Rechten zu.[5][6] Er verstand sich 2014 als „rechter Islamkritiker“[7] und ist seit 2007 Betreiber des „ideologiekritischen“ (Kleine-Hartlage)[8]Weblogskorrektheiten.com. Kleine-Hartlage schrieb u. a. in der Vergangenheit für die rechtskonservative Wochenzeitung Junge Freiheit,[9] den islamfeindlichen Blog Politically Incorrect (PI-News),[4] war 2012/2013 als Autor der Zeitschrift Sezession tätig und ist Kommentator bei der laut Julian Feldmann als rechtsextrem geltenden Monatszeitschrift Zuerst!.[10]
Kleine-Hartlage ist verheiratet und wohnt in Berlin.
Rezeption
Vom Bonner Politikwissenschaftler Lazaros Miliopoulos werden Kleine-Hartlages Thesen aus dem Buch Das Dschihad-System (2010) der radikalen Islamkritik zugeordnet.[11] Miliopoulos hält das Werk in einer Analyse im Jahrbuch Extremismus & Demokratie für einerseits durchaus streitbar und systematisch herausgearbeitet. Kleine-Hartlage nehme darin eine tendenziell konservative Position ein, trete für verpflichtende westliche Werte ein und argumentiere politisch inkorrekt. Er baue allerdings andererseits eine „Feindbildkonstruktion“ auf und fordere zur Bekämpfung des Islams als Politische Ideologie auf. Um seine These von der Feindseligkeit gegenüber Andersgläubigen im „System Islam“ zu belegen, führe er eine „einseitige Koranexegese“ durch. Im Gegensatz etwa zum kulturoptimistischen, islamkritischen Publizisten Hamed Abdel-Samad bewege er sich, ohne rassistisch zu sein, in eher kulturpessimistischem, islamfeindlichem Terrain.[12]
Der Historiker Volker Weiß führte aus, dass „Kleine-Hartlage […] als Verfechter der ‚konservativen Revolution‘ in Deutschland in einschlägigen Zirkeln zwischen den Zeitschriften ‚Junge Freiheit‘, ‚Sezession‘ und der Pro-Bewegung präsent“ sei. Kleine-Hartlage teile als Herausgeber die „politische Agenda“ des Bloggers und bemühe sich in seinen Kommentierungen um dessen „Rettung“.[15]
Nach dem Historiker und Gedenkstättenmitarbeiter Michael Sturm von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus polemisiert Kleine-Hartlage „gegen die strafrechtliche Sanktionierung der Shoa-Leugnung“. Es zeige sich darin ein „zentraler Wesenszug des Geschichtsverständnisses der ‚Neuen Rechten‘“, so Sturm. Kleine-Hartlage unterstelle in „verschwörungstheoretischer Diktion […] die Existenz eines geschichtspolitischen Masterplans“.[19]
Laut der Politikwissenschaftlerin Elke Rajal unterstellt Kleine-Hartlage Juden ein Interesse am Antisemitismus. Sie zitiert aus einem Beitrag Kleine-Hartlages in der Sezession, in dem er schrieb: „Es ist müßig, psychologisierend darüber zu spekulieren, […] ob der Politik, Feindseligkeiten zu provozieren, um sie dann als ‚Antisemitismus‘ zu mißdeuten und zu verdammen, ein unbewußter Rollenzwang zugrundeliegt, also der Wunsch, das eigene verinnerlichte Selbstbild als verfolgte Minderheit zu stabilisieren, das ohne ‚Antisemitismus‘ revisionsbedürftig wäre.“ Außerdem unterstellte Kleine-Hartlage dem Zentralrat der Juden in Deutschland eine „unaufhörliche deutschfeindliche Propaganda“.[21]
Schriften (Auswahl)
als Autor
Das Dschihad-System. Wie der Islam funktioniert. Resch, Gräfelfing 2010, ISBN 978-3-935197-96-0.
