Mary Fairfax war die Tochter von Admiral Sir William George Fairfax und seiner Ehefrau. Mary kam im Pfarrhaus in Jedburgh, Schottland, zur Welt, dem Haus der Schwester ihrer Mutter. Ihr Onkel, der Ehemann der Schwester, war Thomas Somerville (1741–1830), Autor einer Autobiografie (My Own Life and Times). Als ihr Vater feststellte, dass seine Tochter im Alter von neun Jahren kaum lesen und schreiben konnte, wurde ihr als einzige formale Schulbildung ein Jahr im Internat ermöglicht. Später ermutigte sie einzig der Onkel zu Studien. Sie brachte sich selbst Latein und Altgriechisch bei.
Aus erster Ehe (1804) mit Samuel Greig, einem entfernten Cousin, Hauptmann und russischem Konsul in London, hatte sie zwei Kinder: die Söhne Woronzow und William George. Als ihr erster Ehemann 1806 verstarb, ermöglichte ihr das Erbe, ihren wissenschaftlichen Interessen nachzugehen. Sie pflegte engen Kontakt zu intellektuellen Kreisen, darunter Walter Scott, Henry Brougham und John Playfair. Playfair verwies Greig für ihre Studien an seinen Schüler William Wallace. Wallace gab unter anderem die Zeitschrift Mathematical Repository heraus, an deren mathematischen Preisaufgaben sich Mary Greig beteiligte. Für eine Lösung erhielt sie eine Medaille, die erste von vielen Auszeichnungen.
1812 heiratete Mary Greig William Somerville (1771–1860). William Somerville war der Sohn ihres Onkels, Militärarzt und zudem ein dezidierter Förderer ihrer naturwissenschaftlichen Interessen. Mit William Somerville hatte Mary vier weitere Kinder. 1816 zog die Familie nach London und nahm rege am gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Leben teil. 1835 erhielt Somerville eine Pension von 300 Pfund von der Regierung. Mit ihrer Familie zog Mary Somerville 1838 nach Italien, wo sie fortan den Großteil ihres Lebens verbrachte (zuerst in Florenz, später in Neapel).[1] Ihren zweiten Ehemann überlebte Mary Somerville um zwölf Jahre und starb in Neapel im Alter von 91 Jahren. Sie ist dort im Cimitero degli Inglesi begraben.
Schaffen
Als Kind erhielt Mary Somerville bis auf ein Jahr im Internat keinerlei formale Bildung. Nach dem Verlassen des Internats brachte sie sich heimlich Algebra und Euklidische Geometrie bei, später beschäftigte sie sich mit Isaac NewtonsPrincipia und Pierre-Simon LaplacesMécanique céleste und avancierte zu einer der berühmtesten Autodidaktinnen ihrer Zeit.
Mit ihrem Wissen in Mathematik und Astronomie gewann sie die Anerkennung führender Wissenschaftler in Europa, noch bevor sie selbst allgemeine Berühmtheit erlangte. So sagte ihr Laplace, dass sie die einzige Frau sei, die seine Werke verstehe. 1831 publizierte Mary Somerville als Auftragsarbeit für die Society for the Diffusion of Useful Knowledge eine Übersetzung der Mécanique céleste von Laplace unter dem Titel The Mechanism of the Heavens in allgemeinverständlicher Sprache und Form, was ihr sofortige Berühmtheit einbrachte. Ihr Stil zeichnete sich durch Klarheit und Knappheit aus und zeugte von großem Enthusiasmus für die behandelten Themen.
Die Personal Recollections of Mary Somerville, die 1873 von ihrer Tochter Martha Somerville herausgegeben wurden, vermitteln sowohl eine Idee der Persönlichkeit der Mary Somerville als auch einen Rückblick auf die literarische und wissenschaftliche Gesellschaft ihrer Zeit.
Im Oktober 2017 brachte die Royal Bank of Scotland eine £10-Note mit dem Bild von Mary Somerville heraus.[5]
Im Bremer Stadtteil Horn-Lehe, im sogenannten Technologiepark, wurde eine Straße nach Mary Somerville benannt. In Herford erhielt die in Ost-West-Richtung durch den Bildungscampus Herford verlaufende Straße den Namen Mary-Somerville-Boulevard.
Robyn Arianrhod: Seduced by Logic. Émilie du Châtelet, Mary Somerville and the Newtonian Revolution. Oxford University Press, Oxford 2012 (darin: Somerville und die Leibniz-Notation, S. 161–175).
Gabriella Bernardi: The unforgotten sisters. Female astronomers and scientists before Caroline Herschel. Springer, Chichester 2016, ISBN 978-3-319-26125-6.
Kathryn A. Neeley: Mary Somerville. Science, Illumination, and the Female Mind. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-62672-2.
Annette Pohlke: „Princess of Parallelograms“ meets „Queen of Science“. Mary Somerville als Lehrerin, Freundin, Vorbild. In: Sybille Krämer (Hrsg.): Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen. Wilhelm Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5986-2, S. 35–51.
James Secord: Mary Somerville's vision of science. In: Physics Today. Band 71, Januar 2018.
Martha Somerville (Hrsg.): Personal Recollections, From Early Life to Old Age, of Mary Somerville. Roberts Brothers, Boston 1874 (Digitalisat). Reprint bei AMS Press, 1996, ISBN 0-404-56837-8.
Elisabetta Strickland: The Ascent of Mary Somerville in 19th Century Society. Springer 2016
R. A. P.: Mary Somerville. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Band 33, 1873, S. 190–197, bibcode:1873MNRAS..33..190..
Mary T. Brück: Biography: Mary Somerville, mathematician and astronomer of underused talents. In: Journal of the British Astronomical Association. Jg. 106, Nr. 4, 1996, S. 201–206, bibcode:1996JBAA..106..201B.
↑M. Oughton: Mary Somerville, 1780–1872. In: T. W. Freeman, M. Oughton, P. Pinchemel (Hrsg.): Geographers: biobibliographical studies. Band2. Mansell, London / New York 1978, S.109–111.
↑Petra Werner: Himmel und Erde. Alexander von Humboldt und sein Kosmos. Akademie, Berlin 2004, S.292.
↑Evelyne Keitel: Lyrik, Inzest und die Liebe zur Mathematik: Ein schwieriges Erbe für Lord Byrons Töchter. In: Luise F. Pusch (Hrsg.): Töchter berühmter Männer: Neun biographische Portraits (= Insel TB. 979). Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32679-0, S. 155–208, hier: S- 167–168.