Matthäus-Passion (Schütz)Die Matthäus-Passion (SWV 479), Originaltitel Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heiland Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus (Kapitel 26 und 27), ist ein geistliches Chorwerk von Heinrich Schütz. Es wurde im Jahre 1666 geschrieben, als Schütz auch die Johannes-Passion komponierte, und steht in g-Dorisch. Als Passion vertont das Werk den biblischen Passionstext und stellt in diesem Genre einen frühen Höhepunkt dar, wie Kurt Gudewill im Vorwort der Gesamtausgabe feststellt: „In den Historien von Heinrich Schütz kulminiert die Entwicklung der ausschließlich auf das Bibelwort gegründeten Passion; auf lange Zeit hinaus war sie abgeschlossen.“ BesetzungDie Besetzung (Gemischter Chor/SATB) ist, anders als in den berühmten Passionen Bachs, rein vokal. Folgende Rollen treten in dem Werk auf:[1]:
Der Chor ist meist vierstimmig besetzt mit Diskant, Alt, Tenor und Bass. Wenn aber die Hohenpriester im Vordergrund stehen, wechselt Schütz schon einmal in die dunklere Besetzung Alt – Tenor – Tenor – Bass. „Dunkle“ Szenen werden also effektvoll durch einen tieferen und dunkler klingenden Chorklang verstärkt[2]. Aufführung und liturgischer OrtUraufführung 1666Die Matthäuspassion hatte im Gottesdienst der Dresdener Schlosskirche ihren festen Platz. Sie wurde also für liturgischen Gebrauch geschaffen. Musikinstrumente durften während der Passionszeit wie vielerorts auch in Dresden in der Kirche nicht verwendet werden[3]. Selbst der Generalbass ist bei der Matthäuspassion von Schütz ausgeschlossen. Die Passion war ursprünglich für den Sonntag Judica bestimmt, den 5. Sonntag der Passionszeit.[4] EigenheitenWenn Heinrich Schütz das Werk in g-Dorisch schreibt und damit den althergebrachten f-Modus als Passionston verlässt, bricht er eine Tradition, die er in seiner Lukas-Passion noch aufrechterhalten hatte. Otto Brodde interpretiert dies so: „Der Evangelist Matthäus stellt Christus als den Schöpfer der neuen Gemeinde dar, eine grundlegende und darum für den Christen allgemeinverbindliche Aussage. Um solche grundlegende Allgemeinverbindlichkeit zu symbolisieren, nimmt Schütz die universelle Tonartengruppe, die in der Gabrieli-Schule die Mitte aller möglichen Affektlagen zeichenhaft symbolisiert“[5]. Schütz hat der Passion neben dem üblichen Introitus „Das Leiden uns’res Herren Jesus Christus, wie es beschreibet der heilige Evangeliste Matthäus“ einen etwa zweieinhalb Minuten dauernden Schlusschor „Ehre sei dir, Christe“ hinzugefügt. WiederentdeckungDas Werk wurde über 200 Jahre lang nicht aufgeführt und erst zu Beginn der 1880er Jahre auf Anregung Friedrich Spittas durch Arnold Mendelssohn in Bonn wiederaufgeführt. In der Originalfassung, also a cappella, wurde diese Passion 1929 auf dem zweiten Heinrich-Schütz-Fest in Celle erstmals wieder zu Gehör gebracht[6]. QuelleAls Quelle gilt die kalligraphisch ansprechende Handschrift von Johann Zacharias Grundig[7]. Literatur
Einzelnachweise
Weblinks
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