„Neue Weltordnung“. Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie? Edition Antaios, Schnellroda 2011, ISBN 978-3-935063-64-7.
Warum ich kein Linker mehr bin. Edition Antaios, Schnellroda 2012, ISBN 978-3-935063-69-2.
Die liberale Gesellschaft und ihr Ende. Über den Selbstmord eines Systems. Edition Antaios, Schnellroda 2013, ISBN 978-3-944422-30-5.
Die Sprache der BRD. 131 Unwörter und ihre politische Bedeutung. Verlag Antaios, Schnellroda 2015, ISBN 978-3-944422-27-5.
Die Besichtigung des Schlachtfelds. Verlag Antaios, Schnellroda 2016, ISBN 978-3-944422-28-2.
2017 veröffentlichte Kleine-Hartlage auf der Seite fanfiktion.de einen Fortsetzungsroman Die Unbestechlichen zu Harry Potter von Joanne K. Rowling. 2018 stellte er diesen Roman auf einer eigenen Seite zum kostenlosen Download zur Verfügung.[22] In einem Interview mit Politically Incorrect deutete Kleine-Hartlage an, dass sein Roman auch als politische Parabel verstanden werden kann.
↑Lenard Suermann, Schuld-Kult, In: Bente Gießelmann, Benjamin Kerst, Robin Richterich, Lenard Suermann, Fabian Virchow, Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe, Wochenschau Verlag 2019, S. 328.
↑Felix Schilk, Die Erzählgemeinschaft der Neuen Rechten, transcript Verlag 2024, S. 236.
↑Michael Sturm, Schicksal Heldentum – Opfergang, In: Martin Langebach, Michael Sturm, Erinnerungsorte der extremen Rechten, Springer 2015, S. 25.
↑ abOliver Wäckerlig: Das Fanal von Wangen. Der Schweizer Minarettdiskurs – Ursachen und Folgen. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2014, ISBN 978-3-639-49757-1, S. 252.
↑ abHelmut Kellershohn: Das Institut für Staatspolitik und das jungkonservative Hegemonieprojekt. In: Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe – Analysen – Antworten. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-01983-9, S. 460.
↑Michael Sturm: Schicksal – Heldentum – Opfergang. Der Gebrauch von Geschichte durch die extreme Rechte. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten (= Edition Rechtsextremismus. 101). Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00130-8, S. 25.
↑Lazaros Miliopoulos: Die Verhältnisbestimmung von Religion und Politik nach 9/11. Entwicklungenund Perspektiven unter besonderer Berücksichtigung des Islamismus. In: Thomas Jäger (Hrsg.): Die Welt nach 9/11. Auswirkungen des Terrorismus auf Staatenwelt und Gesellschaft (= Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik. Sonderheft 2). VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-18420-3, S. 911.
↑Alexander Häusler, Rainer Roeser: Geliebter Feind? Islamismus als Mobilisierungsressource der extremen Rechten. In: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung. transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2711-4, S. 305.
↑Christoph Bochinger: Religiöse Minderheiten zwischen Selbst- und Fremdbildern — Zur Wahrnehmung von Religion in modernen Gesellschaften. In: Dorothea Weltecke, Ulrich Gotter, Ulrich Rüdiger (Hrsg.): Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten. Vergangene und gegenwärtige Erfahrungen (= Geschichte). UVK, Konstanz u. a. 2015, ISBN 978-3-86764-536-2, S. 42.
↑Michael Sturm: Schicksal - Heldentum - Opfergang. Der Gebrauch von Geschichte durch die extreme Rechte. In: Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg.): Erinnerungsorte der extremen Rechten (= Edition Rechtsextremismus). Springer VS, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-00130-8, S. 25.
↑Elke Rajal: Offen, codiert, strukturell. Antisemitismus bei den „Identitären“. In: Judith Goetz, Joseph Maria Sedlacek, Alexander Winkler (Hrsg.): Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen „Identitären“. Marta Press, Hamburg 2018 (2. Aufl.), S. 323, 336.